Glaube im Alltag

Meinung Sind wir solche Christen? Heute möchte ich Ihnen einfach eine Geschichte erzählen: Im Gebirge des Himalaya wanderte einst ein alter weiser Mann. Sein Weg führte ihn an einem Bach entlang.

Das Wasser war kristallklar und tanzte um Steine und Gräser. Wie er so dahinging, fielen ihm im Bachbett die hellen Kieselsteine auf. Wie viele Jahre wohl lagen sie schon darin, wurden mitgeschleppt, weitergetragen, wurden geschliffen und aneinander gerieben? Er dachte bei sich: Wie ein Strom fließt die Zeit über diese kleinen runden Steine hinweg. Da setzte er sich ans Ufer und sah zu, wie die Steine umspült wurden von dem klaren frischen Wasser. Und er bückte sich, griff in den kalten Bach hinein und holte so einen kleinen hellen Kieselstein heraus. Und er rollte den runden Stein in seiner Hand. Plötzlich kam dem alten weisen Mann ein Gedanke. Ich muss doch einmal nachsehen, sprach er zu sich, ob der Stein innen auch so glatt und nass ist. Und er schlug den Stein auf einem Felsbrocken auf, der neben ihm am Ufer des Baches lag. Und siehe da, der kleine Kieselstein splitterte. Im Innern aber war er ganz trocken. Da wurde der weise Mann sehr nachdenklich. Da liegt der Stein im Wasser und wird innen nicht nass. Nur außen an seiner Oberfläche befindet sich die Feuchtigkeit. Im Innern aber ist er trocken, und er ist nicht glatt, sondern zersplittert. Das Wasser kann nicht schuld sein, dachte der weise Mann, es ist frisch und klar, es erneuert sich ständig. Vielleicht ist der Stein oder seine Oberfläche nur zu hart, dass das Wasser nicht eindringt. Und der weise Mann dachte weiter. Genauso ist es mit dem Christentum in Europa. Von außen besehen sind die Christen ganz angetan von ihrer Lehre, aber im Innern hat es keine Wirkung, da ist es trocken und keine runde Sache mehr. Am Christentum selbst kann es nicht liegen, die Botschaft ist frisch und klar. Vielleicht haben nur viele Christen eine harte und abgeschliffene Außenhaut ... Johannes Eiswirth Dekanatsreferent im Dekanat St. Willibrord Westeifel

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