Goldene Zeiten für die Windkraft

Prüm · Die Energiewende wird deutlich mehr Windräder in das Prümer Land bringen. Dort will man die neuen Anlagen möglichst stark konzentrieren, um das Landschaftsbild zu erhalten. Für die Gemeinden wird ein Solidarpakt angestrebt, damit möglichst viele von den zusätzlichen Einnahmen profitieren.

Prüm. Die Ausweitung der Windkraft wird das Landschaftsbild im Prümer Land verändern - stärker noch als in anderen Regionen. Denn landesweit sollen in Zukunft zwei Prozent der Flächen für die weißen Riesen ausgewiesen werden, so hat die rot-grüne Landesregierung das Ziel formuliert. Doch weil die Eifel zu den Gebieten zählt, wo der Wind am häufigsten und am stärksten weht, wird es nach Ansicht von Aloysius Söhngen, Bürgermeister der Verbandsgemeinde (VG) Prüm, im Prümer Land nicht bei den zwei Prozent bleiben: "Das werden mehr werden." Aktuell sind 1,2 Prozent der VG als Windpark ausgewiesen, und schon jetzt scharren viele mit den Hufen, um sich neue Flächen zu sichern. "Ich habe den Eindruck, es wird oft Energiewende gesagt und Verdienst gemeint", sagt Söhngen.
Seine Verwaltung steht nun vor der Aufgabe, den Flächennutzungsplan an die neuen Vorgaben des Landes anzupassen. Das Ziel: die neuen Standorte so weit wie möglich zu konzentrieren. "Das wäre für das Landschaftsbild ausgesprochen hilfreich", sagt Söhngen. Für dieses Ziel gibt es auch im VG-Rat einen fraktionsübergreifenden Konsens.
Einer der Knackpunkte ist der bewaldete Höhenrücken um den Schwarzen Mann. Anders als bisher ist der Wald nicht mehr grundsätzlich als Standort ausgeschlossen.
Der Schwarze Mann ist zwar ein spezielles Schutzgebiet für Tiere und Pflanzen (FFH-Gebiet), aber auch dieser Status schützt nicht mehr per se vor der Ausweisung als Windkraftstandort, sondern nur, wenn eine "erhebliche" Beeinflussung vorliegt, was im Einzelfall zu prüfen ist, sagt Söhngen. Weil der Höhenrücken zudem weit sichtbar sei und damit das Landschaftsbild besonders stark beeinflusst werde, müsse man mit Bedacht vorgehen.
Bis Mai soll das beauftragte Planungsbüro nun die Kriterien wie Mindestabstände zu Orten und Mindestgrößen der neuen Windparks ausarbeiten, ehe der neue Flächennutzungsplan im VG-Rat und den Ortsgemeinden beschlossen werden kann. Neues Baurecht für Windräder werde es nicht vor Mitte 2013 geben, sagt Söhngen.
Modelle für Solidarpakt


In den nächsten Monaten soll außerdem geklärt werden, ob ein Solidarpakt zwischen den Ortsgemeinden verwirklicht werden kann, damit nicht nur einzelne Gemeinden von den zusätzlichen Einnahmen profitieren. Das wäre die Chance, die Windkraft einerseits zu konzentrieren, andererseits hätten dann alle etwas davon, sagt Söhngen. Mögliche Modelle sollen den Gemeinden demnächst vorgestellt werden.
Ein weiterer Gedanke, der geprüft werden müsse, ist die Frage, ob man wie andere Verbandsgemeinden selbst als Energieerzeuger auftrete und in eigener Regie Windkraftanlagen betreibe.
"Das ist aber nicht risikolos", sagt Söhngen. Zumal man derzeit nicht über das nötige Fachwissen verfüge. Daher sei er bei einer kommunalen Energieerzeugung eher skeptisch.Meinung

Überzeugungsarbeit ist notwendig
Die Aussicht auf schnelles Geld aus Windkraft treibt so manchem Bürgermeister die Eurozeichen in die Augen - was angesichts der knappen Kassen auch nicht weiter verwundern kann. Umso schwieriger wird das Unterfangen, einen Solidarpakt zwischen allen 44 Orten der Verbandsgemeinde Prüm auf die Beine zu stellen. Denn wenn die neuen Windkraftflächen auf wenige Orte konzentriert werden sollen, hängt es auch an genau diesen wenigen Orten, ob der Solidarpakt funktioniert. Denn sie müssten mehr oder weniger freiwillig auf Einnahmen verzichten. Da ist noch viel Überzeugungsarbeit notwendig. Denn klar ist: Nur mit einem Modell, das die Einnahmen auf alle verteilt, lässt sich der Frieden zwischen den Gemeinden wahren. Denn alle müssen mit den Einschränkungen durch die zahlreicher werdenden Windräder leben, da sollten auch alle davon profitieren - unabhängig davon, auf welchem Land sie nun stehen. c.brunker@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort