Gotik-Gebäude droht Abriss-Birne

DASBURG. Das älteste Haus der Westeifel könnte schon bald in Schutt und Asche liegen. Das Haus Trost in Dasburg soll der Neugestaltung des Dorfplatzes weichen - sehr zum Verdruss des Vereins "Historisches Dasburg" und der Bitburger Denkmalschützerin Marie-Luise Niewodniczanska.

Das Haus Trost in Dasburgs Ortsmitte: Was seit etlichen Jahren nur wenig Beachtung gefunden hat und nur so vor sich her dümpelt, ist praktisch über Nacht zu der "wissenschaftlichen Entdeckung des wohl ältesten Profanbaus der Westeifel" geworden. Die Bitburger Professorin Marie-Luise Niewodniczanska hat das im Besitz der Gemeinde Dasburg befindliche Gebäude erst kürzlich auf eigene Faust und auf eigene Kosten dendrochronologisch (siehe Stichwort) untersuchen lassen. Das Ergebnis: Die im Haus verwendeten Balken stammen eindeutig aus den Jahren 1471/72. Und nun fragt sich die Expertin: "Haben wir es hier mit einer Wandlung vom Abriss-Projekt zum einzigen spätgotischen Wohn- und Speicherhaus der Westeifel zu tun?".Haus Trost soll Parkplätzen weichen

Danach sieht es im Augenblick nichts aus: Die Gemeinde Dasburg plant nämlich, das Haus abzureißen und das Areal für die Neugestaltung des Dorfplatzes zu nutzen. Obwohl der endgültige Beschluss dazu noch nicht gefallen ist, weil sich der Rat Ende Januar mehr oder weniger öffentlich vertagte, läuft alles darauf hinaus, dass der Mittelalter-Bau demnächst Parkplätzen zu weichen hat. Während sich Dasburgs Ortsbürgermeister Helmut Kremer gewohnt wortkarg gibt ("Ich weiß selbst noch nichts. In den nächsten Wochen wird es sich herausstellen"), bestätigt der Arzfelder Verbandsgemeinde-Bürgermeister Patrick Schnieder, es gebe tatsächlich die Vermutung, dass es sich hier um einen kulturhistorischen Wert handeln könne. Zudem hätten sich der Zuschuss-Bescheid für die Dorfplatzgestaltung aus dem Mainzer Innenministerium und das Ergebnis der wissenschaftlichen Untersuchung zeitlich "gekreuzt". Allerdings stellt sich laut Schnieder die Frage, ob nur die Balken aus dem Mittelalter stammen oder das ganze Haus: "Da gibt es städtebaulich verschiedene Meinungen." Wenn das Gebäude für den Denkmalschutz in Frage komme, müsse man auch dazu stehen. Gleichwohl wirft Schnieder ein, dass im Bewilligungsbescheid in Höhe von 112 000 Euro auch EU-Mittel enthalten seien. Noch in diesem Jahr müsse das Projekt angegangen werden. Der im vergangenen Jahr gegründete Verein "Historisches Dasburg" kämpft indes weiter hartnäckig für einen Stimmungswandel zugunsten des Hauses Trost. "Das Haus ist nicht nur wegen der Platzierung, sondern auch durch seine Größe ortsbildprägend", argumentiert Vorsitzender Christian Nosbüsch. Zudem befinde es sich immer noch in einem sehr guten Zustand. Nosbüsch: "Das Haus ist es wert, sich darüber ernsthafte Gedanken zu machen."Potenzieller Kaufinteressent steht vor der Tür

Das sieht auch Niewodniczanska so: "Es handelt sich bei diesem spätgotischen Bau um eine große Rarität der über die Jahrhunderte immer wieder von Kriegen heimgesuchten Grenzregion." Deshalb fordert sie: "Zunächst einmal müssen die bisherigen Pläne der Platzgestaltung aufgehoben werden, um später ein neues Konzept zu finden, das die dominierende Rolle dieses wertvollen Hauses betont." In diesem Fall stünde aufgrund der "Einmaligkeit" die Gemeinde zusammen mit der Verbandsgemeinde und dem Kreis in der Verantwortung, mahnt sie. In einem Brief an die Ortsgemeinde Dasburg und an die Verbandsgemeinde Arzfeld hat Christian Nosbüsch inzwischen alle Hebel in Bewegung gesetzt, die Verantwortlichen zum Nachdenken zu bewegen. Nosbüsch bittet darum, keine vorschnelle Entscheidung zu treffen, sondern zunächst die finanziellen Grundlagen mit dem vor der Tür stehenden potenziellen Kaufinteressenten und den anderen Behörden zu klären. Zu diesen Behörden zählt auch die Kreisverwaltung Bitburg-Prüm. Die teilt mit, das Haus Trost sei bei der letzten amtlichen Denkmäler-Inventarisierung nicht aufgenommen worden, weil es nach Teilzerstörungen im Zweiten Weltkrieg "in einer Weise wiederaufgebaut wurde, die keinerlei Hinweise auf das Alter des Gebäudes ermöglichte". Das heißt: "Die Denkmalfachbehörde kommt nach Würdigung aller einschlägigen Belange zu dem Ergebnis, dass der Zeugniswert des Gebäudes durch die teilweise Kriegszerstörung und den nur in reduzierter Form erfolgten Wiederaufbau ausgelöscht wurde und damit auch die Denkmaleigenschaft untergegangen ist." Was die Einbindung des Hauses in den neuen Dorfplatz angeht, verweist Kreis-Pressesprecher Rudolf Müller auf die Zuständigkeit der Gemeinde Dasburg. Und auch bei der Beantwortung der Frage, ob bereits zugesagte Zuschüsse verloren gingen, wenn das Haus nicht abgerissen würde, hält sich der Kreis Bitburg-Prüm bedeckt: "Diese Frage kann im Augenblick nicht abschließend beantwortet werden, da dies eine neue Beschlussfassung der Ortsgemeinde voraussetzen würde."

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