BITBURG/TRIER Da geht noch was am Petersplatz

BITBURG/TRIER · Die Grabungen in der Innenstadt bringen „Bitburger Spezialitäten“ ans Tageslicht.

 Beim Blick von oben sind die Reste der Nordmauer der Peterskirche zu sehen. Sie südliche Mauer liegt wohl unterhalb des Optikerladens. Das Foto ist von einem Quadrokopter (Drohne) im Dezember aus zehn Metern Höhe aufgenommen worden.

Beim Blick von oben sind die Reste der Nordmauer der Peterskirche zu sehen. Sie südliche Mauer liegt wohl unterhalb des Optikerladens. Das Foto ist von einem Quadrokopter (Drohne) im Dezember aus zehn Metern Höhe aufgenommen worden.

Foto: TV/Rebecca Otto

Sie ist eine kleine

Schönheit und besteht aus Alman-

din, einem Edelstein, oder aber aus

Glas, das steht noch nicht genau

fest. Klar ist, dass sie zu einem Frauengewand gehört hat und mehre-

re Jahrhunderte in der Friedhofs-

erde der Peterskirche „verbracht“

hat. Der Archäologe Lars Blöck zeigt beim TV-Gespräch im Landesmu-

seum Trier das Foto der zerbrechli-

chen Gewandspange aus dem 5. Jahrhundert, die – mit versilbertem

Messing gefasst – bereits restauriert

wurde.

Diese Fibel sowie eine weitere aus

dem Frühmittelalter und eine aus

römischer Zeit sind die ersten Fun-

de aus dem Grabungsfeld am Peters-

platz 2019. Die etwa vier Zentime-

ter große römische Fibel aus einer

Kupferlegierung ist aber nicht so

ansehnlich wie die oben beschrie-

bene – eher so „nullachtfünfzehn“,

wie der wissenschaftliche Leiter der

Grabungen in Bitburg formuliert.

Die Fibeln sind jedenfalls Beleg

dafür, dass schon sehr früh Bestat-

tungsplätze angelegt wurden. Das

Fundstück aus der Römerzeit wird

nicht weiter ausgewertet und auch

nicht restauriert. Es könnte allen-

falls im Rahmen einer Doktorar-

beit wieder Beachtung finden, sagt

der 43-Jährige, der Prioritäten set-

zen will. Das muss er auch, denn ei-

gentlich sollte ja schon Ende 2018

Schluss sein mit dem Graben und

Forschen am Petersplatz.

Und demnächst braucht er auch

ein Grabungsteam in Wittlich.

Da bei den Baumaßnahmen am

Petersplatz aber noch einige Bode-

narbeiten anstehen – wie ein zwei-

tes Baumloch – kann das Grabungsteam noch weiterarbeiten. Dabei

hat es auch eine bemalte Nische des Kellers weiter freigelegt. Sie gehört zu einem sogenannten Streifenhaus, das zwischen dem 1. und 3. Jahrhundert auf dem Platz gestanden haben muss. Und Teile des Kirchturms der Peterskirche wurden freigelegt mit wiederum römischem Baumaterial darunter.

Die mit roter Farbe verzierte Ni-

sche bot Platz für Lampen, der Kel-

ler war mit Wandmalereien ge-

schmückt, die Wände leicht verputzt

und mit Fugenstrich versehen, der

Fußboden aus Lehm, fasst der Ar-

chäologe zusammen. „Hier wurde

Aufwand betrieben, und das muss

einen Grund gehabt haben, viel-

leicht traf man sich im Keller zu

Bierverkostungen“, überlegt der Ex-

perte. Bierverkostungen würden ir-

gendwie zu Bitburg passen. In dem

Bereich konnte das Grabungsteam

aber nicht tiefer gehen, da kein Bau-

antrag vorliegt. Nische und Mauer-

reste sind en bloc ins Landesmu-

seum transportiert worden und

warten auf die Restaurierung.

Eine Besonderheit hat der Ar-

chäologe noch in petto. So wurde im Grabungsfeld ein römischer Brunnen entdeckt. „Und die Brunnenabdeckung ist eine Bitburger Spe-

zialität - ein Sandsteinquader, wie

schon welche im Hof am Rathaus

zu sehen sind.“

Und die Peterskirche? Ihr liegt

nach Einschätzung der Experten

eine sogenannte Memoria zugrun-

de. Das ist ein Gedenkbau, den eine

sehr wichtige wohlhabende - nen-

nen wir sie mal „Bitburger“– Fami-

lie für einen verstorbenen Angehö-

rigen angelegt hatte. Die Menschen

dieser Zeit lebten die römische Tra-

dition weiter, so Blöck. Und das be-

zieht sich auch auf die Bestattungen. Aus der Memoria oder Eigenkir-

che entstand dann in mehreren

Bauphasen schließlich die Peters-

kirche. Und das erklärt auch, war-

um es zwei Kirchen in Bitburg gab.

Spannend findet der Archäologe

aber nach wie vor den freigelegten

roten Estrich (opus signinum), der

noch nicht alle Geheimnisse preis-

gegeben hat. Er besteht aus Kalk-

mörtel mit Ziegelbeschlag. Nach

Blöcks Einschätzung könnte er von

einem spätrömischen Gebäude

stammen. Das wäre merkwürdig,

weil es dann vor dem Castrum be-

dense beziehungsweise außerhalb

gestanden hätte.

„Die andere Alternative ist, dass

es sich um den Estrich einer frühen

Kirche handelt“, sagt der Archäo-

loge. Da es keine klare Baustruktur

gibt und keinen Grundriss, ist die

Einordnung schwierig. Eines aber ist

ebenso Bestandteil des Estrichs und

das ist Holzkohle -und die ist ver-

räterisch: Denn das Alter von Holz

lässt sich mit Hilfe der C–14-Me-

thode herausfinden. Blöck tendiert

dazu, dass der Bitburger Estrich ein

römischer ist, weil er qualitativ bes-

ser ist als der, der bei den Grabun-

gen am Prümer Hahnplatz freigelegt

wurde. Der Prümer Estrich stammt

aus dem Mittelalter.

Diese Art Estriche gebe es laut

Blöck seit der Römerzeit und bis

ins 11./12. Jahrhundert hinein.

Und die Römer hätten es aber bes-

ser drauf gehabt mit der Fertigung

als die Menschen des Mittelal-

ters. Jedenfalls sollen Holz-Proben

in Mannheim auf ihr Alter hin in den  Reiss-Engelhorn-Museen unter

sucht werden. Belegt sind am Pe-

tersplatz die römische Besiedlung

und der Friedhof aus dem Mittel-

alter. Weitere Erkenntnisse könn-

te noch das zweite Baumloch brin-

gen. „Das muss beobachtet werden,

 Der Mauerblock mit der halbrunden Nische befindet sich jetzt im Landesmuseum Trier.

Der Mauerblock mit der halbrunden Nische befindet sich jetzt im Landesmuseum Trier.

Foto: TV/Ralf Mayeres
 Hat mehrere Jahrhunderte im Erdreich ausgeharrt: Die kleine  Scheibenfibel  datiert aus der Zeit um 500 n. Chr.

Hat mehrere Jahrhunderte im Erdreich ausgeharrt: Die kleine Scheibenfibel  datiert aus der Zeit um 500 n. Chr.

Foto: Tv/Thomas Zuehmer
 Bei der Fibel mit den grünen Glaseinlagen und der gepunkteten Folie aus Kupferlegierung im Zentrum handelt es sich um eine Scheibenfibel aus der Zeit um 600 n. Chr.

Bei der Fibel mit den grünen Glaseinlagen und der gepunkteten Folie aus Kupferlegierung im Zentrum handelt es sich um eine Scheibenfibel aus der Zeit um 600 n. Chr.

Foto: TV/Thomas Zuehmer

so Blöck, „das ist eben Archäologie.“

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