Grabungen an der Römervilla in Blankenheim

Blankenheim · Die Gemeinde Blankenheim freut sich: Ihre Römervilla ist Teil des Projekts "Erlebnisraum Römerstraße". Die Grabungsarbeiten haben begonnen. Bald kann das Bodendenkmal neu präsentiert werden.

Blankenheim. Die Römervilla in Blankenheim wird ein "touristisches Juwel": Denn bald kann das Bodendenkmal, das eines der größten römischen Landgüter des Rheinlands war, ansprechend präsentiert werden.
An elf Stellen ist derzeit die Bonner Grabungsfirma ArchaeoNet damit beschäftigt, Grabungen durchzuführen. "An den tiefsten Stellen müssen wir bis auf 1,40 Meter runter", sagt Grabungsleiter Dr. Cornelius Ulbert. An diesen Punkten soll später das Fundament für eine riesige, begehbare Konstruktion aus Cortenstahllamellen entstehen. Damit wird dann die gesamte Front des ehemaligen Portikus (offener Säulengang) des Gebäudes nachgebildet. Riesige Ausmaße hatte das frühere Hauptgebäude der Villa: Auf 70 mal 22 Metern lebten die Römer. Erich Schell erläutert das weitere Vorgehen: Wenn das Modell des Portikus stehe, werde das Terrain an der Römervilla angeschüttet, so dass eine ebene Fläche entstehe. Damit könne die archäologische Stätte geschützt werden. Nur zwei Bereiche bleiben offen, die als "archäologische Fenster" genutzt werden sollen. Unter anderem handelt es sich dabei um das ehemalige Bad des Gutshofes. Die Römervilla verfügte nämlich über eine gehobene Ausstattung mit Fußbodenheizung und einem ansehnlichen Badetrakt.
Bodenverhältnisse geprüft


Bevor die Bauarbeiten beginnen können, dokumentieren die Archäologen drei Wochen lang mit bis zu fünf Personen die Bodenverhältnisse an den Stellen, die später wegen der Fundamente verändert werden. Grabungsleiter Dr. Cornelius Ulbert: "Als Archäologe tut es einem natürlich leid, dass man intakte Befunde durchstechen und abräumen muss. Aber es ist immer so: Wenn wir ausgraben, zerstören wir."
Tief vergrabene Rätsel


Eine neue Erkenntnis haben die Wissenschaftler bereits gewonnen: "Die Stratigrafie, also der unterschiedliche Aufbau der Schichten, besteht noch. Das können wir jetzt dokumentieren." Die Römervilla war bereits 1894 erstmals ausgegraben worden, doch das Terrain verkam im Laufe der Zeit. 1930 wurde erneut gegraben, danach wurde die Fläche wieder verfüllt. "Die alten Grabungen wurden ganz anders dokumentiert als heute", sagt Ulbert. So sei nirgends verzeichnet, welche Funde man damals gemacht habe.
Im Rahmen des Strukturförderungsprogramms "Regionale 2010" wurde ein Entwurf der Architekturbüros Schneider und Schumacher aus Frankfurt ausgewählt, mit dem die Blankenheimer Römervilla Teil des Projektes "Erlebnisraum Römerstraße", die sich von Köln nach Trier zieht, wird. 19 Städte und Gemeinden sind beteiligt, Projekte mit einem Volumen von 7,5 Millionen Euro werden insgesamt gestemmt. Die Gemeinde Blankenheim erhält davon für Maßnahmen zur Erschließung der Agrippastraße, der Einrichtung eines Dokumentationszentrums im Gildehaus und der neuen Präsentation der Römervilla insgesamt 1,8 Millionen Euro an Mitteln. Den Rest der Gesamtkosten von 2,2 Millionen muss Blankenheim selbst übernehmen.
Wie die Kommune mitteilt, seien jetzt bereits die ersten Gewerke - Erd-, Beton- und Stahlarbeiten - ausgeschrieben worden. Am 20. Oktober werde der Rat endgültig über die Auftragsvergaben entscheiden.
Vor Ort informierte Grabungsleiter Ulbert, dass man anhand der Grabungen sehr genau erkennen könne, dass die Römervilla irgendwann einmal abgebrannt ist und wieder neu errichtet wurde. "Wir rätseln immer noch darüber, wann das passiert sein könnte. Bisher haben die Archäologen noch nichts gefunden, womit sie dieses Ereignis genauer dokumentieren könnten", sagt Ulbert. "Ich bräuchte ein paar Münzen", meint er.
Baugeschichte


Bisher sei vermutet worden, dass es im zweiten Jahrhundert nach Christus zu der Zerstörung gekommen sei. "Gerne würde man einen Zusammenhang zu den damals stattfindenden Germaneneinfällen (um 270 nach Christus) finden", sagt er. Im vierten Jahrhundert hätten die Römer dann wahre "Protz-Villen" errichtet. Die Brandschicht aus alten Ziegeln, auf der die Römer den neuen Bau errichtet haben, ist heute noch sehr deutlich erkennbar. "Die Nivellements sind perfekt", schwärmt der Archäologe von der Präzision der antiken Baumeister, denen auf einer Strecke von 50 Metern nur ein Höhenunterschied von einem halben Zentimeter unterlief. Aber die Römer haben ja noch ganz andere Dinge geschafft, wie zum Beispiel den Bau einer riesigen Wasserleitung von der Eifel nach Köln, die wir heute als Römerkanal bezeichnen.

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