Gransdorfer in Mötsch verhaftet

Bitburg-Mötsch/Gransdorf · Heutzutage sind Reisepässe selbst bei Fahrten ins westliche Ausland kaum noch nötig. Im Preußen war das im 19. Jahrhundert anders. Dort war sogar für Reisen im Inland ein Reisepass notwendig. Zwei Gransdorfer beantragten ein solches Dokument für eine Fahrt ins Saarland. In der Eifel half ihnen das allerdings wenig.

Bitburg-Mötsch/Gransdorf. Wenn man von der Eifel oder der Mosel auf der Autobahn ins Saarland fährt, grüßt gleich hinter Hermeskeil ein freundliches Hinweisschild, dass jetzt das Saarland erreicht ist. Dorf geschichten

Dann fallen schon mal Bemerkungen wie: "Habt Ihr die Pässe dabei? Gleich kommt die Einreisekontrolle." Das ist dann scherzhaft gemeint. 1851 war jedoch ein "Reisepass im Inlande" erforderlich, wenn Eifeler ins Saarland wollten, obwohl beide Gegenden zum selben Staat, zu Preußen, gehörten. Zu diesen Reisegenossen gehörten im Mai 1851 zwei Männer aus Gransdorf im heutigen Eifelkreis Bitburg-Prüm, damals Kreis Wittlich: Der 28-jährige Heinrich Reinarts und der 40-jährige Peter Mertes beantragten die Ausstellung von Reisepässen zur Fahrt über Trier nach Saarbrücken. Der Grund ihrer Reise ist im Pass vermerkt. Es ging darum, "als Eisenbahnarbeiter in Arbeit zu treten". Die beiden sind offenbar aus dem Saarland wieder gesund und munter nach Hause gekommen. Doch dann geschah etwas für sie völlig Unerwartetes. Offensichtlich waren sie der Meinung, dass der für das Saarland geltende Reisepass auch im Raum Bitburg seinen Wert behalte. Daher machten sich die beiden auf den Weg nach Mötsch, heute ein Bitburger Stadtteil. In den Akten der Bürgermeisterei Gransdorf ist nicht vermerkt, was sie am 2. März 1853 in Mötsch wollten oder ob sie auf der Rückfahrt vom Saarland waren. Aber die Akten berichten, dass sie dem Bitburger Gendarm "bei einer Patrouille in der Gemeinde Mötsch" als Ortsfremde aufgefallen sind und "wegen Mangel an gültigem Pass" in Gewahrsam genommen wurden. Lediglich den für das Saarland zwei Jahre zuvor ausgestellten Reisepass zeigten die beiden vor. Das aber reichte dem Bitburger Gendarm nicht, weil dessen Gültigkeit abgelaufen war. Er steckte die beiden in eine Arrestzelle und benachrichtigte den Bitburger Bürgermeister. Der informierte seinen Amtskollegen von der Bürgermeisterei Gransdorf, "dass ich die Verhafteten entlassen habe", und zwar mit der Auflage, sich "sofort nach ihrer Heimat zu begebe". Dieser wiederum gab dem Gransdorfer Ortsvorsteher Schuh den Auftrag, ihn beim Eintreffen der Ausflügler zu informieren. Schuh notierte am 4. März 1853 kurz und knapp: "Die beiden Mertes und Reinarts sind hier angekommen." Dieser Vorfall ist auch der Grund, dass die beiden Reisepässe bis heute erhalten sind. Denn sie wurden vom Amtsbürgermeister konfisziert und in den Akten der ehemaligen Bürgermeisterei Gransdorf abgelegt. ger

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