Grenzüberschreitende Arbeit für die Patienten

Prüm/St Vith · Radiologische Untersuchungen ohne einen eigenen Facharzt: Das ist im Prümer St. Joseph-Krankenhaus dank einer grenzüberschreitenden Kooperation mit der Klinik in St. Vith möglich. Gesundheitsministerin Malu Dreyer freut sich über die gelungene Zusammenarbeit.

Prüm/St. Vith. "Wenn man aus der Luft auf unsere Region hinunterblickt, sind die Grenzen fast nicht zu sehen", sagt Harald Mollers, Gesundheitsminister der Deutschsprachigen Gemeinschaft (DG) Ostbelgiens. Genauso solle es auch für die Patienten sein. Einen wichtigen Schritt in diese Richtung haben die Krankenhäuser Prüm und St. Vith nun vollzogen.
Seit drei Jahren arbeitet man am Aufbau einer Kooperation bei der Radiologie. Denn in Prüm gibt es zwar einen entsprechenden Magnetresonanztomographen, kurz MRT, aber keinen festen Radiologen, der aus den Aufnahmen von Knien, Hüften oder Köpfen eine Diagnose ermitteln kann - der nächste sitzt im ostbelgischen St. Vith.
In einem EU-Projekt sind nun für insgesamt 1,75 Millionen Euro beide Standorte aufgerüstet und mit einer geschützten Leitung verbunden worden, so dass die Aufnahmen ohne Zeitverlust von Prüm nach St. Vith übermittelt werden können. Dort wertet ein Facharzt die Bilder aus und schickt die Diagnose umgehend zurück.
"Teleradiologisches Netz" nennt sich diese Zusammenarbeit, von der in diesem Jahr bereits 126 Menschen profitiert haben. "Dieses Angebot wird bereits gut angenommen und wir hoffen, dass es so weitergeht", sagt Bernd Koch, Geschäftsführer der Caritas Trägergesellschaft West, des Trägers des Prümer Krankenhauses. Den Hauptteil der Kosten dieses Modellprojekts, rund 800 000 Euro, hat die Europäische Union (EU) getragen. 500 000 Euro hat das Krankenhaus Prüm aufgewendet, 300 000 Euro das Krankenhaus in St. Vith. Das Land Rheinland-Pfalz gab 150 000 Euro hinzu.
"Das ist der Beginn einer wunderbaren Zusammenarbeit", sagt die rheinland-pfälzische Gesundheitsministerin Malu Dreyer. Sie freue sich über dieses sehr innovative Projekt, das dazu beitrage, die wohnortnahe Versorgung auf einem hohen medizinischen Niveau zu gewährleisten. Denn das sei das klare Ziel. Noch immer gebe es bei der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit viele Schwierigkeiten, "aber das nehmen wir als Herausforderung für uns selbst an". Ihr Amtskollege Mollers erinnerte an die seit Jahren guten Kontakte zwischen den beiden Krankenhäusern. Denn gerade im ländlichen Raum und im Grenzgebiet seien Kooperationen wie jetzt zwischen den Krankenhäusern oder zwischen den Rettungsdiensten notwendig für eine gute und schnelle Versorgung.
Allerdings sind noch nicht alle Schwierigkeiten überwunden: Denn bislang dürfen nur stationär aufgenommene Patienten über das teleradiologische Netz untersucht werden. Für ambulante Patienten fehlt dem Prümer Krankenhaus noch die Genehmigung der Kassenärztlichen Vereinigung (KV), wie der kaufmännische Direktor Andreas Fidelak erklärt.
Für den Radiologen Georg Huppertz aus St. Vith ist diese Erlaubnis aber entscheidend für den langfristigen Erfolg. Man brauche mindestens 20 Patienten pro Woche, damit sich die Verbindung auch finanziell dauerhaft lohne, diese Zahl sei aber nur mit den stationären Patienten nicht zu erreichen. Bis wann die Erlaubnis vorliege, kann Fidelak allerdings derzeit nicht abschätzen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort