Grenzüberschreitende Erinnerungsarbeit am Westwall

Prüm · Mit dem Projekt Kunstsymposium Westwall setzen sich der Naturpark Nordeifel und sieben Künstler mit der bewegenden Vergangenheit des Walles auseinander. Die ungewöhnlichen Arbeiten können ab dem 30. September auf dem Schwarzen Mann und seiner Umgebung erlebt und bestaunt werden.

 Die Künstler Tanja Mosblech, Matthias Lehmann, Werner Bitzigeio, Rolf Wickert und Ernst Görgen vom Naturpark Nordeifel (von links) zeigen einen der an einen Bunker erinnernden Wurfkästen. TV-Foto: Katharina Späth

Die Künstler Tanja Mosblech, Matthias Lehmann, Werner Bitzigeio, Rolf Wickert und Ernst Görgen vom Naturpark Nordeifel (von links) zeigen einen der an einen Bunker erinnernden Wurfkästen. TV-Foto: Katharina Späth

Prüm. Bunkerähnliche Wurfkästen für Wildkatzen, Stereoscope, eine Raumklanginstallation - das Kunstsymposium Westwall ist eine grenzüberschreitende Erinnerungsarbeit an das kulturelle Erbe der Verteidigungsanlage. Die Künstler aus Luxemburg, Belgien und Deutschland konzipieren rund um die Spuren der Vergangenheit, die sich auf dem Schwarzen Mann finden lassen, vier Projekte.
Der Bildhauer Rolf Wickert fertigt in Zusammenarbeit mit Fachleuten aus dem Naturschutz (BUND) möglichst optimale Wurfkästen für Wildkatzen an. Dass sie Bunkeranlagen ähneln, ist kein Zufall. Wickert greift Elemente dieser Architektur auf und verbindet sie mit den Bedürfnissen von Wildkatzen. "Das Innere bietet verschiedene Hindernisse für die Jungtiere. Somit müssen sie erst eine gewisse Selbstständigkeit erreichen, bevor sie ihr Zuhause verlassen können", erklärt Rolf Wickert. "Die Kästen werden in Tarnfarben angemalt. Im Laufe der Zeit verwittern sie dann in Silber- und Grautönen." Das Äußere der Behausungen erinnere an die strenge Geheimhaltung der Bunkeranlagen während des Krieges, aber vor allem an ihre heutige Funktion als Biotope. Sie bieten inzwischen für viele selten gewordene Tierarten einen Lebensraum. Nach der Vernissage am 30. September werden Wickerts sogenannte "Stepping Stones" an geheimen Plätzen in Deutschland, Luxemburg und Belgien aufgestellt. So wird den Wildkatzen ein ungestörtes Leben gewährleistet.
Die Tänzerin Anne Mareike Hess, der Bildhauer Matthias Lehmann und die Malerin Tanja Mosblech werden bei der Vorstellung ihr Gemeinschaftsprojekt "Ansichten" präsentieren. Dabei handelt es sich um Nachbauten eines Stereoscops, das üblicherweise an Aussichtspunkten den Blick auf Sehenswürdigkeiten preisgibt. Vier dieser Objekte werden rund um den Bunker S8 am Schwarzen Mann aufgestellt und ein weiteres am Großkampenberg mit Blick auf eine Höckerlinie. "Da die Anlagen unter Denkmalschutz stehen, kann man an ihnen keine Hand anlegen", sagt Matthias Lehmann. Tanja Mosblech führt fort: "Mit Hilfe unserer Fernrohre können wir den Orten doch etwas hinzugeben, indem wir beispielsweise 3D-Objekte, malerische Elemente oder Tanzeinlagen beifügen." Mit dem Blick durch die Stereoscope sehe der Besucher somit Illusionen der Orte, auf die die Fernrohre gerichtet sind.
Das dritte Projekt "Projektionen in der Landschaft" von Gottfried Schumacher, Katarina Veldhues und Werner Bitzigeio besteht aus zwei Teilen: Zum einen werden während nächtlicher Busfahrten entlang der Bunker- und Höckerlinie für Besucher Foto- und Filmsequenzen in die Landschaft projiziert. Zum anderen findet in dem Explosionskrater Kalvarienberg in Prüm eine Raumklanginstallation statt. "Die Besucher werden Ausschnitte aus Interviews von Zeitzeugen der Detonation hören und dabei Projektionen vorgeführt bekommen", sagt Werner Bitzigeio.
Finanziell unterstützt wird das Projekt von der Interreg, dem Kultusministerium, der Deutschsprachigen Gemeinschaft und von privaten Sponsoren. ksp

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort