Großeinsatz: Und wieder qualmt es hinter der Eisentür

Echtershausen · Er kann es nicht lassen: Der Mann, der mit seinen Kellerexperimenten vor knapp einem Jahr in Echtershausen für einen Großeinsatz sorgte, hat gestern erneut die Rettungskräfte in Atem gehalten. Verletzte gab es glücklicherweise nicht, dafür aber verärgerte Anwohner und Feuerwehrmänner.

Großeinsatz: Und wieder qualmt es hinter der Eisentür
Foto: Agentur Siko

In Echtershausen treffen sich alte Bekannte. Sie tragen Handschuhe, schwere Kleidung und Helme. Einige von ihnen haben Sauerstoffflaschen auf dem Rücken. Andere warten auf Anweisungen. So wie beim letzten Mal, nur dass es diesmal insgesamt weniger hektisch zugeht. Beinahe schon routiniert.

Diesmal keine Evakuierung, kein Dekontaminationslager und kein Expertenteam der Berufsfeuerwehr Ludwigshafen. Dafür aber erneut ein ausreichendes Aufgebot an Feuerwehr und DRK. Auch das THW ist vor Ort, das Ordnungsamt und natürlich die Polizei. Und der Kampfmittelräumdienst. Der wird benötigt, weil die Ursache für diese außerplanmäßige Expertentagung in Echtershausen eine gezündete Rauchgranate gewesen sein soll.

Es ist dasselbe Haus, derselbe Keller und derselbe Mann wie vor knapp einem Jahr. Damals, an Fronleichnam, hatte der heute 51-jährige Helmut L. in seinem Keller mit gefährlichen Chemikalien experimentiert und dabei einen Brand verursacht. An diesem Karfreitag jedoch bleibt der Keller kalt. Dafür aber dringt erneut verdächtiger Qualm durch die Ritzen der schweren Eisentür.

Weißer Rauch steigt auf

Verena Hübchen, die in dem neuen Haus gegenüber wohnt, ist die Erste, die gewarnt wird. Der 51-Jährige sei zu ihr rübergekommen und habe ihr gesagt, sie solle besser die Fenster schließen, erklärt sie dem Polizeibeamten. "Es wäre aber nichts Schlimmes, hat er gesagt, worauf wir dann nachgeschaut und gesehen haben, wie dicker weißer Rauch aus dem Keller steigt." Kurze Zeit darauf, so gegen halb eins, kam dann die alarmierte Feuerwehr. Und mit ihr auch nach und nach die Nachbarn, vor deren Augen sich an diesem Nachmittag annähernd die gleichen Szenen abspielen wie vor einem Jahr. Wieder tragen Männer mit Atemschutzgeräten Behälter mit verdächtigem Inhalt aus dem Keller.

"Der macht noch immer genau so weiter wie vorher", schimpft ein Anwohner. Er hat - vorsichtig ausgedrückt - wenig Verständnis dafür, dass "diesem Treiben kein Ende gesetzt wird". Und auch die Feuerwehrleute sind sauer. Die schnell reifende Erkenntnis, dass erneut ein freier Feiertag flöten geht, lässt die Sympathiewerte des Hobbychemikers weiter in den Keller sinken. Dort übrigens hat sich der Mann auch zunächst verschanzt. Er nämlich hat wenig Verständnis dafür, dass die Feuerwehr alarmiert wird. Und so kommt er auch erst wieder aus dem Keller, als zwei Polizeibeamte ihn eindringlich dazu auffordern.

Was genau er während dieser Zeit im Keller gemacht hat, bleibt sein Geheimnis. Eine Vermutung ist die, dass er die Reste der Rauchgranate, die den Qualm verursacht haben soll, irgendwie hat verschwinden lassen. Möglicherweise aber ist die Ursache auch eine ganz andere. Der Mann jedenfalls bestreitet, eine Granate gezündet zu haben. Und auch die Polizei hat Zweifel, will aber zur Ursache nichts Weiteres sagen, bis die Ermittlungen abgeschlossen sind.

Eine Nebelgranate im Auto

Nur so viel ist klar: Der Kampfmittelräumdienst ist nicht ganz umsonst in Echtershausen. So findet sich im Auto des 51-Jährigen eine Nebelgranate, die der Mann im Wald gefunden haben will. Auch im Haus sind verrostete Patronen, von denen einige noch scharf sind. Und wo man schon dabei ist, werden sicherheitshalber auch die fünf alten Gewehre beschlagnahmt.

So gegen halb vier ziehen die insgesamt rund 50 Rettungskräfte nach und nach ab. Die Chemikalien werden in blaue Kunststoffbehälter geladen und weggebracht. Weißer Phosphor ist dabei. Und Blausäure. Auf einer Flasche steht Sangria. Doch was letztlich in den zahlreichen Töpfen, Dosen und Flaschen wirklich drin ist, weiß keiner so genau.

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