Großes Interesse für kleine Bauern

Bitburg · Um die Situation der armen Kleinbauern in den Ländern Südamerikas, Afrikas und Asiens zu verbessern, will Bitburg ebenfalls seinen Beitrag leisten und nun zur Fairtrade-Stadt werden. Im Bitburger Rathaus wurde das Projekt am Montagabend vorgestellt.

 Hendrik Meisel, Referent für entwicklungspolitische Bildung und fairen Handel, erläutert den Zuhöhrern im Bitburger Rathaus das Fairtrade-Prinzip. TV-Foto: Uwe Hentschel

Hendrik Meisel, Referent für entwicklungspolitische Bildung und fairen Handel, erläutert den Zuhöhrern im Bitburger Rathaus das Fairtrade-Prinzip. TV-Foto: Uwe Hentschel

Bitburg. Dass es im Leben nicht immer fair zugeht, bekommen auch die Besucher des Bitburger Rathaussaals zu spüren. Wer einen Sitzplatz mit Tisch hat, der hat vor sich auch eine kleine Flasche Sprudel stehen. Alle anderen, die hinten sitzen, gehen leer aus. Wobei diese Zweiklassengesellschaft von der Stadt sicher nicht gewollt war, sondern offensichtlich damit zusammenhängt, dass nicht mit so vielen Besuchern gerechnet wurde. Rund 50 Bitburger sind ins Rathaus gekommen. Das sind zwar nicht ganz so viele wie bei der Präsentation der Innenstadtring-Pläne im vergangenen Sommer, dafür aber hat der Nutzen dieser Veranstaltung eine Dimension, die weit über die Stadtgrenzen hinausreicht. Denn Bitburg möchte eine Fairtrade-Stadt werden und damit - wie bereits deutschlandweit rund 200 Städte - dazu beitragen, die Ausbeutung von Kleinbauern in südlichen Ländern zu bekämpfen. Denn Fairtrade-zertifizierte Bauernkooperativen, von denen es weltweit rund 1000 gibt, erhalten für ihre Produkte einen Mindestlohn und darüber hinaus auch Prämien für Gemeinschaftsprojekte, die dazu beitragen, die Situation vor Ort zu verbessern. Zudem verzichten Faitrade-Betriebe auf Kinderarbeit und setzen auf ökologischen und von Gentechnik freien Anbau.Bereits 2012 hat der Stadtrat einen Beschluss dazu gefasst. Nun soll das Vorhaben konkret werden. Aus diesem Grund ist auch Hendrik Meisel im Raum. Er ist Referent für entwicklungspolitische Bildung und Fairen Handel und hat sich auf den Weg nach Bitburg gemacht, um dort das Prinzip des Fairen Handels (Fairtrade) und die Bedingungen zur Anerkennung als Fairtrade-Stadt zu erläutern (siehe Extra). Er sei bereits am Nachmittag am Bahnhof in Erdorf angekommen und von dort dann mit dem Taxi nach Bitburg gefahren, sagt Meisel. Und auf dieser Fahrt habe ihn der Taxifahrer dann mit seinem umfassenden Fairtrade-Wissen überrascht, erzählt der Referent, so dass er keine Bedenken habe, dass die Zertifizierung für Bitburg ein Problem werden könnte.Wie Meisel erklärt, gibt es bereits 70 Länder, in denen das Prinzip des Fairen Handels umgesetzt werde. Und zu den Fairtrade-Produkten zählten längst nicht nur Kaffee, Kakao oder Tee, sondern neben Kleidung auch Holz und Gold. Zudem habe sich vor allem beim Kaffee die Qualität deutlich verbessert, sagt der Referent mit Blick auf den wenig magenfreundlichen Nicaragua-Kaffee aus den Anfangsjahren des Fairen Handels: "Meine Magenschleimhaut für die Solidarität - das ist längst vorbei." uheExtra

Um das für jeweils zwei Jahre gültige Zertifikat als Fairtrade-Stadt zu erhalten, müssen fünf Kriterien erfüllt sein: 1. Ein entsprechender Beschluss des Stadtrats (liegt bereits vor). 2. Die Gründung einer lokalen Steuerungsgruppe, im Idealfall mit Vertretern aus Verwaltung, Handel, Vereinen, Kirche und Medien (Interessenten können sich dazu bei Elfriede Grewe, Leiterin der Bitburger Betriebs- und Verwaltungsgesellschaft unter Telefon 06561/968310 melden). 3. Eine Stadt mit der Größe wie Bitburg muss mindestens vier Geschäfte und zwei Gastronomiebetriebe vorweisen, die jeweils mindestens zwei Fairtrade-Artikel im Sortiment haben. 4. In öffentlichen Einrichtungen wie Schulen, Vereinen und Kirchen sollen ebenfalls Fairtrade-Waren verwendet und zudem Bildungsaktionen zum Thema umgesetzt werden. 5. In den örtlichen Medien müssen pro Jahr mindestens vier Artikel, in denen über die Aktivitäten auf dem Weg zur Fairtrade-Stadt berichtet wird, publiziert werden. uhe

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