Gründliche Recherche und künstlerische Freiheit
Was fasziniert die Autorin Martina Kempff an Karl dem Großen? Hält sie sich akribisch an die historischen Fakten? Und gab es tatsächlich eine Muslima, die am Aachener Dom mitgearbeitet hat? Diese und andere Fragen stellte die TV-Redakteurin Stefanie Glandien Martina Kempff.
Der Mutter Karls des Großen haben Sie ein ganzes Buch gewidmet, ebenso wie seiner letzten Liebe. In Ihrem neuen Roman spielt Karl der Große wieder eine zentrale Rolle. Was fasziniert Sie so an diesem Mann?
Martina Kempff: Am Anfang meiner Beziehung zu Karl stand seine Mutter Bertrada, die ich übrigens in der Eifel entdeckt habe. Unter anderem habe ich ihr in meinem Roman "Die Königsmacherin" deshalb ein Denkmal gesetzt, weil sie sich - was männliche Historiker oft verschweigen - mit diplomatischen Mitteln um Frieden in Europa bemühte. Ihr Sohn hat dann weite Teile Europas unter seiner Herrschaft vereinigt. Mit dem Schwert. Ich wünsche mir, dass die Europäer heute sein Erbe so verstehen, dass sie die Einigung mit anderen Mitteln vollenden.
Im neuen Roman dreht sich die Geschichte um den Kuppelbau des Aachener Doms. Kein unbedeutender Bau, über den schon viel geschrieben wurde. Haben Sie manchmal Angst, in Ihren historischen Büchern etwas Falsches zu schreiben?
Kempff: Nein, davor habe ich keine Angst, weil ich alle Informationen immer gründlich abklopfe.
Sind zum Beispiel Historiker unterschiedlicher Meinung, picke ich mir die heraus, die am besten zu meiner Romanhandlung passt. Bei "Die Gabe der Zeichnerin" haben mich diverse Fachleute, allen voran der Aachener Dombaumeister Helmut Maintz, beim Schreiben begleitet und hinterher die fachlichen Infos abgesegnet. Zudem habe ich einen technisch sehr versierten Mann, dessen eingebauter Fehlerdetektor immer rechtzeitig angeschlagen hat.
Was ist das Besondere an Ihrem neuen Buch?
Kempff: Es ist der erste Roman, der eine Erklärung für das bisherige Rätsel liefert, wie die Kuppel des Aachener Doms gewölbt worden sein könnte.
Dass in meinem Buch eine Muslima daran mitwerkelt, ist zwar historisch nicht verbürgt, aber Sie dürfen das getrost als meinen Beitrag zur heutigen Integrationsdiskussion verstehen.
Auf jeden Fall lesen sollte es jeder, der …?
Kempff: … sich gern ein Buch lang ins Mittelalter versetzen lassen will, sich dabei gut unterhalten und ganz nebenbei was dazulernen möchte. sn