50 Jahre Kreis Bitburg-Prüm Über die erste Sitzung des Kreistages und die Unausgewogenheit der ersten Stunde
BITBURG/PRÜM · Der Gründung Kreises Bitburg-Prüm vor 50 Jahren folgte wenig später auch die erste Kreistagssitzung. Ein Blick auf die Zusammensetzung des damaligen Gremiums.
(uhe) Wenn die Mitglieder des Kreistages nach der Wahl das erste Mal zusammenkommen, ist das Gruppenfoto auf der Treppe vor dem Haupteingang der Kreisverwaltung obligatorisch.
Bei den Mitgliedern des ersten Kreistages vor 50 Jahren wurde aber scheinbar im Vorfeld des Fototermins vergessen, darauf hinzuweisen, dass nichts dagegen spreche, den historischen Moment mit ein wenig Begeisterung im Gesicht zu würdigen. Die Männer rund um den von ihnen einstimmig gewählten Landrat Karl Vogt blicken recht leidenschaftslos in die Linse. Gleiches gilt auch für Maria Kundenreich.
Die Hausfrau aus Bitburg ist im ersten Kreistag, der sich am 10. Dezember 1970, gut einen Monat nach der Gründung des Kreises Bitburg-Prüm, zur konstituierenden Sitzung trifft, das einzige weibliche Mitglied. Was einer Frauenquote von weniger als drei Prozent entspricht.
Frauen hatten also in den Gründungsjahren des Kreises einen insgesamt recht mageren Einfluss auf politische Entscheidungen. Doch waren sie nicht die einzige Minderheit. Von den 36 Mandaten im Kreistag gingen allein 23 an die CDU. Die SPD hatte neun Sitze und die Wählergruppe Wirtz die restlichen drei. Um Entscheidungen in ihrem Sinne durchzusetzen, war die CDU also nicht auf die Zustimmung der anderen beiden Fraktionen angewiesen.
Darüber hinaus zeigt sich in der Zusammensetzung des ersten Kreistages auch noch etwas anderes: Zwei Drittel des Gremiums kommen aus dem Altkreis Bitburg, der flächenmäßig deutlich kleiner (785 Quadratkilometer) als der Altkreis Prüm (915) ist, dafür aber auch mehr Einwohner und Gemeinden hat. Im Prümer Kreis leben vor der Verwaltungsreform etwas mehr als 39 000 Menschen in 141 Gemeinden, im Altkreis Bitburg sind es 57 000 Männer und Frauen in 154 Gemeinden.
Dieses Verhältnis ändert sich im Zuge der Kommunalreform auch noch ein wenig.
Denn einige Gemeinden des Altkreises Prüm werden dem 1970 ebenfalls neu zusammengesetzten Nachbarkreis Daun zugeordnet, wohingegen im Süden des nun gemeinsamen Kreises einige Gemeinden aus den Kreisen Bernkastel-Wittlich und Trier-Saarburg hinzukommen.
Vergleicht man die Zusammensetzung des Kreistages von 1970 mit der des aktuellen, so ist durchaus eine Entwicklung erkennbar. Allem voran auch, was die Größe des Gremiums betrifft. Der aktuelle Kreistag besteht nämlich inklusive des Landrats und der Beigeordneten aus 45 Mitgliedern.
Darunter sind 14 Frauen, womit der Kreistag von einer paritätischen Verteilung der Sitze zwar noch weit entfernt ist, aber immerhin eine gute Entwicklung in diese Richtung erkennen lässt.
Auch die politische Zusammensetzung hat sich stark verändert. Zwar dominieren die Christdemokraten im Kreistag nach wie vor, inzwischen sind dort neben CDU und SPD aber auch Vertreter von fünf weiteren politischen Gruppierungen (FWG, Bündnis 90/Die Grünen, FDP, AFD und Die Linke). Nach wie vor unausgeglichen ist die Herkunft der Kreistagsmitglieder. Zwei Drittel der Mandatsträger haben ihren Wohnort im südlichen Kreis.
Eines aber hat sich seit der ersten Sitzung des Kreistages definitiv zum Positiven entwickelt. Der aktuelle Kreistag blickt auf dem Foto, das 2019 anlässlich der ersten Sitzung des zuvor neu gewählten Gremiums gemacht wurde, weitaus freundlicher in die Kamera.