Grundschulen Hellenthal: Alles auf Anfang

Der Kompromiss ist geplatzt: Die drei Grundschulen Hellenthal, Reifferscheid und Udenbreth können sich nicht zu einem Verbund zusammenschließen, bei der die Reifferscheider Schule konfessionslos geführt wird und die beiden anderen Konfessions-Schulen werden. Die Bezirksregierung sucht nun einen neuen Weg.

 Die Udenbrether Kinder und Eltern setzen sich für ihre Grundschule ein. Foto: Manfred Hilgers

Die Udenbrether Kinder und Eltern setzen sich für ihre Grundschule ein. Foto: Manfred Hilgers

Hellenthal. (ROL) Es war ein langer und zäher Kampf, wie die Grundschulen in der Gemeinde Hellenthal künftig organisiert werden sollen. Ein Kampf, der letztlich mit einem Kompromiss endete: Der Rat hatte Anfang Februar beschlossen, die drei Grundschulen Hellenthal, Reifferscheid und Udenbreth formal aufzulösen und dann zu einem Verbund zusammenzuschließen.

Die Intention: Die Reifferscheider Schule sollte als Hauptstandort - weil zahlenmäßig die größte Schule in der Gemeinde - ohne konfessionelle Bindung geführt und die beiden anderen Teilstandorte Konfessions-Schulen werden. Doch das geht nicht. So hat zumindest die Bezirksregierung in Köln entschieden und das der Gemeinde Hellenthal mitgeteilt. Bürgermeister Rudolf Westerburg und seine Verwaltung wollen nun "alles auf Anfang" setzen. "Wir könnten zwar rein formal mit dem bestehenden Beschluss weitermachen, doch im Sinne von Transparenz und Klarheit würden wir gerne einen anderen Weg gehen", sagt das Gemeindeoberhaupt. Demnach gebe es nun zwei Szenarien. Die eine Variante ist, alles so zu lassen, wie es derzeit ist. "Dies halte ich allerdings für die schlechteste Variante", meint Westerburg. Denn das bedeute über kurz oder lang den "unweigerlichen Tod einer Schule" - nämlich der kleinsten. Das wäre im konkreten Fall die Udenbrether Grundschule.

Neues Szenario, ähnliches Modell



Das zweite Szenario ist dem bereits beschlossenen Modell ähnlich - aber eben nur ähnlich. Die drei Schulen würden demnach auch formal aufgelöst und anschließend wieder zu einer zusammengefasst. Auch in diesem Fall wäre die Schule Reifferscheid als größte der Hauptstandort. Doch, und dies dürfte der Knackpunkt sein, mit dem die Bezirksregierung ihre Ablehnung des vom Hellenthaler Rat beschlossenen Modells begründe: Entweder es werden alle Standorte konfessionell gebundene Schulen oder keiner. "So zumindest interpretiert die Bezirksregierung die Gesetzestexte", sagt Hellenthals Bürgermeister.

Für ihn ist diese Entscheidung sicherlich sehr ärgerlich. Hatte Westerburg doch alle Hebel in Bewegung gesetzt, diesen Kompromiss herbeizuführen. Denn BVH- und CDU-Fraktion kämpften vehement für die Konfessionsgebundenheit. Während die anderen Fraktionen vor allem den Vorteil sahen, bei konfessionslosen Schulen die entsprechenden Lehrerstellen ausschließlich nach der Qualifikation besetzen zu können und nicht ein Glaubensbekenntnis als zusätzliche Voraussetzung zu haben. Mit dem beschlossenen Modell hatte Rudolf Westerburg einen Kompromiss geliefert. Den hatte er sogar mit dem zuständigen Staatssekretär im NRW-Schulministerium in Düsseldorf abgesprochen.

Noch am Nachmittag vor der Ratssitzung im Februar war die Lösung mit dieser "Konfessions-Mischform" erarbeitet worden. Die Fraktionen konnten darüber erst am Abend in der Sitzung informiert werden. Nach einer kurzen Beratungspause und anschließender Diskussion hatten die Politiker sich mit 22 Ja-Stimmen gegen die zehn Nein-Stimmen der CDU-Mitglieder für Westerburgs Kompromiss-Vorschlag entschieden.

Was viele in "Bier-Fragen" wohl als Erfolg werten würden, verursacht in Hellenthal gedrückte Stimmung: "Leider hat sich Köln gegen Düsseldorf durchgesetzt", sagt Westerburg. Dass der Bescheid von der Kölner Bezirksregierung allerdings erst nach sieben Wochen in Hellenthal eingetroffen sei, interpretiert Rudolf Westerburg so: "Da hat es sicherlich intensive Beratungen zwischen Ministerium und Bezirksregierung gegeben."

Doch wie geht es nun weiter? Rudolf Westerburg hat folgenden Fahrplan erdacht: Er werde dem Rat in seiner nächsten Sitzung am 22. April vorschlagen, seinen eigenen Beschluss aufzuheben - wegen besagter Transparenz. Dann solle sich der Bildungsausschuss erneut mit dem Thema befassen. "Hoffentlich wird das diesmal sachlicher über die Bühne gehen als beim letzten Mal", sagt Westerburg. Sollte der Ausschuss dann eine Empfehlung an den Rat aussprechen, solle diese auf jeden Fall auch den Schulkonferenzen zur Diskussion vorgelegt werden. Dann würde das Thema wieder im Rat behandelt. Dieser würde letztlich "nur" die Schulform bestimmen.

Entscheidet sich der Gemeinderat für das Modell mit der Zusammenlegung der Schulen zu einer mit drei Standorten, bestimmen laut Westerburg letztlich die Eltern in einer Abstimmung über die Schulart - also alle konfessionell oder keine. Das sei ein sehr formales Verfahren, wozu die Eltern eingeladen würden und wie in einem richtigen Wahllokal ihre Stimme abgegeben dürften. Westerburg: "Dabei ist sogar die Farbe der Stimmzettel festgelegt."

Der Hellenthaler Bürgermeister will das Verfahren nun in aller Sorgfalt durchführen. Die Zeit dränge dabei nicht allzu sehr, denn für das kommende Schuljahr 2010/2011 seien alle Schulen gesichert und der Betrieb genehmigt. Doch für das Schuljahr 2011/2012 muss das Anmeldeverfahren bis November 2010 abgeschlossen sein. Bis dahin müsste also klar sein, in welche Schule mit welcher Ausrichtung die Eltern ihre Kinder schicken können.

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