Nachfolger für Leiter Werner Streit gefunden Günter Leers will Speicherer Museum neu aufstellen

Speicher/Spangdahlem · Günter Leers übernimmt die Leitung des Heimatmuseums Speicher. Und tritt somit in die großen Fußstapfen des verstorbenen Gründers Werner Streit. Fragen zum Programm und den Ausstellungen bleiben aber vorerst noch offen.

 Neuer Mann zwischen alter Geschichte: Günter Leers leitet nun das Speicherer Heimatmuseum.

Neuer Mann zwischen alter Geschichte: Günter Leers leitet nun das Speicherer Heimatmuseum.

Foto: TV/Christian Altmayer

Das Kopfkino geht los, sobald man den Klassenraum betritt. Es braucht nicht viel Fantasie, um sich die Schüler an den Pulten vorzustellen. Den Lehrer, der mit kreischenden Kreide über die grüne Tafel kratzt. Auf dem Tisch: ein Rechenschieber und ein Holzglobus. Die Schränke stehen voller abgewetzter Bücher. Vitrinen an den Wänden  eröffnen den Blick auf aufgespießte Spinnen und Schmetterlingen.

Heutige Schüler werden all das höchstens aus Filmen und Bildbändern kennen. Denn seit dem frühen 20. Jahrhundert haben sich Klassenräume natürlich verändert. Das Heimatmuseum Speicher aber ermöglicht einen Einblick in diese Zeit, die manche Urgroßeltern noch erlebt haben.

Mit viel Liebe zum Detail wurden im ehemaligen Speicherer Rathaus Dutzende historische Kulissen geschaffen. Besucher können seit 1988 unter anderem durch Wohn- und Schlafzimmer, Kinderstuben, Werkstätten, einen Friseursalon und einen Tante-Emma-Laden spazieren. Und sich ein Bild vom Alltag der Eifeler vor gut Hundert Jahren machen.

Oder zumindest konnten die Gäste das bis vor einigen Monaten. Denn die Türen des Heimatmuseums bleiben derzeit geschlossen. Und das hat nicht nur mit Pandemie und Lockdown zu tun. Sondern auch mit dem plötzlichen Tod von Werner Streit im vergangenen August. Denn der Gründer, der das Museum noch bis ins hohe Alter von 94 Jahren als sein Lebenswerk betrachtete, hinterließ eine riesige Lücke. Und die Fragen, wie man sie füllen und wie es weitergehen soll mit der Einrichtung.

Es sind also große Fußstapfen, in die Günter Leers nun treten will. Anfang Dezember hat der Spangdahlemer das Ehrenamt des Museumsleiters übernommen. Und somit auch die Verantwortung für Programm, Ausstellungen und Veranstaltungen. „Keine leichte Aufgabe“, wie der 71-Jährige selbst sagt. Aber eine, der sich der Hobbyhistoriker gewachsen fühlt.

Denn die wichtigsten Eigenschaften bringt der Sohn eines Düsseldorfer Vaters und einer Eifeler Mutter mit: Einerseits kennt er das Museum als freiwilliger Helfer schon eine Weile. Und andererseits beschäftigt sich Leers bereits seit Jahren mit der Geschichte seiner Heimat.

Nach der Karriere beim Flugplatz Spangdahlem hat der Rentner mit den Recherchen begonnen. Und einige Bücher zu historischen Themen verfasst.

„Der Hauptgrund war für mich, dass meine Erinnerungen nicht verloren gehen sollen“, sagt Leers. Sein Fachgebiet ist zwar die Geschichte der Kelten. Aber im Rahmen einer inzwischen achtteiligen Buchserie über seinen „Onkel Hanni“ hat sich der Eifeler auch mit dem kleinbäuerlichen Leben des 20. Jahrhunderts befasst.

Diesen Fokus auf die letzten 100 Jahre will der neue Leiter auch im Museum beibehalten, wie er sagt. Wie und wo die Exponate künftig ausgestellt werden, sei aber noch völlig unklar. Ebenso, was mit den ganzen weiteren Ausstellungsstücken passieren soll, die noch auf dem Dachboden und im Keller lagern. „Die Sammlung ist diesem Umfang und der Qualität sicherlich einzigartig“, sagt Leers. Doch wegen der schieren Menge der Objekte wirkt manches Zimmer im Museum derzeit fast schon überladen.

Zusammen mit der Verbandsgemeinde Speicher ist Leers daher gerade dabei, ein neues Konzept zu erarbeiten. Viel verraten will der Spangdahlemer darüber zwar noch nicht.

Ein Eckpunkt sei aber schon klar: Dass er seinen Vorgänger Werner Streit mit einer Sonderausstellung ehren will. „In den fast Hundert Jahren seines Lebens ist einiges zusammengekommen, was es sich lohnt auszustellen“, sagt sein Nachfolger. Und so könne man Streit noch posthum ein Denkmal setzen.

Alles weitere brauche seine Zeit, sagt Leers. Die drängt aber aktuell auch nicht wirklich.  Denn angesichts der Infektionszahlen und des Lockdowns ist eine Wiedereröffnung des Museums derzeit kaum absehbar.

 Tausende Exponate gewähren dem Besucher einen Einblick ins frühe 20. Jahrhundert, wie hier etwa in einen Friseursalon, einen Tante-Emma-Laden oder eine Werkstatt.

Tausende Exponate gewähren dem Besucher einen Einblick ins frühe 20. Jahrhundert, wie hier etwa in einen Friseursalon, einen Tante-Emma-Laden oder eine Werkstatt.

Foto: TV/Christian Altmayer
 Tausende Exponate gewähren dem Besucher einen Einblick ins frühe 20. Jahrhundert, wie hier etwa in einen Friseursalon, einen Tante-Emma-Laden oder eine Werkstatt.

Tausende Exponate gewähren dem Besucher einen Einblick ins frühe 20. Jahrhundert, wie hier etwa in einen Friseursalon, einen Tante-Emma-Laden oder eine Werkstatt.

Foto: TV/Christian Altmayer
 Tausende Exponate gewähren dem Besucher einen Einblick ins frühe 20. Jahrhundert, wie hier etwa in einen Friseursalon, einen Tante-Emma-Laden oder eine Werkstatt.

Tausende Exponate gewähren dem Besucher einen Einblick ins frühe 20. Jahrhundert, wie hier etwa in einen Friseursalon, einen Tante-Emma-Laden oder eine Werkstatt.

Foto: TV/Christian Altmayer

„Vielleicht können wir im März wieder aufmachen“, schätzt der Spangdahlemer. Sicher sagen, könne das derzeit aber niemand.

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