Gut Holz für den Schreinerlehrling

GILZEM. "Gilzem begrüßt seinen Weltmeister" – mit diesem Banner über der Eingangstür des Gasthauses Dichter hat die Dorfgemeinschaft Patrick Dichter, den neuen zweifachen Kegel-Weltmeister, zu Hause willkommen geheißen.

Kurzer Anlauf, in die Knie gehen und dann mit viel Schwung die Kugel auf die Bahn werfen, den Kegeln entgegen. Elegant, kraftvoll, eine Bewegung wie aus einem Guss, so präsentiert sich Patrick Dichter, zweifacher Kegel-Weltmeister, auf seiner heimische Kegelbahn in Gilzem. Bei seinen ersten Kegel-Gehversuchen mit knapp drei Jahren sah das noch anders aus. Mit zwei Händen hievte er damals die für seine Größe schwere Kugel und ließ sie über die Bahn kullern. Mit viel Glück erreichte sie die Kegel. "Ein paar Kegel-Gene hat er von mir"

15 Jahre später zählt Patrick Dichter zu den besten Jung-Keglern der Welt. Das hat er bei der A-Jugend-Weltmeisterschaft der Sportkegler im niederländischen Hoensbroek Anfang August eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Sowohl im Paarkampf mit Michael Jung aus Daun-Weiersbach als auch im Mixed mit Kristina Krewer aus Osburg (Kreis Trier-Saarburg) wurde der 17-Jährige aus Gilzem Weltmeister. Die Voraussetzungen hätten für Patrick nicht besser sein können: "Ein paar Kegel-Gene dürfte er schon von mir mitbekommen haben", erzählt sein Vater, Klaus Dichter. Der ist vor 15 Jahren Weltmeister im Mannschaftskegeln geworden. Das war ungefähr zu der selben Zeit, als sein Sohn die erste Kugeln kullern ließ. Und mit vier Bundeskegelbahnen, die zur Gaststätte der Familie gehören, hatte Patrick von klein auf beste Trainingsbedingungen. Anfang dieses Monats wollte Patrick in Bitburg mit seiner Ausbildung zum Schreiner beginnen. Doch genau zur selben Zeit stand die Weltmeisterschaft an. Also ging der 17-Jährige zu seinem Chef und bat darum, seine Lehre gleich mit einer Urlaubswoche beginnen zu dürfen. Zum Ausgleich fing er eine Woche früher an der Hobelbank an, fuhr dann nach Hoensbroek und kam mit zwei Weltmeister-Titeln zurück. "Der Urlaub hat sich gelohnt", sagt Patrick. Im September beginnt die neue Kegel-Saison. Und dann werden Patrick und seine Mannschaftskollegen des SK Eifelland Gilzem wieder auf die Jagd nach "allen Neunen" gehen. Im nächsten Jahr stehen die Rheinland-Pfalz- und die Deutschen Meisterschaften an. Dass Patrick dort als zweifacher Weltmeister als Favorit gehandelt wird, versteht sich von selbst. Nervös macht ihn diese Tatsache jedoch nicht. "Aufgeregt bin ich eher selten", verrät der ruhige 17-Jährige. Spätestens mit dem zweiten Wurf sei er völlig ruhig und konzentriert. Als er vor zwei Wochen von der Weltmeisterschaft nach Gilzem zurückkehrte, erwartete ihn bereits das halbe Dorf und feierte "seinen" Weltmeister. Vielleicht tritt der siebenjährige Simon in die Fußstapfen seines Vaters und seines Bruders und wird der dritte Weltmeister in der Familie Dichter. Doch zurzeit kegelt der Zweitklässler nur zum Spaß und feuert seinen großen Bruder an. Auf den ist er nämlich besonders stolz und präsentiert gern dessen Weltmeister-Medaille und -Pokal.

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