Hält sich, die kleine Hexe

Prüm · Seit 25 Jahren schon gibt es die Zentralbücherei in Prüm. Zum Jubiläum am Donnerstag, 9. Juni, liest der Prümer Autor Martin Ebbertz Schülern vor. Weitere Aktionen gibt es im Rahmen der Büchereiwoche und während des Lesesommers.

Hält sich, die kleine Hexe
Foto: (e_pruem )

Prüm. "Der Tod in Venedig" von Thomas Mann ist ebenso noch im Bestand wie "Die kleine Hexe" von Otfried Preußler oder "Kalle Blomquist lebt gefährlich" von Astrid Lindgren. "Bei den Kinderbüchern haben wir viele ersetzen müssen, wegen der neuen Rechtschreibung. Doch diese Bücher stehen seit 25 Jahren in unseren Regalen", sagt Cornelia Klose, Leiterin der Prümer Zentralbücherei, und zeigt auf eine Auswahl, die sie auf dem Tisch ausgebreitet hat. Darunter sind Klassiker von Heinrich von Kleist und Heinrich Böll, aber auch Heimatliteratur wie "Eifeler Bräuche" oder "Prüm - die letzten Hundert Jahre".Die Zentralbücherei wird am Donnerstag 25 Jahre alt. Zum Jubiläum gibt es eine Autorenlesung des Prümer Schriftstellers Martin Ebbertz für eingeladene Kinder der dritten Schuljahre der Grundschulen aus der Verbandsgemeinde (VG) Prüm. Weitere Aktionen sind während des Lesesommers und der Büchereiwoche geplant.1991 hat die VG die vorher städtische Bücherei übernommen, die bis dahin in ehrenamtlichen Händen war. Schon damals gab es 946 Leser und 6500 Bände. Mithilfe eines Pilotprojekts, das vom Land Rheinland-Pfalz gefördert wurde, hat die VG die städtische in die Zentralbücherei überführt - und unter professionelle Leitung gestellt. Die "Übernahme" hatte positive Folgen: Der Bestand wurde bis Ende 1992 auf 10 000 Bände aufgestockt. Dafür gab es eimalig 200 000 Mark (finanziert vom Land, vom Kreis und aus Eigenmitteln). 2003 hieß es umziehen: raus aus den gemütlichen, aber beengten Verhältnissen im Haus des Gastes, rein ins neu umgestaltete ehemalige Konvikt. Und trotz klammer kommunaler Kassen - an der Bildung für die Bürger wurde und wird in der VG Prüm nicht gespart. So kletterte der Etat, der 1994 noch bei 15 000 Mark lag, bis zum Jahr 2015 auf 22 500 Euro. Auch personell ging es bergauf. Heute gibt es fünf Mitarbeiterinnen, die zusammen 2,5 Stellen ausfüllen. Gab es anfangs Bücher, Kassetten und Spiele, ist das Angebot heute weitaus größer. Die Bücherei bietet Musik-CDs, DVDs, CD-ROMs, Zeitschriften und seit Herbst 2015 auch die Möglichkeit, digitale Medien rund um die Uhr online auszuleihen. "Das ist nur möglich, weil sich die rheinland-pfälzischen Büchereien zusammengeschlossen haben", erklärt Cornelia Klose.Sie und ihre Stellvertreterin, Andrea Böker, sind selbst begeisterte Nutzer des neuen Angebots: "Es ist toll, wenn man zu Hause was lesen möchte und mit einem Klick sofort damit starten kann."Das Leseverhalten der Nutzer habe sich in den vergangenen Jahren spürbar verändert, beobachtet die Fachfrau. "Es wird immer mehr digital gelesen. Unsere ,Onleihe' wird sehr stark nachgefragt", sagt sie. Es gebe aber auch Parallel-Leser - so wie sie selbst einer ist. Das sind Menschen, die sowohl gebundene als auch elektronische Bücher lesen. Die stärkste Nutzergruppe sind nach wie vor die Kinder und Jugendlichen. An die richten sich vor allem auch Angebote, die über das ganze Jahr verteilt vom Bücherei-Team und den 13 ehrenamtlichen Lesepaten organisiert werden.So gibt es Vorlesestunden für Grundschüler und Kindergartenkinder, Büchereiführungen, Autorenbegegnungen, Lesenächte, Bilderbuchkino, Bastelaktionen und seit dem vergangenen Jahr eine Fahrt zur Frankfurter Buchmesse. "Die Leseförderaktionen sind uns sehr wichtig", sagt Cornelia Klose. Von den 946 Lesern, die vor 25 Jahren schon in der Kartei geführt wurden, sind übrigens noch immer 190 angemeldet. Das zeigt, dass die Zentralbücherei viele neue, junge Leser hat - aber auch viele treue. "Wir haben einen guten Rückhalt in der Verwaltung und in der Bevölkerung", freut sich Cornelia Klose. Meinung

Auf die nächsten 25 JahreEin schönes Jubiläum: 25 Jahre Zentralbücherei in Prüm. Und das ist längst keine Selbstverständlichkeit in Zeiten knapper öffentlicher Kassen. In Daun wäre vor vier Jahren fast die Kreisbibliothek geschlossen worden, um Geld einzusparen. Schreckliche Vorstellung. Wie schön, dass das in Prüm kein Thema ist. Dort hegt und pflegt man seine Einrichtung, in der sehr engagierte Mitarbeiter ständig neue Angebote schmieden. Und die hohe Nutzung rechtfertigt den Aufwand. Besonders erfreulich ist, dass besonders Kinder und Jugendliche dort häufig gesehene Gäste sind. Was will man mehr. Um Kinder fürs Lesen zu begeistern ist eine Bücherei unverzichtbar. Auch in den kommenden Jahrzehnten. s.glandien@volksfreund.deExtra

Cornelia Klose, Leiterin der Zentralbücherei Prüm. Buch oder E-Reader (tragbares Lesegerät) - wie lesen Sie selbst? Cornelia Klose: Beides. Im Urlaub nehme ich gerne den E-Reader. Zu Hause auch, aber da nehme ich auch gerne noch ein Buch in die Hand. Ich kann nicht sagen, wie ich lieber lese. Beides ist gut. Haben Sie ein Lieblingsbuch? Cornelia Klose: Oje. Ich habe ganz viele. (Überlegt lange) Das wechselt von Jahr zu Jahr. Als Klassiker mag ich "Stolz und Vorurteil", als Jugendbuch "Die Tribute von Panem", in der Belletristik Bücher von Kate Morton. Werden die Menschen auch in zehn Jahren noch ein Buch aufschlagen? Cornelia Klose: Auf jeden Fall. Es wird zwar immer mehr zur digitalen Nutzung gehen, aber Bücher werden immer gelesen. sn

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