Hängepartie über den Urftsee

Die endgültige Planung für die knapp zwei Millionen Euro teure Brücke über den Urftsee ist im Fachausschuss des Kreises Euskirchen präsentiert und diskutiert worden. Dieser stimmte für die Konstruktion.

Schleiden-Gemünd. Sie wird 124 Meter lang, und trotzdem soll die Brücke, die von der K 7 bei Gemünd über den Urftsee nach Vogelsang führen soll, so filigran wie möglich werden, um sich der Natur unterzuordnen. Lorenz Cornelissen und sein Team vom Nideggener Ingenieur-Büro für Brückenbau haben die Hängebrücke entworfen."Die Brücke darf das Landschaftsbild nicht zerschneiden", erklärt Lorenz Cornelissen das Ziel. "Sie soll extrem leicht sein." Mit dem vorliegenden Entwurf sei wohl die Grenze dessen erreicht, was an Leichtigkeit bei einem solchen Bauwerk möglich sei.Fähre läge oft auf dem Trockenen

Volker Hoffmann, bekannt als "Vater des Nationalparks", aber auch andere Kritiker hatten bemängelt, dass keine Holzbrücke gebaut wird. Diplom-Ingenieur Lorenz Cornelissen dazu: "Eine Holzbrücke wäre der größte Eingriff." Von den Dimensionen her fiele ein solches Bauwerk viel größer aus. Man müsste es mit einem Dach versehen, so der Planer, damit das Holz darunter nicht verwittere. Eine solche Brücke zertrennt nach Ansicht von Cornelissen das Urfttal, was für ihn die ungünstigste Lösung darstellt. Bei den ersten Vorentwürfen sei auch eine Holzbrücke vorgestellt worden. Einhellig sei man der Meinung gewesen, es sei sinnvoller, eine Seilkonstruktion zu wählen. Eine Holzkonstruktion sei zu dominierend.Zwingend mit dem Bau der Brücke für Fußgänger und Radfahrer ist der Ausbau eines Radwegs hinauf nach Vogelsang verbunden. Das Gesamtpaket kostet 2,6 Millionen Euro.Über die Urftseebrücke wird von Gemünd und vom Kermeter Vogelsang erschlossen. Auf eine angedachte Fährverbindung wurde verzichtet, weil in trockenen Sommern der obere Teil des Urftsees weitgehend trocken liegt. Verschiedene Varianten für den Brückenbau wurden untersucht. Schließlich wurde eine Überquerung ohne Stützen gewählt.Am Ufer an der K 7 wird ein 20 Meter hoher, um 19 Grad zum Berghang geneigter Pylon aus Stahl errichtet. Der Pylon wird mit zwei Spannseilen zum Berghang hin gespannt. Vom Pylon führen zwei stählerne Tragseile über den See zum Ufer auf der Vogelsang-Seite, die dort in zwei Stahlbetonscheiben verankert werden. An dieser tragenden Konstruktion hängen Spannseile mit den Querträgern, die den Fahrweg bilden.Die Brücke weist maximal eine Steigung von sechs Prozent auf, damit auch behinderte und ältere Menschen die Brücke überqueren können. Die Geländer erhalten einen 1,20 Meter Handlauf. Der 2,50 Meter breite Geh- und Radweg wird mit Stahlbohlen versehen. Dort, wo der Pylon steht, verbreitert sich der Fahrweg auf fünf Meter.Die gesamte Stahlkonstruktion erhält einen Korrosionsschutz. Da der Bohlenbelag auf der Brücke offen ist, tropft Regenwasser direkt in den See.Damit die Brücke geprüft und gewartet werden kann, wird unterhalb der Fahrbahn eine Schienenkonstruktion angebracht. Die Brücke kann so mit einem elektrisch angetriebenen Wartungskorb befahren werden. Der Korb kann abmontiert und gelagert werden.Montage ist im Frühjahr 2009

An beiden Uferseiten wird die Jahreszahl der Errichtung einbetoniert. Mit dem Bau soll voraussichtlich im September begonnen werden. Die Vorfertigung der Seilkonstruktion kann vier bis fünf Monate dauern. Deshalb ist mit der Montage im Februar oder März 2009 zu rechnen.Der 1200 Meter lange Radweg wird über die bestehende Trasse im Berghang geführt. Der Geh- und Radweg wird 3,50 Meter breit; plus 50 Zentimeter breite Bankette. Der erste Abschnitt von der Zufahrtsstraße nach Vogelsang bis hinunter zum Hallenbad kann auch von Fahrzeugen benutzt werden, schließlich sollen die Besucher bis zum Hallenbad fahren können. Deshalb ist dieser Teil der Strecke breiter, nämlich 4,50 Meter plus Bankett.Der Fachausschuss des Kreises Euskirchen hat bereits sein "Ja" zur Brücke gegeben. Nun muss die Vorlage nur noch durch den Kreisausschuss, um dann endgültig im Kreistag anfang April abgesegnet werden zu können.ExtraDie Kosten: Für den Radweg und die 124 Meter lange Urftseebrücke entstehen Kosten von rund 2,6 Millionen Euro. Für die Brücke werden 1,9 Millionen angesetzt, für den Radweg 375 000, für Ausgleichsmaßnahmen 20 000 Euro und für Baunebenkosten (Planung, Gutachter) 320 000 Euro. Der Bund steuert etwas weniger als zwei Millionen Euro bei. Beim Kreis verbleiben exakt 668 900 Euro, wovon 90 000 Euro schon bereitgestellt wurden.HintergrundBei Erdbeben: Der Urftsee befindet sich in der Deutschen Erdbebenzone 2, der zweitstärksten seismischen Belastung in Mitteleuropa. Das "weiche" Bauwerk, so die Planer, sei für Erdbeben die am besten geeignete Konstruktion.

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