Härtefallkommission entscheidet über Zukunft der Familie Murina

Herforst · Am Mittwoch wird sich in Mainz entscheiden, wie das Leben von Naima Murina (6) und ihrer Schwester Natalija (5) weitergeht. Zusammen mit ihren Eltern sollen die in Herforst (Eifelkreis Bitburg-Prüm) lebenden Mädchen nach Serbien abgeschoben werden, wo wenig Hoffnung darauf besteht, dass sie als „Zigeunerinnen“ zur Schule gehen oder Berufe erlernen können.

Mit einem riesigen Lächeln, das ihre kleinen Zahnlücken entblößt, kommt Naima Murina in die Küche gelaufen. In ihren Armen eine Schultüte, die ihre Mutter für sie gebastelt hat. "Guck mal, die ist ganz schwer", sagt die Sechsjährige glücklich - in einem Deutsch, das abgesehen von einem kleinen Eifeler Einschlag - akzentfrei ist.

Für Naima ist es eine aufregende Woche. Am Dienstag wurde sie eingeschult - darauf hat sie sich seit Monaten gefreut. Am Donnerstag hat sie Geburtstag. Und am Mittwoch entscheidet sich, ob sie abgeschoben wird. Nach Serbien, wo sie und ihre kleine Schwester als Roma - als "Zigeunerkinder" - keine Chance haben werden, Schulen zu besuchen, Berufe zu erlernen, Teil der Gesellschaft zu werden. Nicht nur, weil sie kein Serbisch sprechen, sondern vor allem, weil Roma dort extrem benachteiligt werden.

Obwohl ihr aus dem Kosovo stammender Vater Sead (27) und ihre Mutter Suada (24) schon seit Monaten in der Angst leben, dass sie und ihre Töchter das Leben in Herforst wieder gegen ein Wellblech-Ghetto ohne Strom und fließend Wasser eintauschen müssen, scheinen die Mädchen ganz im Hier und Jetzt zu sein. "Ich will mal Zahnärztin werden", sagt Naima und zeigt auf einen Wackelzahn, der ihr weh tut.

Das gleiche hat sie vergangene Woche auch Dieter Burgard, dem rheinland-pfälzischen Bürgerbeauftragten, erzählt. Dieser war nach Herforst gekommen, um sich ein Bild von der Familie zu machen, die auf Antrag des Herforster Ortsbürgermeisters Werner Pick heute zum Thema in der Härtefallkommission des Landes wird. Pick und andere Herforster kämpfen dafür, dass die Murinas, die seit fast zwei Jahren im Dorf leben und gut integriert sind, bleiben können (der TV berichtete). Sead Murina arbeitet dort auf Ein-Euro-Basis als Gemeindearbeiter.

Am Mittwoch entscheidet sich in Mainz die Zukunft der jungen Familie aus Herforst, die in Serbien - wie Zigtausende andere Roma auch - keinen Anspruch auf Sozialleistungen, Bildung oder Gesundheitsversorgung hätte - und kaum eine Chance, Jobs oder auch nur eine Wohnung zu bekommen.

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