Häuser aus Stroh und Strom vom Dach

Wie Gemeinden schon mit kleinen Bausteinen den Umweltschutz auf eine solide Basis stellen können, war Thema der Grünen-Veranstaltung "Mehr Wertschöpfung für die Region" in Neuerburg.

Neuerburg. (uq) Wahlkampfzeit ist nicht die beste Zeit, um Politiker anderer Couleur von den eigenen Ideen zu überzeugen. Und so blickte Helmut Fink, Kreisgeschäftsführer von Bündnis 90/Die Grünen etwas enttäuscht in die Gesichter der Zuschauer, die zur Energieveranstaltung nach Neuerburg gekommen waren. Etwa 140 Mandatsträger hatte Fink eingeladen, um ihnen Anregungen zum Thema "Mehr Wertschöpfung für die Region" zu geben. Doch die Resonanz war gering.

Vier Experten hatte der Grünen-Kreisverband Bitburg-Prüm eingeladen, um Energie-Projekten auf den Zahn zu fühlen. Die Architektin Teresa Karayel aus der Verbandsgemeinde (VG) Weilerbach bei Kaiserslautern stellte "sems" vor: Statt "nachhaltiges Energiemanagement" übersetzt Karayel die Abkürzung mit "Spar Energie mit Spaß". Denn sie habe gelernt: "Umweltschutz muss sexy und cool sein."

Seit 2001 wird unter ihrer Federführung in der VG Weilerbach untersucht, welche erneuerbaren Energien sich wie nutzen lassen. Das Ziel: den Energieverbrauch um die Hälfte zu drosseln und den restlichen Bedarf mit erneuerbaren Energien zu decken. Die Mittel: 80 Holzpellets- und 200 Solarthermie-Anlagen, 400 Häusersanierungen und vieles mehr - so schreibt es die Europäische Union als Förderer vor. "Wichtig ist vor allem, dass es Firmen gibt, die mitziehen", sagt Karayel. So sei auch ein Stroh-Energiegewinnhaus entwickelt worden.

Der Schleider Ingenieur Norbert Meier befasste sich anschließend mit dem Sparen von Energie - und zwar vor allem im Betrieb von Kläranlagen. "Sie sind die größten Energieverbraucher der Kommunen." Am Beispiel von Bullay an der Mosel und Mandern (VG Kell am See) zeigte er auf, dass sich mit einer erneuerten Verfahrenstechnik bis zu 50 Prozent Strom sparen lassen.

Im Anschluss sprachen Wolfgang Schlagwein, Grünen-Fraktionsvorsitzender im Kreistag Ahrweiler, und Theo Waerder von den Stadtwerken Bonn über die Vorteile der "Rekommunalisierung", also der Rückgewinnung der Gestaltungshoheit über Leistungen, zum Beispiel die Stromversorgung. Waerder lobte diese "Daseinsvorsorge in kommunaler Hand" als Gegengewicht zum Monopol. Zum Abschluss des Abends zeichnete der Landschaftsplaner Michael Grehl den Morbacher Weg zur energie-autarken Gemeinde nach.

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