Hals- und Beinbruch! – Jetzt bitte nicht

Neuerburg · Die chirurgische Praxis im Gesundheitszentrum Neuerburg ist zu. Aber nur vorübergehend, sagt ein Sprecher der Marienhaus GmbH.

 Rückzug auf Raten: Jetzt wird auch die Pflegeeinrichtung am Gesundheitszentrum geschlossen. TV-Foto: Christian Moeris

Rückzug auf Raten: Jetzt wird auch die Pflegeeinrichtung am Gesundheitszentrum geschlossen. TV-Foto: Christian Moeris

Foto: (e_bit )

Wer sich in den vergangenen Tagen verletzt hat und zu Dr. Karl-Georg Hermans wollte, stand vor verschlossenen Türen: Die chirurgische Praxis im Gesundheitszentrum Neuerburg ist vorerst geschlossen. Die Sprechstundenhilfe am Telefon erklärt, Dr. Hermans sei die nächsten zwei Wochen nicht im Haus. Und das, obwohl Heribert Frieling, Sprecher der Marienhaus GmbH, noch vergangene Woche erklärt hatte, der Vertrag von Hermans werde bis zum 15. November verlängert, "damit ein nahtloser Übergang gewährleistet ist". Das hat offensichtlich nicht geklappt.Zumindest haben die Mitarbeiter der Praxis am Freitag von einem Mitarbeiter des Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) erfahren, dass die Praxis ab sofort geschlossen sei, erzählt Hermans. Die Begründung: Es liege keine Genehmigung der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) vor. Und ohne die darf Hermans nicht mehr arbeiten.
Er hatte die Praxis zum 1. Juli übernommen, nachdem sein Vorgänger Dr. Ingvo Müller das Gesundheitszentrum verlassen hatte, weil er dort nach eigener Aussage keine Perspektive mehr sah. Hermans, der ehemalige Chefarzt der Chirurgie des Prümer St.-Josef-Krankenhauses, erklärte sich bereit, übergangsweise einzuspringen. "Es lief sehr gut", sagt er - "überraschend gut". Seine Sprechstunde - montags, mittwochs, donnerstags und freitags von 8 bis 12 Uhr und dienstags von 14 bis 17 Uhr - war gut besucht. 20 bis 30 Patienten pro Tag habe er versorgt, Tendenz steigend. In den letzten drei Monaten seien es immer mehr geworden, nachdem sich herumgesprochen habe, dass die Praxis geöffnet habe.
Diese Menschen müssen nun vorerst wieder nach Bitburg oder Prüm fahren, um chirurgisch behandelt zu werden. "Die Unsicherheit ist für die Leute schlimm", sagt Hermans. Dass ein Arzt mal Urlaub mache, sei normal, damit könnten Patienten umgehen, aber ständiges Hin und Her mache niemand mit. Die Patienten und die Mitarbeiter seien die Leidtragenden. "Ich hatte ja schon Termine vergeben, als es hieß, es gehe bis zum 15. November weiter", sagt er. Diese wurden abgesagt, die Patienten informiert.
Wie es jetzt weitergeht? "Ich weiß es nicht", sagt Hermans. Er wartet auf Nachricht des Marienhauses. Heribert Frieling sagt spontan auf Anfrage des TV, davon wisse er nichts. Soweit er informiert sei, sei Dr. Hermans im Urlaub. Nach interner Rücksprache der Rückruf: Der Antrag auf Verlängerung bei der KV sei gestellt. "Wir gehen davon aus, dass er positiv beschieden wird und Dr. Hermans ab dem 16. Oktober weitermachen kann." Dass es bis zum 15. November weitergehe, sei ja eine sehr kurzfristige Entscheidung gewesen, weshalb die Genehmigung noch nicht vorliege. Der Antrag sei aber vergangene Woche gestellt worden.
Heißt: Ab 16. Oktober wird es voraussichtlich wieder eine chirurgische Anlaufstelle für Menschen aus dem Raum Neuerburg geben. "Den Patienten zuliebe mache ich dann natürlich weiter", sagt Hermans. Allerdings vorerst nur für einen Monat. Wie es dann weitergeht, ist offen. Denn: Übernehmen will Hermans die Praxis nicht mehr. Er wolle nicht mehr als Selbstständiger arbeiten, sagt der 70-Jährige, der seit fünf Jahren im Ruhestand ist. SUCHE NACH NEUEM TRÄGER UND NEUEM CHIRURGENWie es mit dem Gesundheitszentrum Neuerburg weitergeht, steht in den Sternen. Die Marienhaus GmbH zieht sich als Betreiber zurück. Neuerburg und die Verbandsgemeinde Südeifel gründen derzeit eine städtische Gesellschaft mit gemeinnützigem Zweck, um den Weg für einen Neustart zu ebnen. Auch das Land Rheinland-Pfalz hat zugesagt, den Aufbau des Gesundheitszentrums zu unterstützen, zum Beispiel auch bei der Suche nach einem neuen Träger. "Es wäre wichtig, wenn der Arztsitz für Neuerburg weiterhin besetzt wird", sagte eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums vergangene Woche dem Trierischen Volksfreund. Ingo Jakschies, Projektentwickler im Gesundheitswesen und als Geschäftsführer der neuen Gesellschaft vorgesehen und Alexander Schaal, Projektleiter bei der VG helfen bei der Suche nach einem neuen Chirurgen für die Praxis im Neuerburger Gesundheitszentrum. Besetzen könne den Sitz allerdings nur das Marienhaus, in dessen Verantwortung er liege, erklärt Jakschies. MeinungTraurig für die PatientenWenn ein großes Unternehmen wie das Marienhaus verkünden lässt, es gehe nahtlos weiter, verlassen sich die Menschen darauf. Dass die Mitarbeiter freitags erfahren, dass die Praxis ab montags doch geschlossen ist, ist unprofessionell. Dass Termine abgesagt werden, obwohl der Arzt Zeit hätte, die Patienten zu behandeln, ist nicht nur peinlich für das Unternehmen, sondern vor allem traurig für die, die Hilfe bräuchten.

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