Handschlag gegen die Erbfeindschaft

Prüm · Mit einem Festakt am 7. Oktober 1962 besiegelten die Bürgermeister Hans Benger aus Prüm und René Lemaire die Verschwisterung ihrer beiden Städte Prüm und Monthermé. Im kommenden Jahr soll das 50-jährige Bestehen dieser Partnerschaft gefeiert werden.

Prüm. Das Prümer Regino-Gymnasium, die ehemalige Benediktiner-Abtei, hat in seiner langen Geschichte schon viele historische Momente erlebt. An einen davon wird im kommenden Jahr besonders erinnert: die Begründung der Städtepartnerschaft zwischen dem französischen Monthermé und Prüm. Damals gaben sich zahlreiche Ehrengäste die Klinke in die Hand, neben den beiden Bürgermeistern René Lemaire aus Monthermé und Hans Benger aus Prüm, gaben sich auch der französische Konsul von Trier, Marcel Schublin, und Vertreter der deutschen Botschaft in Paris die Ehre. Schließlich galt es, nur 17 Jahre nach dem dritten verheerenden Krieg zwischen den beiden Ländern in den vergangenen 100 Jahren eine neue Partnerschaft zu besiegeln.
Alle Beteiligten hatten den Zweiten Weltkrieg persönlich erlebt und machten sich nun daran, die alte "Erbfeindschaft" zwischen den beiden Ländern endgültig zu überwinden. An diesem Tag wurde auch an die Gefallenen des Krieges am Ehrenmal beim Konvikt erinnert.
"Mit der Verschwisterung wollen unsere beiden Städte ihre Bürger in Freundschaft zusammenführen, bei zukünftigen gemeinsamen kulturellen, schulischen oder sportlichen Veranstaltungen und durch Jugendaustausch in den Ferien gegenseitigen Kontakt finden, besonders aber bei unserer Jugend aufrichtige Gefühle, gegenseitige Achtung und Freundschaft wecken und fördern", sagte Benger in seiner Festansprache.
Die Idee zu dieser Verschwisterung, sagt Hermann Benger, der Sohn des damaligen Bürgermeisters, sei 1961 auf einem Kongress der wenige Jahre zuvor gegründeten Europäischen Vereinigung für Ardennen und Eifel in Aachen entstanden. Daraufhin ergriff der Prümer Stadtrat die Initiative und beschloss am 4. Mai 1961, eine Partnerschaft mit Monthermé einzugehen, falls es dort ebenfalls die Bereitschaft dazu gebe - und es gab sie, so dass im folgenden Jahr der Festakt vollzogen werden konnte. Die Geschehnisse von damals und den folgenden 50 Jahren trägt Benger derzeit in einer Chronik der Städtepartnerschaft zusammen. Sie soll zum Jubiläumjahr fertig werden.
Noch steht nicht genau fest, wie - und wo - der Geburtstag gefeiert wird. Darüber werde man sich in den nächsten Monaten Gedanken machen, sagt Prüms Stadtbürgermeisterin Mathilde Weinandy. "Wir werden demnächst Kontakt mit Frankreich aufnehmen und schauen, was wir machen können. Am besten in einem persönlichen Treffen." Man wolle das Jubiläum auf jeden Fall größer feiern.
Seit den Anfängen treffen sich Delegationen aus beiden Städten jährlich abwechselnd in Frankreich und Deutschland. Zum Rheinland-Pfalz-Tag in Prüm Ende Mai war ebenfalls eine Delegation aus Frankreich angereist.
Monthermé ist eine französische Gemeinde mit rund 2500 Einwohnern in der Region Champagne-Ardenne im Département Ardennes. Autos von dort tragen die "08" auf dem Kennzeichen. Der Ort liegt in einem Bogen der Maas unweit der Grenze zu Belgien. Wer mit dem Auto einen Abstecher dorthin machen möchte, fährt über St. Vith auf die E 25 bis nach Neufchateau, von dort weiter über die E 411 und die E 46. Die Entfernung beträgt rund 180 Kilometer. chIn ihren Worten zur Besiegelung der Städtepartnerschaft ist bei beiden Bürgermeistern der große Wunsch zu spüren gewesen, die jahrzehntelange Feindschaft zwischen beiden Ländern zu überwinden: "Dem ein Ende zu bereiten, ist die Sehnsucht aller Familien, und unter den historischen Begebenheiten, in denen wir leben, wächst eine unendliche Sehnsucht nach einer politischen Übereinstimmung, die die Einigkeit der Völker festigt", sagte Monthermés Bürgermeister Lemaire. Man wolle den Kindern eine bessere Zukunft bereiten. Gerade deshalb sollte die Partnerschaft mit einem regen Jugendaustausch einhergehen. "Unsere Jugend ist dazu berufen, die eingeleiteten Vorarbeiten für ein neues Europa zu vollenden und das Europahaus der Zukunft zu bauen, weil sie der leidvollen Vergangenheit unbeschwerter und unvoreingenommener gegenübersteht und deshalb mit Glauben und Vertrauen der Zukunft entgegen schauen kann", sagte Prüms Bürgermeister Benger. ch

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