Hans Lehnert gab’s nie

BITBURG. Für Straßennamen gilt, dass sich hinter dem Alltäglichen manchmal eine spezielle Geschichte verbirgt. Welche Menschen oder Dinge in Bitburg Pate standen für Straßennamen, wird der TV in den kommenden Wochen darstellen.

Kennen sie Hans Lehnert? Sicher nicht. Denn trotz umfangreicher Forschungen ist es bisher nicht gelungen, einen Hans Lehnert ausfindig zu machen, der für die Hans-Lehnert-Gasse im Norden der Bitburger Altstadt Pate gestanden haben könnte. "In Bitburg gab es in historischer Zeit keine Familie Lehnert, die eine wichtige Rolle gespielt hat", teilt das Stadtarchiv Bitburg auf Anfrage mit. Der Erklärung, dass die Straße nach dem Wohnhaus eines Leonhard Händelchen benannt ist, folgt das Stadtarchiv ebenfalls nicht. Das von der Stadt unter dem Straßenschild angebrachte Täfelchen mit diesem Erklärungsversuch scheint also auch nicht der Weisheit letzter Schluss zu sein. Hat sich der Stadtrat am Ende den Namen für die Straße nur ausgedacht? Sicher nicht. Nach Auskunft älterer Bürger soll der Name aus den beiden Vornamen Hans und Leonhard entstanden sein. "Der älteste erhaltene detaillierte Bitburger Stadtplan von etwa 1825 kennt bereits die Bezeichnung ,In der Hanslehnertsgass‘", teilt das Archiv mit. Dieser Erklärungsversuch zeigt, dass es für jeden Straßennamen eine mehr oder minder plausible Erklärung gibt. Grundsätzlich - und das gilt nicht nur für Bitburg - gibt es zwei Möglichkeiten für die Herkunft von Straßennamen. Entweder sind sie historisch überliefert. Oder sie werden per Ratsbeschluss bestimmt, was in Akten nachgelesen werden kann. Der Blick auf den Stadtplan verrät, dass aufgrund der Ratsarbeit ein Dichterviertel (Kleist-, Heinrich- oder Arndtstraße) und ein Komponistengebiet (Beethoven-, Wagner- oder Mozartstraße) entstand sowie im Gewerbegebiet "Auf Merlick" eine ganze Reihe Erfinder wie Otto Lilienthal, Rudolf Diesel oder Graf Zeppelin verewigt wurden. In Bitburg-Ost tummeln sich gehäuft Maler wie Hans Holbein und Albrecht Dürer sowie Wissenschaftler wie Robert Koch und Wilhelm Conrad Röntgen, wobei Letzterem auf dem Straßenschild der Vorname abhanden kam. Bedacht wurden jüngst im Bereich Baugebiet Schleifmühle vor allem bekannte Frauen aus dem Bereich Kunst und Literatur. Damit wurde das männliche Übergewicht der Männer bei den Namens-Paten ein wenig abgemildert. Mit Ausnahme von Anna-Maria Gansen, Clara Viebig und Nora Pfefferkorn hat es aber bisher keine Eifelerin aufs Schild geschafft (der TV berichtete). Weniger Mühe gemacht haben sich die damals zuständigen Entscheidungsträger mit Straßen wie Ostring, Industriestraße, Bahnhofsstraße oder Gerichtsstraße. Für eine Lindenstraße hat es hingegen trotz der Fernseh-Serie bisher nicht gereicht. Es gibt nur einen Lindenweg.Bürgermeister haben besonders gute Chancen

Aber es gibt auch Straßennamen, die es nicht in jeder halbwegs großen deutschen Gemeinde gibt. Und diese Namen sind Thema einer Serie über Bitburger Straßennamen. Dabei wird sich zeigen, dass insbesondere Bürgermeister gute Chancen haben, dass ihr Name irgendwann ein Straßenschild ziert. Natürlich gibt es auch in anderen Gemeinden interessante oder skurrile Straßennamen. Deren Herkunft ist jedoch bisher meist nur mündlich überliefert. Das will der TV ändern: Schicken Sie uns einen kurzen Textbeitrag - am besten mit Bild des Straßenschilds - zu einer Straße mit ungewöhnlichem Namen in ihrer Gemeinde. Die Adresse lautet Trierischer Volksfreund, Eifelredaktion Bitburg, Hauptstraße 39 a, 54634 Bitburg, E-Mail eifel@volksfreund.de, Fax 06561/959539. Eine Auswahl der Straßennamen-Geschichten wird in den kommenden Wochen ebenfalls veröffentlicht.

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