Menschen Ein stiller Kämpfer für Beeinträchtigte in der Eifel

Idenheim · Seit 50 Jahren gibt es die Lebenshilfe Bitburg. Sie ist eine nicht mehr wegzudenkende Institution, und das ist nicht zuletzt auch ein Verdienst von Hans Loch aus Idenheim. Vor 40 Jahren war das noch anders. Da war die Selbsthilfevereinigung vielen Eltern noch nicht bekannt.

 Marga und Hans Loch sitzen auf ihrer Terrasse. Hans Loch war 38 Jahre lang im Vorstand der Lebenshilfe aktiv.

Marga und Hans Loch sitzen auf ihrer Terrasse. Hans Loch war 38 Jahre lang im Vorstand der Lebenshilfe aktiv.

Foto: TV/Stefanie Glandien

Hans Loch wird bald 80 Jahre alt. Ohne ihn wäre die Lebenshilfe Bitburg wahrscheinlich nicht das, was sie heute ist. Das sagt er nicht selbst, dafür ist er viel zu bescheiden. Aber seine 38-jährige Vorstandsarbeit hat Spuren hinterlassen. Wofür er nicht zuletzt die silberne Ehrennadel des Landesverbands der Lebenshilfe verliehen bekommen hat.

Vor 42 Jahren kam seine Tochter Ursula auf die Welt. Sie hat Trisomie 21 und einen schweren Herzfehler. „Da wussten wir noch nichts von der Lebenshilfe. Der Professor in Trier sagte uns nur, dass es da so einen Verein gebe, an den man sich wenden könne“, sagt Hans Loch. Erst drei Jahre später, Hans Loch lag selbst im Krankenhaus, erfuhr er von seinem Bettnachbarn, einem Studenten aus Trier, etwas mehr über die Lebenshilfe. „Zuvor waren wir ziemlich auf uns allein gestellt“, sagt seine Frau Marga.

Damals fuhr sie mit ihrer Tochter einmal die Woche zur Krankengymnastik  nach Trier. „Ich habe mir die Übungen angesehen und dann zu Hause mit meiner Tochter nachgeturnt“, sagt Marga Loch. „Wir haben versucht, das Beste aus der Situation zu machen. Jeder Fortschritt hat uns gefreut.“ An manchen Tagen seien sie aber auch deprimiert gewesen.

Das wurde besser, als Ursula in den Sonderkindergarten kommt. „Christel Jäckel (damalige Leiterin der Kita, Anmerkung der Red.) hat uns richtig aufgebaut“, sagt Marga Loch. Dort trafen sie auch auf andere Eltern beeinträchtigter Kinder. Aus einem anfänglich kleinen Elternkreis, der sich gebildet hatte, entwickelte sich später eine Selbsthilfegruppe. Es dauerte kein halbes Jahr, da wurde Hans Loch Vorstandsmitglied der Lebenshilfe Bitburg – und blieb es 38 Jahre lang.

Den Verein bekannt zu machen, war ihm ein großes Anliegen. „In den Abendstunden sind wir über die Dörfer gezogen und haben Werbung für die Lebenshilfe gemacht“, sagt Hans Loch. Man habe Filme und Bilder gezeigt und Spenden gesammelt. Als Mitglied des Bauausschusses hat Loch die Errichtung der Westeifelwerkstätten in Gerolstein mit begleitet. Später den Bau der Werke in Hermesdorf. Die Werkstätten wurden zunächst ehrenamtlich geführt. Dann wurde eine Gesellschaft gegründet.  Auch daran war Loch maßgeblich beteiligt. Danach kamen das Freizeit- und Tagungshotel  Euvea in Neuerburg und das Wohnheim dazu. Immer mit im Boot: Hans Loch.

„Er hat dafür gesorgt, dass die Werkstätten gebaut und die Wohnheime errichtet wurden. Er kümmerte sich um die Außenwirkung der Lebenshilfe und hat Geld gesammelt. Und wenn in der Lebenshilfe mal intern Diskussionen aufkamen, war er der Moderator und Schlichter“, sagt Hans-Joachim Kurth, Erster Vorsitzender der Lebenshilfe Bitburg. „Hans Loch war ein weiser Mann, der vieles durch seine Ruhe geregelt hat.“

Loch war zu der Zeit Vollstreckungsbeamter bei der Verbandsgemeinde Bitburg-Land. „Ich wurde für mein ehrenamtliches Engagement sehr viel freigestellt, sonst wäre das gar nicht gegangen“, sagt er.

„Ich habe schon tausend Mal gesagt: Was für ein Glück, dass es die Lebenshilfe gibt“, sagt seine Frau. Früher seien die Behinderten bei den Eltern aufgewachsen, und wenn die mal nicht mehr da waren oder konnten, kamen sie zu den Geschwistern. „Da war man ziemlich alleingelassen.“

Ihre Tochter lebt heute stationär im Wohnheim in Bitburg. Sie trägt Tag und Nacht ein Sauerstoffgerät. Auch die Fahrten zum Arzt übernimmt mittlerweile die Lebenshilfe für die Eltern, weil die damit überfordert wären.

Wurde die Familie früher oft angestarrt, wenn sie mit ihrer Tochter zum Beispiel in den Supermarkt gingen, ist das heute kein Thema mehr. „Früher war das ganz schlimm mit dem Angucken, aber wir haben unsere Tochter überall mit hingenommen“, sagt Hans Loch. Dank der Lebenshilfe hat sich das gewandelt. Beeinträchtigte seien viel besser integriert in der Gesellschaft, sagt Hans Loch.

Die Lebenshilfe sei ein stiller Verein, sagt er. Er wünsche sich, dass sie so anerkannt werde, wie sie es verdiene.

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