Literatur Das erste  Gedicht war ganz besonders

Speicher · Hans Otto Hoffmann schreibt seit fast 40 Jahren Gedichte. Zehn Ordner füllen schon seine Werke, die auch regelmäßig im TV zu lesen sind. Viele Menschen hat er mit seinen Worten schon zu Tränen gerührt.

 Hans-Otto Hoffmann blättert in seinen Gedichten. Er braucht nur die ersten drei, vier Zeilen, dann kommt der Rest des Textes fast wie von selbst.

Hans-Otto Hoffmann blättert in seinen Gedichten. Er braucht nur die ersten drei, vier Zeilen, dann kommt der Rest des Textes fast wie von selbst.

Foto: Christina Bents

Einen Block, einen Bleistift und ein Radiergummi hat Hans Otto Hoffmann von seinem Vater, an dessen 70. Geburtstag bekommen. Zu diesem Ehrentag hatte Hans-Otto, oder auch Otti genannt, seinem Vater Theo nämlich ein Gedicht geschrieben. Dieser hatte Tränen in den Augen, als er den Raum verließ, um seinem Sohn kurz darauf seine eigenen Schreibutensilien zu schenken. „Du kannst das besser als ich“, sagte er zu Hans Otto.

 Hoffmann erinnert sich noch heute an diesen Moment: „Mein Vater war chronisch krank und musste viel Zeit im Bett verbringen. Auf dem Nachttisch hatte er immer Papier und etwas zum Schreiben. Wenn ich ihn dann besuchte, forderte er mich auf, durchzulesen, was er verfasst hatte, und wenn ich eine bessere Idee hätte, sie einzufügen.“

Ab diesem Zeitpunkt sei es losgegangen mit dem Schreiben. Über die Natur, die Menschen, Dörfer und einfach alles, was ihm auffällt, schreibt er. Meistens nachts, an seinem Küchentisch.

„Da stört mich keiner. Wenn mir einer dazwischenkommt, dann wird das nix“, sagt er. Und dass es mal nix wird, kommt kaum vor. Seine Gedichte treffen die Menschen nämlich mitten ins Herz oder bei manchem Sachverhalt auch den Nagel auf den Kopf. Mit einer Gruppe Ehrenamtlicher aus dem Speicherer Seniorenheim war er in Idar-Oberstein. Als er dort in einem Café saß und sich die Schmuckgeschäfte der Straße angesehen hat, ist ihm etwas durch den Kopf gegangen: Kein Stein der Welt könne so wertvoll sein, wie die Arbeit mit den älteren Menschen. Diesen Gedanken hat er so passend in ein Gedicht gepackt, dass den ehrenamtlichen Helfern die Tränen in die Augen traten, als er es ihnen vorgetragen hat.

Hoffmanns Reime passen, sie sind vom Versmaß her flüssig geschrieben und inhaltlich haben sie oft einen kleinen schelmischen Unterton.

Einer Nachbarin, sagt Hoffmann, habe er erzählt, dass er nachts nicht schlafen könne und dann eben Gedichte schreibe. Sie habe ihm geraten: „du solltest vielleicht einfach mal kein Gedicht nachts schreiben, vielleicht könntest du dann besser schlafen.“

Hoffmann probierte es aus und erklärte ihr am nächsten Tag, es habe trotzdem nicht geklappt mit dem Schlafen. Mit einem Augenzwinkern trug er ihr schließlich, seine neueste Arbeit mit dem Titel „Kein Gedicht“ vor.

In der Schule habe er den Deutschunterricht am Liebsten gemocht, aber zum Lesen von Gedichten anderer komme er nicht. Dazu hat Hoffmann zu viel zu tun, denn er ist ehrenamtlich viel unterwegs. Im Altenheim „Marienhof“, in Speicher – dem er natürlich auch ein Gedicht gewidmet hat – übernimmt er Fahrdienste und bringt den Menschen bei Einkäufen mit, was sie so brauchen.

Zudem ist er Fahrer von vier indischen Nonnen, die er jeden Tag zu einem Gottesdienst fährt und einmal pro Woche fährt er den Rufbus des Ortes.

Seine Gedichte trägt der 1951 geborene und aus Preist stammende Hans-Otto Hoffmann bei Mundart-Abenden in den Nachbargemeinden vor und in Altenheimen. Früher hat er auch Viez-Abende mitgestaltet. Im vergangenen Jahr gab es ein Buch „Eifelgedichte“, dass der Eifelverein herausgebracht hat, indem einige seiner Werke abgedruckt ist.

Alles abzudrucken wäre aber schwierig, denn zehn Aktenordner hat er schon voll. Dabei sind auch Limericks, kurze scherzhafte Gedichte, Grimms Märchen und seine Schulbibel, die er auf Speicherer Platt übersetzt hat. Die Ideen gehen ihm nicht aus. Und seine Leser werden sich freuen, weiterhin von ihm zu hören.

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