"Hast echt ein süßes Grinsen"

Bitburg · Nicht immer ist man so schlagfertig, ein schönes Mädchen oder einen hübschen Jungen auf der Straße anzusprechen. Erst später bereut man es. Dafür gibt es auf Facebook die Community Spotted:Bitburg. Anonym kann man dort seine Liebesbotschaften hinterlassen.

Bitburg. "Gesucht: charmanter Fahrer eines silbernen Seats mit Bit-Kennzeichen. Kennt ihn wer? Hast echt ein süßes Grinsen", so sieht eine typische Nachricht in der aktuell voll im Trend liegenden Spotted-Community (siehe Extra) aus Bitburg aus. Spotted heißt frei übersetzt "entdeckt" - Man entdeckt jemanden auf der Straße, auf einer Party oder in einem Laden und ist von ihm angetan. Doch es fehlt der Mut, das Mädchen oder den Jungen anzusprechen. "Das ist das ursprüngliche Ziel der Community, Menschen kennenlernen oder wiederfinden", sagt Johannes Barth, Initiator und Verwalter der Facebook-Seite.Anonyme Botschaften


Die Nutzer schicken ihre Nachrichten an die Seite, Barth sichtet sie und postet sie im Namen der Community an die Pinnwand. So bleibt der Absender anonym und kann verborgen auf die Reaktion warten.
Der 20-jährige Barth studiert Religion und Erdkunde an der Universität Trier. Dort hat er die Seite Spotted: Uni Trier entdeckt. "Ich fand das Konzept sehr interessant und habe gedacht, dass es zu Bitburg gut passen würde", sagt Barth. Bitburg habe dafür die ideale Größe und die Menschen können sich schnell wiederfinden. Tatsächlich: Innerhalb einer halben Stunde werden die "gesuchten" Menschen fast immer erkannt und von Mitgliedern der Community in den Kommentaren verlinkt. Rasant hat sich Spotted: Bitburg entwickelt: Im Januar gegründet hat die Community schon 4915 Mitglieder. Die Reichweite liegt bei über 10 000 Menschen, die die Seite wöchentlich besuchen. Zum Vergleich: Die Spotted-Seite der Universität Trier, von der sich Barth inspirieren ließ, hat um die 1300 Fans.
Durchschnittlich 10-15 Beiträge werden täglich auf der Pinnwand von Spotted:Bitburg veröffentlicht, doch Barth bekommt mehr Nachrichten, wie von Betrieben oder Privaten, die ihre Werbung schicken. "Das poste ich aber nicht", sagt er. Auch beleidigende Beiträge veröffentlicht er nicht. Bei der Pflege der Seite, deren Nutzung kostenlos ist, unterstützen ihn drei Freunde.
Aber was für Menschen schreiben auf der Seite? "Vom 15-16 Jährigen bis zum 50-Jährigen", sagt Barth, "vor allem im Frühling und Sommer kommen die Gefühle hoch und es gibt viele Kontaktanzeigen". Einige sind sogar zu schüchtern für die Seite und brauchen Extra-Hilfe von Freunden, die für sie posten: "Mein Kumpel (23) hat Kuschelbedarf und sucht schon länger eine Freundin. Er ist schüchtern und mit dem kann man immer lachen", liest man auf der Pinnwand. Einige lassen sich nicht nur vom Aussehen beeindrucken, sondern benutzen alle Sinne: "Wir suchen die süßen und gut riechenden Jungs aus der Simis-Lounge." Besonders attraktiv scheinen Mädels zu sein, die an Tankstellen oder hinter Bartheken arbeiten - oft seien die Nachrichten für sie.
Doch viele nutzen die Seite laut Barth auch als Markt- oder Tauschplatz. "Gerade jetzt zu Weihnachten", sagt Barth.Immer etwas zum Schmunzeln


Beim Stöbern in den Beiträgen findet man immer etwas zum Schmunzeln. In einem Beitrag von gestern suchte eine junge Frau nach einem 20-Jährigen, den sie in der Schule gesehen hatte. Ein Kommentator macht ihr Mut: "Du findest ihn bestimmt! Der Nikolaus hört sich auch mal um!"
Natürlich kann so ein Post auch mal schiefgehen: "Du warst heute im Bitburger Krankenhaus in der Ambulanz. Habe dich da zwischen 11 und 11.30 Uhr gesehen. Ich schätze dich zwischen 16 und 18. Ich hoffe, dass ich dich hier finde", postet ein Mann - doch er hat eher ihren Freund gefunden: "Das war meine liebe Freundin, Bruder."Extra

Der Trend der Spotted-Communities hat seinen Ursprung an der Universität Glasgow. Mit speziell für die studentische Kontaktaufnahme konzipierten Fanseiten sind mittlerweile schon eine ganze Reihe von deutschen Universitäten dem schottischen Vorbild gefolgt. Das Merkmal solcher Communities ist die Anonymität der Spotter - also des Absender der Nachricht. Aus den Universitäten hat sich die Idee auf Städte übertragen. Außer Spotted:Bitburg gibt es für die Region auch Seiten für Trier, Daun, Prüm und Wittlich. bc

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