Hausbesuch mit Himmelsbuch

Die meiste Zeit des Jahres ist der Nikolaus, dessen offizieller Wohnsitz in Speicher (Eifelkreis Bitburg-Prüm) ist, als Michael Back unterwegs. Nur in der Weihnachtszeit zeigt er sein wahres Gesicht. Mit seinem dicken, goldenen Buch besucht er dann die Kinder und ist darüber hinaus in diesem Jahr der offizielle Weihnachtsmann des Trierer Weihnachtsmarkts.

 Auch als reitender Weihnachtsmann macht der Nikolaus eine gute Figur. Wenn die Advents- und Weihnachtszeit vorbei ist, schlüpft er wieder in seine Rolle als Michael Back. Foto: privat

Auch als reitender Weihnachtsmann macht der Nikolaus eine gute Figur. Wenn die Advents- und Weihnachtszeit vorbei ist, schlüpft er wieder in seine Rolle als Michael Back. Foto: privat

Trier/Speicher. Der Nikolaus ist Weihnachtsmann, Santa Claus und Michael Back in einer Person. Und der Nikolaus hat ein Himmelstelefon. Kein Festnetz, sondern eine Mobilfunknummer. Schließlich muss der Nikolaus immer und überall erreichbar sein.

Kein Wort zu den Pampers, bitte



Vor allem im Vorfeld seiner Hausbesuche. Für die Kinder ist dieser Besuch ein besonderes Erlebnis, und um sicherzugehen, dass es dabei nicht zu Missverständnissen kommt, klären einige vorab die Details. Sicher ist sicher.

"Die Kinder rufen mich mittlerweile über die Himmelsnummer persönlich an und verhandeln mit mir, was ich sagen soll und was nicht", sagt der Nikolaus. Als neutraler Beobachter ist er natürlich unparteiisch und unbestechlich, doch weil er ein großes Herz hat, geht er auf die Wünsche der Kleinen ein.

Und dann berichtet er vom Fall der kleinen Jessi. "Nix über Pampers sagen und vor allem nichts vom Bettnässen erzählen", hatte sie mit dem Nikolaus am Telefon vereinbart. Und der Mann mit dem flauschigen, weißen Bart hat Wort gehalten. Das ist Ehrensache. Doch natürlich müssen sich auch die Kinder an ihren Teil der Vereinbarung halten. "Bei besonderen Fällen rufe ich Wochen danach noch einmal an und kontrolliere die Abmachungen", sagt er.

Was die Kinder, und auch die Erwachsenen, das ganze Jahr so treiben, steht alles im goldenen Himmelsbuch. Dort sind auch alle Namen registriert. Wirklich alle. Böse Zungen behaupten, das gebundene Himmelswerk sei in Wirklichkeit ein dickes Postleitzahlen-Buch, das der Nikolaus in seiner Funktion als Michael Back mit goldenem Autolack besprüht habe. Und nur weil die meisten Kinder noch nicht lesen könnten, dürften sie einen kleinen Blick in das Buch werfen. Nun, als Michael Back würde der Nikolaus es so formulieren: "Ich verstehe mein Handwerk und habe immer eine glaubhafte Antwort auf Lager. Und ich weiß, wie man mit Kindern umgeht. Das ist mein Rezept." Und dann muss der Nikolaus auch schon wieder los. Denn er hat in diesen Tagen viel zu tun und kümmert sich auch um diejenigen, die an den Weihnachtsmann glauben. Er besucht Weihnachtsfeiern und Betriebsfeten, stellt Mitarbeiter zur Rede, die regelmäßig zu spät kommen, der Sekretärin immer in den Ausschnitt schauen oder sich in jüngster Zeit einen besonders dicken Bolzen geleistet haben.

Und für die amerikanischen Mitbürger verkleidet er sich als Santa Claus. In diesem Jahr ist der Nikolaus zudem der offizielle Weihnachtsmann des Trierer Weihnachtsmarkts. In einem Casting, das von einem Radiosender veranstaltet wurde, hat er sich gegen die Konkurrenz durchgesetzt, war 2007 zunächst erster offizieller Stellvertreter und ist jetzt der Chef. Das Feld zwischen den Glühweinständen und Reibekuchenbuden ist nun sein Revier. Hier hat er das Sagen. Egal ob als Nikolaus oder Weihnachtsmann.

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