Hegen, pflegen und bewirtschaften

Gibt es zu viel oder zu wenig Rotwild in rheinland-pfälzischen Wäldern? Soll die winterliche Jagdzeit verlängert oder verkürzt werden? Wie steht es um die Rotwild-Bewirtschaftung? Aktuelle Themen standen bei der gemeinsamen Jahreshauptversammlung der Rotwildringe Daun-Wittlich, Meulenwald und Prüm-Bitburg zur Diskussion.

 Bei der gemeinsamen Jahreshauptversammlung der Rotwildringe Daun-Wittlich, Meulenwald und Prüm-Bitburg diskutierten die 150 Waidmänner über Rotwildzahlen und –Bewirtschaftung.TV-Foto: Elmar Kanz

Bei der gemeinsamen Jahreshauptversammlung der Rotwildringe Daun-Wittlich, Meulenwald und Prüm-Bitburg diskutierten die 150 Waidmänner über Rotwildzahlen und –Bewirtschaftung.TV-Foto: Elmar Kanz

Prüm. (ka) Rund 150 Waidmänner und -frauen - etwas weniger als erwartet - hießen Adolf Franke, Vorsitzender des Rotwildringes Daun-Wittlich, und den Präsidenten des Landesjagdverbandes Rheinland-Pfalz, Kurt-Alexander Michael, in der Karolingerhalle zur großen gemeinsamen Hegeschau willkommen.

Erster Redner war Frank Ridderbusch, Jagdreferent im Mainzer Umweltministerium. Sein gut einstündiger Beitrag erwies sich als subtile Auseinandersetzung mit den aktuellen Rotwildproblemen und als hervorragende Diskussionsbasis. Denn nicht in allen Punkten ging die Mehrzahl der Versammlungsteilnehmer mit dem Gast aus Mainz konform. Zum Beispiel stieß die von Ridderbusch vehement verteidigte Verlängerung der Jagdzeiten für Schalenwild bis Ende Januar bei den anwesenden Jägern nur auf wenig oder gar keine Gegenliebe. Ihr Sprecher, Kurt-Alexander Michael, fand deutliche Worte: "Die Entscheidung der Landesregierung, die Jagdzeit auf Rotwild - entgegen unserer gemeinsamen Empfehlung - bis zum 31. Januar zu verlängern, hat mich sehr enttäuscht. Sie ist absolut kontraproduktiv. Ich kenne keinen Wildbiologen und keinen Rotwildexperten, der dafür Verständnis hat." Das Auditorium applaudierte lebhaft.

Zeitnotbedingt geriet der Bericht über die Arbeit im Rotwildring Daun-Wittlich zum "Schweinsgalopp", so der Verfasser Adolf Franke. Über den Meulenwald berichtete Gundolf Bartmann und über Prüm-Bitburg der neue Amtsinhaber Kurt-Alexander Michael.

Das Hauptreferat "Aktuelle Probleme der Rotwild-Bewirtschaftung in Rheinland-Pfalz" hielt Ulrich Wotschikowski, international angesehener Wildfachmann aus Bayern. Auch für ihn ist die Jagdzeit-Verlängerung eine falsche Maßnahme. Säumige Revierinhaber würden nicht diszipliniert, sondern belohnt, weil sie weitere zwei Wochen auf Jagd gehen dürfen.

Kritisch äußerte sich Wotschikowski zu einigen Verordnungen in Rheinland-Pfalz. Man habe hier ganz andere Probleme mit den Hirschen: Die Bestandszahlen überschritten die durch Landesverordnung vorgegebenen Höchstwerte um das Vier- bis Achtfache. Diese Höchstwerte allerdings seien unverständlich niedrig gehalten. Die vor 20 Jahren getroffene Einteilung in Kern-, Rand- und freie Gebiete hätten die Hirsche längst ad absurdum geführt, ergänzt Wotschikowski. Da sich das Rotwild nicht an diese Verordnung halte, sollte sie beseitigt werden.

Die Abschaffung der Pflicht-Trophäenschau habe dazu geführt, dass Jäger und Behörden noch weniger als zuvor miteinander ins Gespräch kommen. Stattdessen beschäftige man sich mit der Verlängerung der ohnehin langen Jagdzeiten oder mit Zahlenspielereien. "Das ist, als schieße man - nicht mit Kanonen auf Spatzen - sondern mit Schrot auf Nilpferde", spottet Wildfachmann Wotschikowski.

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