Heimatgefühle in der Mühle

Allein die Zufahrt ist schon eine Reise für sich: Wer ins Tal des Uessbaches möchte, muss sein Auto beherrschen und darf keine Angst vor schmalen und kurvigen Straßen haben.

 Kritischer Blick: Siegfried Orschel prüft die Äpfel in seinem Garten. TV-Foto: Helmut Gassen

Kritischer Blick: Siegfried Orschel prüft die Äpfel in seinem Garten. TV-Foto: Helmut Gassen

Siebenbachtal. Wer ganz unten ist, der wird belohnt mit einem paradiesischen Blick in ein Tal, das man gar nicht mehr verlassen will. Ein idyllischer wilder Eifelbach schlängelt sich rauschend an hohen Felsformationen durch das Tal, grüne Wiesen und hohe Wälder ringsum lassen das Gefühl aufkommen, irgendwo in einem wildromantischen Urlaubsland zu sein.

Wir sind in der Eifel, genauer gesagt im Siebenbachtal beim kleinen Eifelort Strotzbüsch, wo der Uessbach sich seinen Lauf durch das vulkanische Gestein gebahnt hat. Hier leben seit 1990 Siegfried und Ellen Orschel in einer alten Mühle. Sie haben das hektische Ruhrgebiet, gegen paradiesische Idylle und Ruhe pur eingetauscht.

"Wir haben den Vorbesitzer schon länger gekannt, aber haben nie daran gedacht, dass wir selbst einmal hier wohnen würden. Ich habe dann irgendwann ein Häuschen in der Eifel gesucht, und ein Makler hat uns diese Mühle angeboten", erzählt Siegfried Orschel, im früheren Leben Schlossermeister bei Mannesmann.

Wo Wasser rauscht, da waren immer Mühlen. Auch im Siebenbachtal ratterte von 1838 bis 1953 eine Getreidemühle. Ab 1955 wurde für über 30 Jahre ein Ausflugslokal daraus. Als die Orschels 1987 die ehemalige Mühle kauften, stand ihnen viel Arbeit bevor. Mehrere Jahre lang bauten sie das Gebäude zum schmucken Wohngebäude um.

Einen Kilometer entfernt vom Eifeldorf Strotzbüsch ist zwar nicht das Ende der Welt, aber ist es nicht manchmal einsam? "Nein, einsam ist es eigentlich nicht, höchstens im Winter, wenn keiner den Berg herunterfahren kann", sagt Ellen Orschel. Nur einmal hat die Duisburgerin richtig Angst gehabt, als sie nachts Licht von draußen sah und Stimmen hörte. "Das waren aber nur ein paar Bundeswehrsoldaten, die sich bei einer Nachtwanderung hoffnungslos verfranst hatten", erzählt sie. Mit Schäferhündin Kira und vier Katzen lebt es sich im tiefen Eifeltal ausgesprochen gut. An der Hauswand wachsen Weinreben und Trompetenblumen, und herrlich blühende Rosen versprühen paradiesische Düfte, Akazien und Linden wiegen sich im Wind, plätschernd schlängelt sich der Uessbach durch den Mühlengraben, in dem Forellen schwimmen. "Wir lieben die Ruhe hier und die Aufgaben, die wir hier haben. Natürlich werden wir manchmal beneidet, aber alles hat seine zwei Seiten. Wir haben immer etwas zu tun, das hält jung", sagt Siegfried Orschel.

Er hat im Kreis Vulkaneifel das einzige Obstbrennrecht und darf pro Jahr 50 Liter reinen Alkohol erzeugen. Ob Apfel-, Birnen-, Mirabellen-, Zwetschgen- oder Honigschnaps - alle werden sie ausschließlich für den Eigenverbrauch oder als Geschenk für Freunde verbraucht. So ist das Siebenbachtal zur richtigen Heimat geworden und beide sind inzwischen mehr Eifeler als Ruhrgebietler. Siegfried Orschel: "Wenn ich drei Tage weg bin, will ich wieder zurück."

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