Heimspiel für kleine Beda-Ballacks

BITBURG. Mehr als 300 Menschen waren am Freitag im Haus der Haus der Jugend in Bitburg, um gemeinsam bei der Live-Übertragung des WM-Eröffnungsspiels vor einer Großbildleinwand zu jubeln und zu zittern.

Schneider, Lehmann, Frings und der Rest der Truppe betreten das Spielfeld, stellen sich auf und singen schließlich irgendwann die Nationalhymne. Musikalisch begleitet werden sie dabei von der Vorgruppe des städtischen Musikvereins Bitburg. Diese sitzt nicht in der Münchener Allianz-Arena, sondern auf der Empore des großen Saals im Bitburger Haus der Jugend. Die Klinsmannschaft auf dem Rasen bewegt die Lippen, und die jungen Musiker spielen dazu. Sie sind dabei zwar etwas langsamer als der Kader-Chor, doch das holen die rund 300 Menschen, die ein Stockwerk tiefer an Tischen vor der großen Leinwand sitzen, beim anschließenden Countdown zum Anpfiff wieder raus. Ganz vorne, unmittelbar vor der Bühne, hocken ein Mini-Schweinsteiger und vier kleine Ballacks. Letztere sitzen - wie ihr großes Idol - am Rande des Geschehens und müssen dabei ebenso hilflos wie der Nationalmannschaftskapitän zusehen, wie die Costa Ricaner nach nur zwölf Minuten für den 1:1-Ausgleich sorgen. Während sich Torhüter Lehmann wenig später vom Team-Arzt am Torpfosten stehend den Knöchel massieren lässt, öffnet einer der kleinen Beda-Ballacks seine Chipsdose - und in der 30. Minute erneut, als in München die erste gelbe Karte der WM verteilt wird. "Costa Rica ist nicht zu unterschätzen", sagt Werner Pies, Vorsitzender der Bitburger Kulturgemeinschaft, als er sich in der Pause ein Bier genehmigt und nach Beendigung des Satzes in Gedanken schon wieder bei einer Veranstaltung seiner Kulturgemeinschaft ist, die mit Fußball nicht so wirklich viel gemeinsam hat. "Die Deutschen müssen aufpassen, dass sie sich nicht einschläfern lassen", sagt der Kommentator im Fernsehen, und auch bei den Bitburgern setzen angesichts einer schon länger anhaltenden torlosen Phase Müdigkeits-Erscheinungen ein - bis dann einige Sekunden später, nach einer Stunde Spielzeit, Klose das 3:1 für Deutschland erzielt. Sofort sind alle wieder hellwach, jubeln, schwenken ihre Fahnen und fallen sich in die Arme. "Eigentlich bin ich kein Fußballfan", sagt Gorden Schulz aus Seffern, doch dann habe er ein Deutschland-Trikot geschenkt bekommen, und jetzt sei er eben hier. In der rechten Hand hält er eine Tröte. Diese ist recht groß, doch benutzt hat Gorden das Instrument bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Just in dem Moment, als er zwecks Demonstration in sein Horn bläst, schießt die Mannschaft aus Costa Rica ihr zweites Tor, weshalb einige der zweifelsohne in der Mehrzahl vertretenen Deutschland-Fans etwas irritiert auf den jungen Mann mit der großen Tröte blicken. So viel dann also dazu, und deshalb wieder zurück zu den vier kleinen Ballacks vor der Bühne, die mittlerweile ihren Platz in der ersten Reihe geräumt haben. Möglicherweise war ihnen das Spielgeschehen zu nervenaufreibend, oder sie wurden - wie es der Kommentator prophezeit hatte - vom Gegner eingeschläfert...

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