Geschichte Wie ein Bitburger einst in China Eisenbahnen baute

Bitburg · Heinrich Hildebrand, an den in Bitburg Straße und Wohnanlage erinnern, sorgte in China einst für ein Eisenbahnnetz und für Aufträge für die deutsche Stahlwerke. Einem rechtzeitig reagierenden Museumschef ist es zu verdanken, dass seine Aufzeichnungen erhalten blieben.

Heinrich Hildebrand aus Bitburg hat in China ein Eisenbahnnetz gebraut
Foto: Archiv Stadt Bitburg

Heinrich Hildebrand wuchs in Bitburg auf, studierte in Berlin Architektur und Wirtschaftswissenschaften und hatte schnell große dienstliche Verpflichtungen, zunächst bei den Berliner Stadtbahnen, später bei der Königlichen Eisenbahndirektion in Köln. Dort leitete er den Bau mehrerer Bahnlinien und Bahnbrücken im Rheinland und betreute 1888 den großen Umbau des Kölner Centralbahnhofs zu einem modernen Hauptbahnhof, wie wir ihn heute im Wesentlichen kennen. Vorausgegangen war der Abriss von 140 Häusern im Bereich um Dom und Bahnhof und das Anheben der Gleise um sechs Meter.

Ein persönlicher Umbruch folgte 1891, als der Bitburger Baumeister in den Auswärtigen Dienst des Kaiserreichs eintrat und sich als Fachmann im Eisenbahnbau für fünf Jahre in Peking verpflichtete.

Hildebrand lernte die schwierige chinesische Sprache und beschäftigte sich intensiv mit Geschichte, Kultur und Baukünsten des fernöstlichen Reichs. Schließlich wurde er Berater des Vizekönigs in Eisenbahnangelegenheiten. Hildebrand plante mehrere Bahnlinien und erhielt nach Ablauf der fünf Jahre vom Königshaus den Auftrag, ein umfassendes Eisenbahnnetz für China zu planen.

Zwar wurde nur ein Teil dessen tatsächlich realisiert, doch konnten hierfür dank Hildebrand wichtige Aufträge für deutsche Stahlwerke vermittelt werden.

Zu seinem wohl wichtigsten Projekt wurde der Bau eines Eisenbahnnetzes auf der chinesischen Halbinsel Shantung, einem Gebiet, das Deutschland für 99 Jahre von China pachtete. Grund für die Gründung der Kolonie war der Wunsch nach einem Flottenstützpunkt für die Kaiserliche Marine in Ostasien, jedoch auch die dortigen reichen Kohlevorkommen.

 So sah das Wohnhaus von Heinrich Hildebrand in Bitburg einst aus, zu dem auch ein großer Garten im rückwärtigen Bereich gehörte (Foto, links). An Heinrich Hildebrand (Foto,rechts), Königlicher Geheimer Baurat, der  über sein Heimatland hinaus Eisenbahngeschichte schrieb, erinnern heute in seiner Geburtsstadt eine Straße und eine Wohnanlage.

So sah das Wohnhaus von Heinrich Hildebrand in Bitburg einst aus, zu dem auch ein großer Garten im rückwärtigen Bereich gehörte (Foto, links). An Heinrich Hildebrand (Foto,rechts), Königlicher Geheimer Baurat, der  über sein Heimatland hinaus Eisenbahngeschichte schrieb, erinnern heute in seiner Geburtsstadt eine Straße und eine Wohnanlage.

Foto: Archiv Stadt Bitburg
 Heinrich Hildbrand- in Bitburg erinnert eine Straße an ihn. Foto: Thomas Konder

Heinrich Hildbrand- in Bitburg erinnert eine Straße an ihn. Foto: Thomas Konder

Foto: Thomas Konder

Deutschland erhielt von China das Recht zur Gründung einer Bergbau- und einer Eisenbahngesellschaft. Der Bitburger Hildebrand war an den Verhandlungen maßgeblich beteiligt und begab sich eifrig in die Planung der Strecken mit 400 Kilometern Länge, für die das gesamte Baumaterial aus Deutschland angeliefert wurde. Der Bau der „Shantung-Bahn“ galt nie als unumstritten, dennoch wurden Hildebrand für seine außerordentlichen Dienste von chinesischer und deutscher Seite eine Reihe wichtiger Ehrungen zuteil. Vor seinem Eintritt in den Ruhestand wurde der Bitburger mit Bahnbauarbeiten im südbrasilianischen Bundesstaat Santa Catarina beauftragt, einem Gebiet, das immer stärker von europäischen Auswanderern besiedelt wurde. Bis zu seinem Tod 1925 lebte Heinrich Hildebrand meist in seinem Bitburger Wohnhaus mit großem Garten.

 In Bitburg ist eine Wohnanlage nach Heinrich Hildebrand benannt.

In Bitburg ist eine Wohnanlage nach Heinrich Hildebrand benannt.

Foto: Thomas Konder

Stadthistoriker Dr. Peter Neu gibt im Buch „Bitburger Persönlichkeiten“ treffend wieder, was sich beim Abriss seines Hauses ereignete, als man 1964 Platz für die Errichtung des Autohauses Müller schaffen wollte: „Fast wäre beim Abriss des alten Gebäudes der Nachlass von Hildebrand im Müll gelandet, wenn nicht aufmerksamen Bauarbeitern seltsame chinesische Schriften aufgefallen wären, die sie in dem Haus fanden. Niemand konnte die Zeichen entziffern, deshalb brachten die Arbeiter sie  dem Leiter des Heimatmuseums. Dr. Hainz eilte nun selbst in das leere Haus, und rettete in letzter Minute  einen großen Teil des schriftlichen Nachlasses eines Mannes, den man in Bitburg nicht vergessen sollte. Wenig erinnert heute an ihn, der einst weit über die Region hinaus von Bedeutung war.“

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