Heiße Spur zur Literatur

Prüm · Eine spontane Begegnung - und ein Morgen voller Geschichten: Fred Oberhauser, Co-Autor des ersten gesamtdeutschen Literaturführers, kam mit seiner Frau Gabi zur Stippvisite nach Prüm und folgte den Spuren großer Schriftsteller in der Eifel.

 Gemeinsam auf Achse für die Literatur – auch in der Eifel: die Autoren Fred und Gabi Oberhauser. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Gemeinsam auf Achse für die Literatur – auch in der Eifel: die Autoren Fred und Gabi Oberhauser. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Prüm. "Meine Frau und ich sind Nekrophilologen", sagt Fred Oberhauser. "Was glauben Sie, was wir schon Gräber gesucht haben." Aber Fred und Gabi Oberhauser, daheim in St. Ingbert, sind nicht nur nach letzten Ruhestätten unterwegs: Sie sind "literarische Topographen", Geländegänger - fasziniert von Orten, denen die Literatur jene Magie verleiht, die so viele dazu anregt, den Schriftstellern und ihren Geschichten hinterherzureisen.
"Spinner" eben, wie Oberhauser sagt, der mit seinen 88 Jahren immer noch erstaunlich geländegängig ist, ebenso wie seine sechs Jahre jüngere Gattin Gabi.
Die sympathische Spinnerei der beiden nicht weniger sympathischen und literaturbeseelten älteren Herrschaften mündete, zum Glück für die Leser, in den gemeinsam verfassten "Literarischen Führer durch die Bundesrepublik Deutschland" und, vor drei Jahren, in den ersten gesamtdeutschen "Literarischen Führer", ein Riesenwerk, das Oberhauser mit Axel Kahrs schrieb.
Den "Ziegelstein fürs Handschuhfach" habe der Spiegel das 1500-Seiten-Buch genannt (Suhrkamp/Insel 2008, ISBN 978-3-458-17415-8, 48,50 Euro). Es ist aber auch ein Brocken: Das Buch umfasse das ganze Deutschland, sagt Oberhauser - "von Aachen bis Zwickau, von Kap Arkona bis in den Pfaffenwinkel".
Ein tolles Werk, denn man kann sich in seinen Einträgen herrlich verlieren, von Autor zu Autor, von Ort zu Ort "surfen", wie Oberhauser sagt, und sich zum Reisen und Weiterlesen anregen lassen. 7000 Literaten und 3000 Orte sind darin verzeichnet, von Großschriftstellern bis zu regionalen Autoren. Auch Prüm und die Eifel kommen ausführlich darin vor.
Wer also als Literaturliebender seinen nächsten Urlaub irgendwo in der Republik oder der Region plant, der sollte vorher nachschauen, ob nicht am Ferienziel schon ein vielleicht sehr bekannter Autor lebte oder schrieb. Das sei ja das Schöne an dieser Spurensuche, sagt Gabi Oberhauser: Man komme in irgendein Nest - und dann öffne sich plötzlich eine Welt. Man sehe einen Ort nicht nur mit dem eigenen Blick, sondern auch mit den Augen des Autors. "Ich sehe mehr davon. Und dann ergibt es sich, dass ein Ort mehrdimensional wird."
Schnell noch ein Foto gemacht, und schon müssen die beiden wieder los. Leider verpassen sie deshalb auch Josef Zierden, der sich ja mit dem "Literarischen Reiseführer Rheinland-Pfalz" ebenfalls verdient gemacht habe und dem sie noch etwas Lesestoff in die Hand drücken wollten.
Buchet und Winterspelt


Aber sie wollen eben nach der Stippvisite in der Prümer TV-Redaktion noch schnell die literarischen Dimensionen von Buchet und Winterspelt vermessen. Buchet - da hauste im Zweiten Weltkrieg Ernest Hemingway, und Winterspelt steht für den gleichnamigen Roman von Alfred Andersch. Über beide stünden im Literarischen Führer nur ein oder zwei Zeilen, die Oberhausers aber wollen die Geschichten drumherum erfahren - um sie später zu veröffentlichen.
Es muss ihnen dort gefallen haben: Kurz nach dem Besuch landet ein Buchgeschenk in der TV-Redaktion, mit einer schönen Notiz: Durch den Tipp vom TV seien sie "an den taxifahrenden Ortsvorsteher von ,W\'", Hubert Tautges, geraten, der wiederum rief "seinen ehemaligen Kollegen von ,B\' an, der gerade am Rasenmähen ist und eigentlich keine Zeit hat. Und jeder nimmt sich trotzdem Zeit und erzählt seine Geschichte(n). Die Andersch-Hemingway-Spuren waren jedenfalls ausgelegt; und wir auf die Sprünge gebracht. Chapeau!"

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