Großlangenfeld/Bitburg Wenn die Glockenblume Klang entfaltet

Großlangenfeld/Bitburg · Helmut Bleffert baut seit 1982 Campanulas. Das sind Streichinstrumente mit zusätzlichen Saiten, die einen langen Nachhall haben. Als Solist ist Bleffert auch beim  Orchesterprojekt am Samstag zu hören.

 Helmut Bleffert präsentiert seine Glockenblume.

Helmut Bleffert präsentiert seine Glockenblume.

Foto: Tv/Christina Bents

Der Geruch von frischem Holz strömt den Besuchern von Helmut Blefferts Werkstatt gleich in die Nase, wenn sie hereinkommen. An den Wänden im Flur hängen farbintensive Bilder, die er gemalt hat und im Hintergrund ist leise klassische Musik zu hören. In der Werkstatt, in der Werkzeuge, Einzelteile von Streichinstrumenten und fertige Instrumente stehen, fällt eins gleich ins Auge. Weniger wegen seiner 32 Seiten, die sich links und rechts neben dem Steg befinden, sondern durch seine azurblaue Farbe.

Eine Campanula, die von ihrer Form her etwas schlanker ist als ein Cello, steht mitten im Raum. Helmut Bleffert erklärt: „Durch die zusätzlichen Seiten spiegeln sich die gespielten Töne wider, denn sie schwingen sehr lange nach und entwickeln so einen eigenen Klangraum.“ Weiter sagt er: „Das verleitet zu einem tieferen Hören und zu einem tieferen Raumempfinden. Viele vergleichen es mit Engelsmusik. Die Campanula braucht auch keine besonders gute Akustik, sie klingt auch sehr gut auf einer Wiese oder in einem einfachen Saal.“

Spielen kann die Campanula jeder, der ein Streichinstrument beherrscht, denn gibt es sie auch in Geigen- oder Bratschengröße. Besonders geeignet ist das Instrument, das wegen seiner Form nach der Glockenblume benannt ist, für Menschen, die ihre Gefühle beim Musizieren sichtbar machen und zur Schulung des Gehörs. „Personen, die zu einer hohen Sinnlichkeit neigen und in persönliche Tiefen schauen, kommen schnell zur Campanula“, sagt Bleffert dazu.

Etwa einen Monat Bauzeit braucht es, bis das besondere Instrument gebaut ist, dessen Kunden aus ganz Deutschland, Skandinavien, Amerika und einige sogar aus Japan und Südamerika kommen. „Das Interesse nimmt nach Norden hin zu und nach Süden hin ab“, sagt der 69-Jährige.

Die Campanula, war ursprünglich als Therapieinstrument gedacht. „Ein Waldorflehrer hat mir damals den Auftrag gegeben, ein Instrument nach einem Pflanzenbild zu entwickeln und da kam mir die Glockenblume in den Sinn. Dem Instrument habe ich dann den lateinischen Namen gegeben.“

Beim Bau seiner Streichinstrumente sind die Form der Wölbung wichtig, denn sie bestimmt die Obertöne und die Klangfarbe und die Masse des Instruments ob es offen oder nasal klingt. Bei Helmut Bleffert kann man sich sein Instrument auch selbst bauen.

Dafür bietet er zweiwöchige Kurse an. „Wenn man sich darauf einlässt, funktioniert es. Vieles ist Fleißarbeit, ich schaue natürlich drauf und es entstehen Instrumente, die auch in Symphonieorchestern gespielt werden.“

Die Campanula wird oft in der freien Musik verwendet. Man kann mit ihr  natürlich auch klassische Literatur spielen, aber ihr Klang entfaltet sich besonders beim spontanen Spiel. Bei einem Konzert geben sich die Musiker eine Form vor, beispielsweise beginnt einer, indem er zwei Töne in einem gewissen Abstand nacheinander spielt und sich dabei einpendelt, dann setzt der nächste ein und so wird live auf der Bühne, aus einer Idee ein Stück geboren. „Die Form kristallisiert sich heraus und bleibt fest. Diese Art Musik zu machen ist sehr kommunikativ, denn man muss auf den anderen hören, sich darauf einlassen und antwortet schließlich.“

Die Ursprünge meiner Musik stammen aus der Heilkunst“, erklärt Helmut Bleffert weiter. Oft improvisiert er auch mit anderen über Bilder, die ausgestellt sind. Dunkle Blautöne sind beispielsweise oft meditativ, rot sehr lebhaft.

Inzwischen gibt es eine musikalische Campanula-Bewegung mit Treffen im norwegischen Oslo.

Mindestens 100 Campanulas hat Helmut Bleffert schon gebaut. Er selbst gibt auch regelmäßig Konzerte, beispielsweise beim Kultursommer in Neustadt in diesem Jahr.

Wer sich Helmut Bleffert in einer Trioformation mit zwei Geigen, in der Region anhören möchte, hat dazu am morgigen Samstag, 1. Februar, beim Konzert des Prümer Orchester Projekts in der Bitburger Stadthalle um 20 Uhr die Gelegenheit dazu.

Dort wird er vielleicht auch auf seiner azurblauen Campanula spielen.

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