Herbstweg und Holzwurm

DAUN-RENGEN. Der Ausstellungsort ist reizvoll, die Bilder sind voller Dynamik und Chiffren, bei der Vernissage sprach ein bekannter Künstlerfreund: Jutta Schulte-Gräfen zeigt in der Betriebshalle einer Spedition neue Malerei unter dem Titel "Im Dialog mit Farbe und Form".

Rollenwechsel I: Wo seit den 60er Jahren Lastwagen be- und entladen oder repariert wurden, wo auf einer Empore aus Eisen Ersatzteile lagerten, ist jetzt moderne Malerei zu sehen. Ausstellungsflächen sind helle Stoffbahnen und fleckige Wände. Schmierölgeruch hält sich hartnäckig in der ausgedienten Betriebshalle der Spedition. Rollenwechsel II: Der Künstler Franziskus Wendels, der seit zwei Jahrzehnten üblicherweise neben demjenigen steht, der in eine Ausstellung einführt, spricht bei der Vernissage über die Malerin und skizziert ihr Schaffen. Rollenwechsel III: Seit Jutta Schulte-Gräfen vor acht Jahren mit kleinen gegenständlichen Bildern begann, sich mehr und mehr der Malerei zu widmen, hat sie beharrlich und folgerichtig zur Abstraktion gefunden. Zwei Gründe nennt Franziskus Wendels für das abstrakte Malen: "Es birgt eine größere Freiheit und ein größeres Geheimnis." Soll heißen: Noch wichtiger als das Mehr an Freiheit in Farbsetzung, Komposition, Pinselduktus und gleichermaßen in der Interpretation sei das Verrätseln in der Kunst. "Dann werden aus Antworten wieder Fragen", zitierte Wendels den Publizisten Karl Kraus und versicherte Jutta Schulte-Gräfen aus eigener Erfahrung: "Man kann sich nicht besser ein Bild von der Welt machen als bei dem Bild, das man selbst malt." In vier Gruppen demonstrieren die 48 überwiegend großformatigen Exponate Jutta Schulte-Gräfens künstlerische Abstraktion und tragen dabei ganz gegenständliche Titel wie "Wegekreuz", "Herbstweg", "Holzwurm" und "Wasserfall": Ein Teil des Bildes ist fremd oder unklar. Das Bild zeigt nur den Ausschnitt eines Gegenstandes. Der Gegenstand ist erahnbar, weil er formal bereits aufgelöst ist. Das Bild zeigt eine Chiffre in chaotischen Strukturen. Den zahlreichen Vernissagegästen vorbehalten war die Musik, die Jutta Schulte-Gräfens ältester Sohn Lukas Gräfen machte. Die Ausstellung "Im Dialog mit Farbe und Form" ist noch bis zum Mittwoch, 15. November, täglich von 15 bis 18 Uhr, in der Tulpenstraße in Daun-Rengen zu sehen. Kontakt: Jutta Schulte-Gräfen, Telefonnummer 06592/7591.

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