Herr Judas war gar nicht so verkehrt

Prüm · Der Geschichtsverein bietet einen Vortrag über den Architekten der Basilika: Jens Fachbach von der Universität Trier ist überzeugt, dass man den Gestalter der Prümer Kirche neu bewerten muss.

 Nicht alles ist hier barock: Innenraum der Basilika. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Nicht alles ist hier barock: Innenraum der Basilika. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Foto: (e_pruem )

Prüm Neues über die Basilika: Zu einem Vortrag rund um das Wahrzeichen der Abteistadt lädt der Geschichtsverein Prümer Land für Freitag, 7. April, um 19 Uhr in das Chorgestühl der Kirche ein.
Zu Gast ist Jens Fachbach von der Universität Trier, der neue Erkenntnisse über die Kirche und ihren Architekten Johann Georg Judas präsentiert.
Denn obwohl sie das Bild der Stadt wesentlich präge, heißt es in der Ankündigung, "war über die Baugeschichte der von 1719 an errichteten Basilika bislang nur recht wenig bekannt". Anders als die mittelalterliche Blütezeit der Abtei, habe sie kaum das Interesse der Forscher geweckt.
Denn sie galt weithin als kaum gelungenes Werk eines mittelmäßigen Architekten, das der damalige Trierer Kurfürst Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg gegen den Willen der Mönche habe errichten lassen. Dabei sei die Basilika nicht nur der größte Kirchenbau des 18. Jahrhunderts im ehemaligen Kurfürstentum, "sondern bei genauerer Betrachtung auch architekturgeschichtlich hochinteressant".
Warum? Die Kirche, sagt Kunsthistoriker Fachbach, sei von außen zwar barock, innen aber weise sie deutlich ältere, nämlich gotische Formen auf. Deshalb habe man bisher Architekt und Bauherrn als "zu dumm, um modern zu bauen" bezeichnet. In Wirklichkeit aber sei diese Formensprache bewusst gewählt worden, um einen Bezug zur langen, im Mittelalter begonnenen Geschichte der Abtei Prüm und der Kirche zu nehmen.
Zudem, sagt Fachbach, sei der damalige Kurfürst "ein europaweit tätiger Mann" gewesen, "der durchaus einen anderen Architekten und andere Bauformen hätte wählen können". Das Urteil "zu dumm" stimme deswegen auf keinen Fall.
Auch der historische Hintergrund des Bauprojekts, das Verhältnis zwischen den Mönchen und dem Erzbischof und Kurfürsten, stellt sich anders dar, als bisher angenommen wurde.
Der Vortrag soll alles anhand neu ausgewerteter Quellen betrachten und die Kirche in den kunstgeschichtlichen Zusammenhang ihrer Zeit einordnen.
Jens Fachbach, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Trier, studierte dort Kunstgeschichte und Geschichte und wurde 2010 mit einer Arbeit über den Architekten der Prümer Abteikirche, Johann Georg Judas, promoviert.
Alle Bürger sind zum Vortrag eingeladen, der Eintritt ist frei.

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