Herr über zehntausend Dinge

Prüm · Neue Ausstellungen, Ruhezonen, bessere Informationen und auch sonst viele Ideen: Seit Anfang des Jahres leitet Matthias Kockelmann das Prümer Museum. Der 66-Jährige hat die Nachfolge von Franz-Josef Faas angetreten und will der Einrichtung einen neuen Schub geben.

Prüm. Alte Radiogeräte, Druckmaschinen, landwirtschaftliches Gerät, Bierkrüge, Orden, Dokumente, Bücher, Karten: Es gibt eigentlich nichts, was es im Prümer Heimatmuseum nicht gibt. Und wenn doch, liegt es wahrscheinlich nur irgendwo versteckt hinter einem alten Bilderrahmen herum. Und sei es eine alte Schallplatte der Eifeler Dorfmusikanten, die in den 1970er Jahren durch die Festzelte zogen.
Das Einzige, was es im vergangenen Jahr nicht gab, war ein Nachfolger für Franz-Josef Faas. Seit der Gründung hatte der ehemalige Lehrer des Regino-Gymnasiums das Museum aufgebaut, die Exponate zusammengetragen und immer wieder Sonderausstellungen organisiert - und das bis ins hohe Alter. Im Juni 2012 wurde er schließlich mit 89 Jahren in den Ruhestand verabschiedet (der TV berichtete).
Seitdem hielt Jakob Weinand, der erste Beigeordnete der VG Prüm, Ausschau nach einem Nachfolger - und sein Blick fiel auf Matthias Kockelmann. Seit vier Jahren engagiert sich der 66-Jährige bereits ehrenamtlich als Aufsicht im Museum. Nun ist er der neue Leiter. Was ihn an der Aufgabe reizt?
Jede Menge Arbeit


"Unsere Geschichte ist immer interessant", sagt Matthias Kockelmann. "Außerdem muss das Museum unbedingt erhalten bleiben und weitergeführt werden." Schon in seinem Beruf als Vermessungsingenieur habe er viel mit alten Katastern gearbeitet. Er weiß aber auch, dass nun jede Menge Arbeit auf ihn zukommt: Rund 11 000 Exponate sind auf den 12 000 Quadratmetern ausgestellt, sagt Jakob Wei nand, also rund zehn pro Quadratmeter. "Das ist schon enorm viel." Weitere rund tausend Stücke werden noch direkt unter dem Dach gelagert. Immerhin sind sie mittlerweile alle im Computer erfasst. "Aber die Beschreibungen müssen zum Teil erneuert und verbessert werden", sagt Kockelmann.
Außerdem möchte er die Präsentation verbessern, so dass sich Besucher leichter zurechtfinden. Ebenfalls geplant sind neue Sitzecken, "in denen sich die älteren Besucher auch mal ausruhen können." Denn durch den Aufzug sei das komplette Museum trotz seiner vier Etagen auch für Rollstuhlfahrer zugänglich, sagt Weinand. Aber Sitzgelegenheiten auf den Etagen fehlen.
Ein anderes großes Ziel ist es, die Besucherzahlen - derzeit sind es rund 1300 pro Jahr - zu steigern und enger mit den Schulen zusammenzuarbeiten. "Man kann ja beispielsweise mal eins von den alten Radiogeräten aufmachen, damit man sieht, wie es früher da drin aussah", sagt Weinand.
Auch neue Sonderausstellungen sollen zu einem Besuch im Museum animieren. Derzeit sind noch zwei Ausstellungen zu sehen, die noch Franz-Josef Faas organisiert hatte. Die sollen aber nun abgebaut werden, damit wieder Platz für Neues vorhanden ist. "Mir schwebt was vor zur Geschichte der Vermessung in der Eifel", sagt Kockelmann. Die Arbeit muss der neue Chef aber nicht alleine bewältigen, er wird von einer Mannschaft ehrenamtlicher Helfer unterstützt, die beispielsweise die Aufsicht zu den Öffnungszeiten oder Führungen übernehmen.Extra

Geschichte: Seinen Ursprung hat das Prümer Museum im Jahr 1966, als Franz-Josef Faas zum 950. Jubiläum der Verleihung des Marktrechts im Rathaus eine kleine Schau zusammenstellte. Sie wuchs weiter: Im Jahr 1987 zog das Museum deshalb ins neue Rathaus in der Tiergartenstraße - und belegte bald vier Etagen mit 12 000 Quadratmetern Ausstellungsfläche und 11 000 Exponaten. Träger ist die Verbandsgemeinde (VG) Prüm, die jährlich 5000 Euro für Neuanschaffungen zur Verfügung stellt. Die laufenden Kosten schlagen sich jährlich mit rund 24 400 Euro im Haushalt der VG nieder. Rund 1300 Besucher streifen jährlich durch die Ausstellung. Öffnungszeiten: Das Museum Prüm ist in der Zeit vom 16. September bis 31. Mai mittwochs, samstags und sonntags von 14 Uhr bis 17 Uhr geöffnet. Zwischen dem 1. Juni und dem 15. September können Besucher dienstags, donnerstags, samstags und sonntags ebenfalls von 14 Uhr bis 17 Uhr kommen. Führungen können unter Telefon 06551/943-0 oder 06551/505 vereinbart werden. Eintritt: Erwachsene zahlen zwei Euro, Kinder ab zehn Jahren einen Euro, für kleinere Kinder und Schulklassen ist der Eintritt frei. ch/fplExtra

Wollt ihr wissen, womit eure Großeltern gespielt haben, als sie so alt waren wie ihr? Manches davon könnt ihr im Prümer Museum sehen, also beispielsweise Blechautos oder Babypuppen. Aber da gibt es auch sonst ganz viel Spannendes zu entdecken. Denn wusstet ihr, dass Radios früher so groß waren wie heute Fernseher? Also ich nicht. Oder dass die Stadt Prüm schon ganz alt ist und hier früher viele Mönche gelebt haben? Wenn ihr neugierig darauf seid, wie eure Ur-Ur-Urgroßeltern gelebt haben, schaut doch mal im Museum vorbei. ch

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