Heute beginnen die Bauarbeiten am Bitburger Postplatz

Bitburg · Die Neugestaltung des Postplatzes ist das Schlüsselprojekt für die weitere Entwicklung der Bitburger Innenstadt. Als Sieger aus einem europaweit ausgeschriebenen Wettbewerb ging Ende 2011 die Trierer Wohnungsbaugesellschaft GBT hervor. Heute ist offizieller Spatenstich für das Bauprojekt.

Bitburg. Eigentlich ist der Postplatz, der offiziell "Am Spittel" heißt, das Herz der Bitburger Innenstadt. Zentral am Südende der Fußgängerzone gelegen pulsiert das Stadtleben dort aber leider nicht. Die großzügige Fläche von etwa 4400 Quadratmetern wird weit unter ihren Möglichkeiten genutzt. Das soll sich mit der Umgestaltung des Platzes ändern - die Operation am Stadtherzen. Heute ist offizieller Spatenstich für den Neubau, in den die Trierer Wohnungsbaugesellschaft GBT nach eigenen Angaben rund 15 Millionen Euro investiert. Ende 2014 soll das Wohnhaus, in dem auf dreieinhalb Geschossen 33 Wohnungen sowie Platz für Gastronomie, Einzelhandel und Dienstleister im Erdgeschoss entstehen, bezugsfertig sein. Ein Rückblick:

Die Vorgeschichte: Um die Zügel bei der Gestaltung des zentralen Innenstadtplatzes selbst in der Hand zu halten, hat die Stadt 2006 das gesamte Postplatzareal für 1,5 Millionen Euro gekauft. Nach Jahren des Planens, Diskutierens sowie etlichen Bürgerversammlungen war die zentrale Frage bei der Neugestaltung des Platzes immer die, ob das alte Postgebäude aus den 50er Jahren abgerissen werden sollte oder nicht. 2010 entschied sich der Stadtrat schließlich für einen Abriss, damit ein größerer Platz entstehen kann. Zudem hatten Sondierungsgespräche im Vorfeld der Entscheidung ergeben, dass potenzielle Investoren eine Umnutzung des alten Postgebäudes für schwierig hielten.

Der Wettbewerb: Ende 2010 hat der Stadtrat sich auf Kriterien für einen europaweiten Investoren-Architekten-Wettbewerb verständigt. Wichtig war dem Rat, dass am Postplatz nur "kleinteilige Einzelhandelsflächen" geschaffen werden und weder "Discount- noch Billigangebote erwünscht sind". Auch die Ansiedlung von Gastronomie samt Außengastronomie sowie die Schaffung von Wohnraum gehörten zu den Vorgaben der Wettbewerbsausschreibung. Zudem gehörte die Errichtung von 40 öffentlich nutzbaren Stellplätzen zum Konzept. Fortan wurde im Stadtrat mit Verweis auf Vorgaben des Vergabe- und Wettbewerbsrechts fast nur noch nichtöffentlich über die Neugestaltung des Postplatzes beraten. Ende 2011 ging die GBT als Sieger aus dem Wettbewerb hervor und kaufte der Stadt das Areal für knapp 900 000 Euro ab.

Die Parkplätze: Im Herbst 2011 haben Stadtrat und Bauausschuss in einer gemeinsamen nichtöffentlichen Sitzung entschieden, bei der Neubebauung des Platzes auf die Errichtung von 40 öffentlichen Stellplätzen in einer Tiefgarage zu verzichten. Hintergrund der Entscheidung war, so hieß es damals, dass sich eine solche öffentliche Tiefgarage nicht wirtschaftlich betreiben ließe und die Investorensuche bremse. Unter den Innenstadthändlern sorgte das für einen Aufschrei. Längst hatten sich die Kunden an die gut 40 Stellplätze hinter dem Postgebäude gewöhnt, die die Stadt 2006 nach dem Erwerb des Geländes freigegeben hat. Der Gewerbeverein beruhigte die aufgebrachte Lage durch einen Kompromissvorschlag: Für die Dauer der Bauzeit hat der Verein mit Unterstützung der Stadt im September 2012 gut 30 Stellplätze mitten auf dem Platz angelegt - die fallen allerdings wieder weg, sobald der Neubau steht.

Der Abriss: Im August 2012 wurden die Ahornbäume gefällt, die einst auf dem Platz Schatten gespendet haben. Im Herbst begannen die Abrissarbeiten eines ehemaligen Fahrzeugunterstands, der an der Rückseite des alten Postgebäudes stand. Im Januar 2013 wurde dann das komplette Gebäude Stück für Stück zerlegt.

Der Adler: Kurz bevor auch der Gebäudeteil weichen musste, den ein Mosaik mit dem Bundesadler geziert hat, entbrannte in Bitburg eine Debatte darüber, ob das Mosaik nicht gerettet werden müsste. Einige Bürger hatten das gefordert, manche waren auch zu Spenden bereit. Doch der Aufruhr kam zu spät. Bevor eine Rettungsaktion sinnvoll hätte koordiniert werden können, bröckelte auch das Adler-Mosaik Stein für Stein unter der Schaufel des Abrissbaggers in sich zusammen. Zahlreiche Bürger verfolgten Ende Januar den Abriss.

Der Bombenfund: Kaum gräbt sich ein Bagger in Bitburg in die Erde, tauchen Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg auf. Deshalb hat die GBT das gesamte Areal im Herbst 2012 von einem privaten Kampfmittelräumdienst überprüfen lassen. Mitte November gab es Entwarnung. Doch am 6. März hatte ein Baggerfahrer eine zweieinhalb Zentner schwere Fliegerbombe auf der Schaufel. Die Innenstadt samt Krankenhaus musste evakuiert werden. Am 10. März wurde der Blindgänger vom rheinland-pfälzischen Kampfmittelräumdienst entschärft.

Die Grabungen: Seit September 2012 hat das Trierer Landesmuseum den Postplatz unter die Lupe genommen. Das Team hat Spuren aus der Römerzeit, dem Mittelalter sowie dem beginnenden 20. Jahrhundert entdeckt. Auch ein Teil der Stadtmauer, die erst nach dem im 13. Jahrhundert gegründeten St. Johannishospital entstanden ist, das dem Platz seinen Namen Am Spittel gab, ist dabei freigelegt worden. Rund 50 Bürger ließen sich die Funde vergangene Woche erklären. Nun wird auch dieses Kapitel der bewegten Geschichte des Postplatzes geschlossen. scho

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