Heute gibt's eine kommunale Doppelhochzeit

Bitburg/Neuerburg · Statt sieben hat der Eifelkreis Bitburg-Prüm ab heute nur noch fünf Verbandsgemeinden. Denn Kyllburg und Bitburg-Land sind zur neuen VG Bitburger Land verschmolzen. Irrel und Neuerburg bilden nun die VG Südeifel. Ein Blick hinter die Kulissen der kommunalen Doppelhochzeit.

Bitburg/Neuerburg. Heute endet die Geschichte der Verbandsgemeinden (VG) Irrel, Neuerburg, Kyllburg und Bitburg-Land. Doch verschwinden sie nicht. Sie verschmelzen und werden zu etwas Neuem. Der TV hat sich in den neuen Verwaltungszentren in Bitburg und Neuerburg informiert, wie weit diese Verschmelzung schon fortgeschritten ist.

Kyllburg + Bitburg-Land = VG Bitburger Land: Draußen regnet es Rosenblätter, während der fröhliche Lärm einer Hochzeitsgesellschaft sich durch Flure und Fenster der Verwaltung seinen Weg ins Bürgermeisterzimmer bahnt. Dort sitzen Josef Junk (SPD, Ex-Bürgermeister der VG Bitburg-Land und Chef der neuen VG Bitburger Land) und Rainer Wirtz (CDU, Ex-Bürgermeister der VG Kyllburg und neuer hauptamtlicher Beigeordneter) zusammen und sprechen über ihre gemeinsame Zukunft. Über eine Fusion, die freiwillig ist.
Vieles haben die beiden hinter den Kulissen schon geregelt, damit es den Bürgern gar nicht auffällt, dass sie ab heute von der "größten Verbandsgemeinde der Welt" verwaltet werden - wie Junk das neue, aus 71 Gemeinden bestehende Gebilde gerne nennt. Ab sofort haben die Menschen im Bitburger Land die Wahl zwischen zwei Bürgerbüros. Die Datensätze der Standesämter und Einwohnermeldeämter wurden zusammengeführt ebenso wie die Haushaltszahlen. Eine gemeinsame Tourismusbroschüre geht gerade in Druck, das Buchungssystem ist bereits verzahnt und das Volksbildungswerk bietet ein gemeinsames Programm an.
Einige wichtige organisatorische Fragen sind aber noch offen. "Eine neue Verwaltungsstruktur haben wir noch nicht", sagt Junk. Gemeinsam mit Wirtz hat er entschieden, das Thema Personal und die Frage, was aus dem Standort Kyllburg werden soll, in Ruhe nach dem 25. Mai zu klären - um das nicht in den Wahlkampf hineinzuziehen. Bei aller Sympathie waren die beiden Männer als Konkurrenten um das Bürgermeisteramt angetreten. In Zusammenarbeit mit Experten für Verwaltungsvereinfachung erarbeitet ihr Team nun verschiedene Modelle, die dem Rat dann zur Entscheidung vorgelegt werden. Klares Ziel ist es dabei natürlich, durch die Fusion Geld zu sparen. Doch erst einmal wird Josef Junk am heutigen Dienstag in Meckel feierlich ins Amt eingeführt.

Irrel + Neuerburg = VG Südeifel: Im neuen Büro des Bürgermeisters der neuen Verbandsgemeinde Südeifel riecht es schwach nach Farbe. Davon, dass sich dort im zweiten Stock der Neuerburger Verwaltung bis vor kurzem ein Sitzungssaal befand, ist nichts mehr zu erkennen. Allerdings wirkt der Raum noch kahl. Denn Moritz Petry (CDU) wird erst nach seiner Amtseinführung am Mittwoch einziehen. Weitere zehn Mitarbeiter bringt er aus dem Süden der neuen VG Südeifel mit: Der Fachbereich Organisation und Finanzen soll komplett in Neuerburg sitzen. Die Bürgerdienste und das Standesamt hingegen bleiben in Irrel. Alles Weitere wird sich im Laufe der Zeit zeigen. "Wir lassen uns zwei, drei Monate Zeit, um herauszufinden, was die sinnvollste Organisationsstruktur ist", sagt Petry, der sich nun daran gewöhnen muss, nicht mehr nur für 17, sondern für 66 Gemeinden verantwortlich zu sein. "Jeder Bürger hat vollen Anspruch auf meinen Einsatz", sagt Petry - obwohl oder gerade weil er den Zusammenschluss nicht wollte. Seine Ex-Verbandsgemeinde Irrel hat vor dem Verfassungsgerichtshof Klage gegen die Zwangsfusion erhoben. Da die Entscheidung frühestens im Herbst fällt, führt an der Zusammenlegung derzeit kein Weg vorbei.
"Wir schneiden aber jetzt nicht alle Zöpfe ab", sagt Petry. Wer die Ämter leitet, steht noch nicht fest. Eine Personalie ist allerdings schon geregelt: Norbert Schneider, der bis gestern Bürgermeister der Verbandsgemeinde Neuerburg war, leitet als hauptamtlicher Beigeordneter nun die Werke sowie den Bereich Bauen. Zudem ist er automatisch Vertreter des Bürgermeisters.
Durch den langfristig geplanten Abbau von rund zehn Stellen soll die neue VG 300 000 bis 500 000 Euro pro Jahr sparen. Dennoch sind es laut Petry immer noch zu viele Mitarbeiter (derzeit 59 Vollzeitstellen), um sie unter einem Dach unterbringen zu können. Daher wird der
Rat, der am Mittwoch erstmals zusammenkommt, womöglich irgendwann über einen zentral gelegenen Neubau in Mettendorf beraten. Es sei denn, die Klage Irrels hat Erfolg.Meinungen

So undurchdacht die Kommunalreform auch ist. Den Verbandsgemeinden Bitburger Land und Südeifel kann man nur gratulieren. Der Bürger wird von der Fusion wenig merken. Dafür besteht die Aussicht, dass die Kommunen Geld sparen und Aufgaben gemeinsam besser bewältigen als alleine. Viel Erfolg für die Zukunft! Und: weg mit dem hässlichen Kirchturmdenken! k.hammermann@volksfreund.deNatürlich wird es für den Bürger auf lange Sicht Kosten sparen, wenn es statt wie bisher fünf ab heute nur noch drei Verbandsgemeinden im Südkreis gibt. Und eben weil das so ist, bleibt die Frage offen, warum das Land dann nicht den Schritt gewagt und alle fünf Verbandsgemeinden verschmolzen hat - mit Bürgerbüros in den Außenstellen. So wirkt es im Ergebnis eher wie eine halbe Sache. d.schommer@volksfreund.de

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