Hexen und Hexenjägern auf der Spur

BITBURG/PRÜM. Historische Schauplätze eines Hexenprozesses aus dem 16. Jahrhundert standen auf dem Programm einer Exkursion des Kreismuseums Bitburg. Der spannende und außergewöhnlich informative Ausflug in ein dunkles Stück Geschichte stieß auf so große Resonanz, dass eine Wiederholung geplant ist.

Mit seinem Exkursionsangebot "Hexen und Hexenjägern auf der Spur" hatte Burkhard Kaufmann vom Kreismuseum Bitburg einen Nerv getroffen. Weit mehr Interessenten als der Bus fassen konnte, wollten an der besonderen Spurensuche im Bitburger Land teilnehmen. "Mir geht es darum, meine Heimat besser zu verstehen, auch dunkle Punkte ihrer Geschichte kennen zu lernen und zu wissen, warum manche Plätze einen besonderen Ruf haben", begründete Adrian Zimmer seine Motivation. Er wie auch andere der mehr als 40 Mitreisenden hatten sich schon vorher mit dem Thema Hexenverfolgung befasst und waren begeistert, dass an diesem Tag viele der damit verbundenen Annahmen ins historisch rechte Licht gerückt wurden. Denn Leiter der Exkursion war ein Experte, Historiker Boris Fuge vom Historischen Museum Luxemburg, der an der Uni Trier einen Hexereiprozess erforscht hat, dessen Schauplätze im Mittelpunkt der Exkursion standen. Johann Schweistal, im 16. Jahrhundert angesehener, zeitweise reichster Mann Bitburgs, Schöffe, Bürgermeister und luxemburgischer Lehensmann wurde 1590 der Hexerei angeklagt. Das Motiv: Neid und Missgunst. Er hatte Kredite vergeben und sich den Hass säumiger Schuldner zugezogen, vor allem den Gerhard von der Horsts, eines auf Schloss Hamm eingeheirateten Adligen und Gerichtsherren, der seiner Karriere zuliebe keine Mittel scheute. Gegen Schweistal wurden "Besagungen" gesammelt, Beschuldigungen, die man 60 anderen Verfolgten kurz vor deren Hinrichtung unter Folter abgepresst hatte. Sie diffamierten ihn als Zauberkönig. Er jedoch entzog sich der lokalen, von seinen Gegnern gesteuerten Gerichtsbarkeit, indem er die höchste Instanz in Mecheln aufsuchte. Der Prozess endete 1609 unentschieden, weil Schweistal eines natürlichen Todes starb. Wasser auf die Mühlen der Hexenausschüsse

In Trier, Luxemburg und der Eifel sei die Hexenverfolgung am intensivsten gewesen und habe ganze Dörfer entvölkert, sagte Boris Fuge. Warum, erklärte er am Wegekreuz an der Kirche in Wissmannsdorf. Kreuze wie diese seien in Notzeiten aufgestellt worden, viele in der Hochphase der Hexenverfolgung. Damals habe eine kleine Eiszeit mit Hungersnot geherrscht, Raubzüge plündernder holländischer Soldaten seien an der Tagesordnung gewesen. Ein Klima, das Wasser auf die Mühlen umherziehender Hexenausschüsse war, die die Landbevölkerung mit dem Versprechen, sich bereichern zu können, zur Denunziation anstachelten. War einmal jemand als Hexe oder Hexer beschuldigt, wurde ihr oder sein Verhalten umgedeutet, Heilkundige waren plötzlich für Todesfälle verantwortlich. Unter Folter mussten sie aber fünf festgelegte "Delikte" gestehen: Schadenszauber, Flug zum Hexensabbat, Pakt mit dem Teufel durch Geschlechtsverkehr, Dienst am Teufel und Abschwören der christlichen Religion. Und sie nannten vermeintliche Hexentanzplätze, wie die "Gersdorfer Kopp" bei Ließem. Dort stellte Fuge klar, dass es nie tatsächlich solche Plätze gegeben habe, dass aber Volksglaube exponierte Orte oder solche mit "heidnischen" (römischen) Hinterlassenschaften gebrandmarkt habe. Nachdem auch Schloss Hamm, Wohnsitz Gerhard von der Horsts und Schloss Malberg, zeitweise Domizil von Schweistal, besucht waren, endete die Fahrt mit lebhaften Diskussionen. Adrian Zimmer war mehr als zufrieden: "Das hat meine Erwartungen übertroffen." Infos über einen möglichen weiteren Termin beim Kreismuseum Bitburg, Telefon 06561/683888.

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