"Hier Florian 90 Prüm … Ende"

Prüm · Tränen, Lacher, großer Applaus - und viel Respekt für einen sehr geschätzten Kameraden: Reinhard Houscht, Wehrleiter der Verbandsgemeinde Prüm und stellvertretender Kreis-Feuerwehrinspekteur, ist in den Ruhestand gegangen. Sein Nachfolger wird Alexander Thiel aus Feuerscheid.

Prüm. Fragt man Reinhard Houscht, wie er seine fast 17 Jahre als Wehrleiter der Verbandsgemeinde (VG) Prüm zusammenfassen würde, macht er keine großen Worte: "Ich bin ganz zufrieden", sagt der 63-Jährige im Gespräch mit dem TV. Für seine Kameraden in der VG habe er erreicht, was zu erreichen war - Ausbildung, Material, Fahrzeuge, was eben alles so bei den Wehrleuten auf der Wunschliste stehe: "Das meiste konnte man verwirklichen."
Wichtig ist dabei das "man" - Houscht sagt nicht "ich". Er sei eben bescheiden, sagt bei der Verabschiedung im Konvikt Kreis-Feuerwehrinspekteur (KFI) Jürgen Larisch über seinen Stellvertreter. Darüber hinaus aber auch "gewissenhaft, überaus kompetent - und etwas, das es sehr selten gibt: ein richtig guter Freund."
Gut, dass an diesem Abend keine Sirenen heulen: In der Konvikt-Kapelle sitzen etwa 100 Wehrführer aus VG und Kreis, viele Vertreter der Hilfs- und Rettungsdienste, sie alle sind dabei, um Houscht ihren Respekt zu erweisen. Wie auch Peter Molitor vom Technischen Hilfswerk Prüm: Er verleiht Houscht die THW-Ehrenplakette.
Dank sagen - das tut auch dessen offizieller Chef, VG-Bürgermeister Aloysius Söhngen, "mit einer dicken Träne im Auge": Houscht habe Können, Disziplin und Einsatzbereitschaft für Jedermann immer vorgelebt und hinterlasse die VG-Wehren im besten Zustand: "Jeder kann sich auf jeden verlassen - weil sich der letzte Feuerwehrmann immer auf den ersten verlassen konnte.""Engel von Prüm"


Und das galt vor allem bei vielen schweren Einsätzen. Wie zum Beispiel im September 1999, als ein schwedischer Reisebus bei Brühlborn verunglückte. Vorbildlich hätten die Retter damals gehandelt, was ihnen in Schweden den Titel "Engel von Prüm" eintrug.
Auch Landrat Joachim Streit verdrückt ein Tränchen: "Weil ich Sie als stellvertretenden KFI nicht mehr an meiner Seite weiß." Er verweist auf den ersten Titel, den die Prümer Abteibläser zu Beginn der Feier gespielt haben: "Sons of the brave" - und das "heißt nicht Söhne der Braven, sondern Söhne der Tapferen. Und so verabschieden wir heute auch einen Tapferen." Allerdings nicht ohne Ehrung: Streit verleiht Houscht anschließend im Auftrag von Innenminister Roger Lewentz das Goldene Feuerwehr-Ehrenzeichen am Bande.
Houscht war nicht nur tapfer, sondern, in den Worten des stellvertretenden VG-Wehrleiters Walter Faasen, ein "ganz Großer", der immer auf tragbare Lösungen bedacht gewesen sei - ein Chef eben, "wie man sich keinen besseren wünschen kann".
Reinhard Houscht dankt in seiner Rede allen, mit denen er in seiner Zeit als Wehrleiter und KFI-Stellvertreter zusammengearbeitet hat. Und streut ein paar Anekdoten ein - wie jene vom frisch erworbenen KFI-Wagen, bei dem schon auf der ersten Fahrt die Gangschaltung den Geist aufgab. Ein Gefährt, das offenbar noch mehr Macken hatte: "Bei einer anderen Dienstfahrt brannte uns fast das Auto ab. Wir mussten zum Löschen die Feuerwehr Ferschweiler alarmieren. Die Kollegen haben das Problem souverän gelöst."Vorschusslorbeeren


Und dann ist es vorbei: Eine schöne Zeit seien diese Jahre gewesen, sagt Houscht. Und verabschiedet sich so, wie er das nach jedem Einsatz getan hat, mit seiner Durchsage an VG-Chef Söhngen: "Einfahrt Feuerwehrgerätehaus Prüm, melde mich in den Ruhestand ab … hier Florian 90 Prüm … Ende."
Was folgt, ist Jubel: Alle Gäste stehen auf und spenden langen, rhythmischen Applaus. Reinhard Houscht dankt mit einer angedeuteten Verbeugung, sichtlich ergriffen, und geht ab.
Der Nachfolger steht schon bereit: Alexander Thiel aus Feuerscheid, Brandschutzbeauftragter auf der Air Base Spangdahlem, 31 Jahre alt und von den VG-Wehrführern ins Amt gewählt: "Wir sind froh", sagt Aloysius Söhngen, "dass wir einen jungen und engagierten Berufsfeuerwehrmann gefunden haben".
Und was sagt der Ex-Wehrleiter zu seinem Nachfolger? "Eine sehr gute Wahl. Das ist ein Fachmann, und menschlich ist er sehr umgänglich. Einen besseren konnten sie nicht finden." Und das, man spürt es an diesem Abend im Konvikt, würden alle auch über den Vorgänger sagen, mit dem sie eindeutig mehr als "ganz zufrieden" waren.Meinung

So geht Autorität
Er war kaum aus der Ruhe zu bringen. Wer Reinhard Houscht bei den Einsätzen der Feuerwehr sah, erlebte keinen uniformierten Wichtigtuer, sondern einen Mann, der vor allem eines ausstrahlte: Besonnenheit und lässige, niemals auftrumpfende Autorität. Und das übertrug sich fast automatisch auf die Kameraden. Oder, wie Jürgen Larisch sagt: Es sei immer beruhigend gewesen, Houschts Stimme am Funk zu hören. Man wird sie vermissen, die Stimme. Und den Mann. fp.linden@volksfreund.de

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