Hier ist Hopfen und Malz noch nicht verloren

Kyllburg · Mehr als 100 Jahre ist es her - da spross in Kyllburg der Hopfen. Bis 1902 wurde aus diesen Pflanzen fässerweise Bier gebraut. Heute erinnert in der kleinen Stadt nicht mehr viel an diese Tage. Höchste Zeit, sie wieder aufleben zu lassen, finden die Mitglieder der "Offensive Kyllburg dajee". Sie veranstalten in diesem Jahr zum ersten Mal ein Hopfenblütenfest.

Hier ist Hopfen und Malz noch nicht verloren
Foto: (e_eifel )

Kyllburg. Wer genau hinschaut, kann sie heute noch sehen: die Hopfenterrassen an der Kyllburger Hochstraße. Sie sind zum größten Teil verfallen und überwuchert. Früher, Anfang des 20. Jahrhunderts, ragten hier noch die grünbewachsenen Holzstangen empor. Rund 110 Jahre später sind sie längst verschwunden. Doch der Hopfen kämpft sich mancherorts immer noch durch das Unkraut. Eines dieser tapferen Pflänzchen ist dem Fotografen Toni Nemes im vergangenen Jahr vor die Linse gekommen. Das Foto, das Nemes im Meiselter schoss, habe damals auch das Interesse der "Offensive Kyllburg dajee" geweckt, erzählt Mitglied Dietmar Wolf. Der Hopfen - so die Idee - könnte vielleicht Touristen in die knapp 1000 Einwohner zählende Stadt locken. So schnell war die Idee für das erste Hopfenblütenfest geboren. Ein Blick zurück: Jahrelang brummte der Handel mit dem Hopfen aus der Kleinstadt. Die Schlinggewächse, die im Eifeler Bier landeten, stammten zum großen Teil von den Terrassen an der Hochstraße. Doch dann kam die Eisenbahn - und mit ihr das bayerische Exportbier. Die Kyllburger konnten nicht länger konkurrieren, ihre Produkte nicht mehr an den Mann bringen. 1902 wurde der Anbau endgültig eingestellt. Und auch heute wollen die Kyllburger hier keine neuen Pflanzen züchten - weder an der Hochstraße noch sonstwo, macht Dietmar Wolf klar. Aber ein Fest soll es trotzdem geben - der guten alten Zeit wegen. Und das soll auch angemessen gefeiert werden. Programm: Los geht es am Freitag, 12. August, um 20 Uhr in der Bahnhofstraße 6 mit einer Lesung von Autor Günther Thömmes, der sich selbst den "Bierzauberer" nennt. Er liest eine Geschichte aus seinem neuen Roman. Der Eintritt kostet sieben Euro. "Und ja, es gibt auch Bier" - so schreiben es jedenfalls die Veranstalter.Am Samstag, 13. August, geht es um 14 Uhr mit dem Programm mit einer geführten Wanderung zum Malberger Hopfenhaus weiter. Treffpunkt ist der Kyllburger Bahnhof. Organisiert und geleitet wird dieser Ausflug vom Verein Dorfleben Malberg. Zurück in Kyllburg beginnt ab 16 Uhr das eigentliche Hopfenblütenfest. Auf der Kyllbrücke wird es Live-Musik von dem Partyduo String Sticks zu hören geben. Parallel zeigt der Fotograf Toni Nemes eine Bilderausstellung mit historischen Aufnahmen des Hopfenanbaus in Kyllburg. Einige der Fotografien haben schon mehr als ein Jahrhundert in Sammlerarchiven überdauert. Zu sehen sein werden sie in Fenstern überall in der Stadt. Später wird dann der Hopfenkaiser gekürt. Voraussetzung: das Absolvieren eines Quiz' zum Thema Bier und Hopfen. Apropos Hopfen - wenn er schon nicht an der Hochstraße blüht, so doch zumindest in einigen Kyllburger Gärten. Anfang des Jahres hat die "Offensive Kyllburg dajee" einen Satz Samen an jeden einzelnen Haushalt in der Kleinstadt geschickt. Beigelegt war ein Infoheft mit Tipps zum Anbau. Und einige Hobbygärtner hätten sich wohl schon daran versucht. Inzwischen müssten aus einigen der Keime schon prächtige Pflanzen gewachsen sein. Doch nur eine darf den Titel "Kyllburgs schönster Hopfen" tragen. Es bleibt zu hoffen, dass sich die Kyllburger beim Anbau des Hopfens besser anstellen, als die Mitglieder der Offensive. Wie Wolf verrät, scheiterten diese daran, ein Hopfenbeet in der Parkstraße anzulegen. chaExtra

Günther Thömmes (Foto: Veranstalter), Jahrgang 1963, stammt aus Bitburg. Er erlernte dort den Beruf des Brauers und Mälzers - danach absolvierte er ein Studium zum Braumeister in Freising-Weihenstephan. 2010 macht er sich mit der Brauerei Bierzauberei in Brunn selbstständig. Ende 2013 schloss er sie wieder und schenkt die Biere nach seinen Rezepturen seither als Wanderbrauer bei verschiedenen Brauereien aus. 2008 gab er sein Debüt als Romanautor mit "Der Bierzauberer", dem zwei weitere Bücher folgten. red Weitere Informationen im Internet unter: bierzauberer.info

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