Hier soll kein Rind mehr leiden

Reuth/Daun · Das Veterinäramt des Landkreises Vulkaneifel hat am Donnerstag unter Polizeischutz 18 Rinder von den Weiden und aus dem Stall eines Bauern in Reuth bei abgeholt. Die Tiere seien in einem mitleiderregenden Zustand gewesen.

 Abgemagert und krank: Das Veterinäramt hat am 9. Januar 18 Rinder bei einem Landwirt aus Reuth (Vulkaneifelkreis) beschlagnahmt. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Abgemagert und krank: Das Veterinäramt hat am 9. Januar 18 Rinder bei einem Landwirt aus Reuth (Vulkaneifelkreis) beschlagnahmt. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Reuth/Daun. Abgemagert, krank, elend: 18 Rinder hat das Kreis-Veterinäramt am Donnerstagnachmittag bei einem Reuther Landwirt abholen lassen, nachdem erst vor einer Woche zwei Tiere des Hofs aufgrund ihres hoffnungslosen Zustands eingeschläfert werden mussten.
Der Bauer, den die Behörde bereits seit etwa fünf Jahren im Blick hat, darf nun keine Tiere mehr halten - wegen anhaltender Verstöße gegen das Tierschutzrecht, wie die Kreisverwaltung mitteilt. Man müsse davon ausgehen, dass der Landwirt "jetzt und in Zukunft nicht die erforderliche Zuverlässigkeit besitzt, um seine nahezu 50 Rinder tiergerecht zu halten und zu versorgen".Zustände seit langem bekannt


Dem Reuther Ortsbürgermeister Ewald Hansen war die Situation ebenfalls schon lange ein Dorn im Auge - und ein großes Anliegen, dass die Rinder aus ihrem Elend erlöst werden, wie er kürzlich gegenüber dem TV sagte. Hansen ist zurzeit in Urlaub und für eine aktuelle Stellungnahme nicht zu erreichen, auch beim Landwirt scheiterte bisher die Kontaktaufnahme.
Auch für andere Reuther sind die Zustände im betroffenen Betrieb ein Ärgernis: "Dafür kann man kein Verständnis haben", sagt ein Bürger des Orts im Oberen Kylltal. "Die Tiere hört man immer wieder im Stall schreien - und erst letzte Woche sind ja wieder zwei eingeschläfert worden."
Man habe schon früher gegen den Bauern vorgehen wollen, sagt der parteilose Landrat des Vulkaneifelkreises, Heinz-Peter Thiel, auf TV-Anfrage: "Wir wollten bereits im Sommer vergangenen Jahres ein Verbot aussprechen. Das klappte aber nicht, weil es zwischenzeitlich einen Tierhalterwechsel innerhalb der Verwandtschaft gab, so dass wir quasi wieder von vorne anfangen mussten."
Die Zustände auf dem Hof und den Weiden des Landwirts seien danach "über Monate beobachtet" worden. Nachdem man dann am vergangenen Wochenende nach Auskunft von Kreisveterinär Andreas Thelen die beiden "erheblich erkrankten" Tiere habe einschläfern lassen, ist das Amt endgültig tätig geworden: Unter Polizeischutz wurden die Rinder von den Weiden geholt und abtransportiert, die Tiere in den Stallungen hat man untersucht. Diejenigen, die krank und abgemagert waren, wurden ebenfalls mitgenommen, alle sind inzwischen anderweitig untergebracht. Die übrigen bleiben bis zum Monatsende auf dem Hof - und stehen unter Überwachung, anschließend sollen sie verkauft werden. Heinz-Peter Thiel rechtfertigt den langen Zeitraum bis zum Eingreifen: "Die rechtlichen Hürden für ein Tierhalteverbot sind hoch. Da wir aber ein Verbot aussprechen wollen, das dauerhaft haltbar ist, brauchen wir auch handfeste Beweise. Und die haben wir jetzt." Nichtsdestoweniger habe er in der Zwischenzeit "mit den Tieren mitgelitten", sagt der Landrat.
Seit bereits fünf Jahren stelle seine Behörde auf besagtem Hof Verstöße gegen den Tierschutz fest, sagt Kreisveterinär Thelen: "Mehrfach waren das unzureichend versorgte, aber auch bereits verendete Tiere." fpl/mhMeinung

Bleiben lassen - notfalls mit Zwang
Rinder gelten als Nutztiere - auch das ist schon ein schwieriger Begriff. Denn sie sind Lebewesen und - manchen Leuten muss man es leider immer wieder hinter die Ohren schreiben - empfindsame Kreaturen. Und die sollte man nach höchsten Standards halten und nicht durch - mindestens - Vernachlässigung so lange misshandeln, bis ihnen nichts mehr bleibt als ein qualvolles Sterben. Bauer zu sein ist heute nicht leicht. Aber man arbeitet eben mit Lebewesen. Wer das nicht hinbekommt, der muss es bleiben lassen. Notfalls eben auch mit Behördenzwang - auch wenn es bis dahin unserer Rechtsvorschriften wegen immer wieder unerträglich lange dauern kann. fp.linden@volksfreund.de

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