Vorzeigeprojekt steht auf der Kippe Archäologische Funde gefährden Bauprojekt in Echternach

Echternach · Erst Gammelimmobilie, dann hoffnungsvolles Projekt der Stadtentwicklung, und nun? Die Bauarbeiten auf dem Gelände „La Petite Marquise“ ruhen.

 Wie geht es weiter auf der Baustelle Petite Marquise in Echternach? Nach archäologischen Funden ist die Zukunft des Projekts unklar. 

Wie geht es weiter auf der Baustelle Petite Marquise in Echternach? Nach archäologischen Funden ist die Zukunft des Projekts unklar. 

Foto: tv/Ulrike Löhnertz

(tgbl) Statt hektischem Hin und Her herrscht auf der Baustelle des ehemaligen Hotels „La Petite Marquise“ in Echternach aktuell totale Stille. Hier wurden nämlich archäologische Schätze ausgegraben – und das millionenschwere Immobilienprojekt musste gestoppt werden. Dessen Zukunft sei ungewiss, räumt Bürgermeister Yves Wengler ein. Aber mit einer größeren Entdeckung auf der Baustelle habe auch niemand so richtig gerechnet.

Doch als der archäologische Dienst des Kulturministeriums ab März die Schaufeln auf dem Grundstück schwang, stießen die Wissenschaftler auf archäologische Funde von großer Bedeutsamkeit: Reste eines Klosterhofs aus dem siebten Jahrhundert, der Zeit des heiligen Willibrords, eine vorromanische Mauer aus dem zehnten Jahrhundert und Münzen sowie ein Goldring aus dem 14. Jahrhundert.

Fluch und Segen zugleich. Denn nun steht die Zukunft des gigantischen Bauprojekts auf dem Spiel. Die Gemeinde Echternach, die bereits 5,7 Millionen Euro in das Vorhaben investiert hat, riskiert große Verluste zu erleiden.

Wie es weitergeht und wie das Herzstück von Echternach in Zukunft aussehen wird, ist derzeit ungewiss. Die Verwaltung der Gemeinde steht mit dem Kulturministerium in Verbindung.

„Eine Lösung wird noch ausgehandelt“, sagt Wengler. Falls die Funde zu nationalem Kulturerbe erklärt werden, wird das Projekt definitiv nicht wie geplant umgesetzt werden können. „Es gibt wohl keine Schwarz-Weiß-Lösung“, so Wengler. Es müsse ein Kompromiss gefunden werden.

„Déi gréng Eechternoach“ argumentieren in einem Presseschreiben, dass man die Funde und den Baustopp als Chance sehen solle, das Immobilienprojekt umzudenken. Das neue Gebäude solle sich authentisch in das historische Umfeld einfügen. Für die Grünen ist klar: Die Gemeinde muss nun nach einer Alternative zum Originalprojekt suchen.

Sie fordern außerdem, dass überprüft werden soll, ob die bestehenden Verträge aufgelöst werden können. Gemeinsam mit dem Kulturministerium könnte über die Finanzierung der Kosten verhandelt werden. Zusätzlich soll ein Architekturwettbewerb für die Neugestaltung der Fläche ausgeschrieben und dabei der Denkmalschutz und die Integration in das historische Stadtzentrum berücksichtigt werden.

Auch die Grünen begrüßten seinerzeit den Kauf der Immobilie, standen dem Projekt „Marquise“ aber bereits von Anfang an skeptisch gegenüber. Bei der Abstimmung über die Budgeterhöhung im Jahr 2018 enthielten sie sich sogar. Sie kritisierten damals den hohen Kostenaufwand der Tiefgarage und bemängelten, dass der geplante Bau nicht zu der historischen Architektur des Marktplatzes passen würde.