Hoch auf dem gelben Wagen ...

Postkutschen waren im 19. Jahrhundert begehrte Transportmittel, lange bevor Eisenbahnen und Automobile eingesetzt wurden. Aber die Pferde mussten alle 20 Kilometer gewechselt werden. In Balesfeld auf der Strecke von Trier über Bitburg und Prüm nach Aachen war eine solche Pferdewechselstation eingerichtet, Posthalterei genannt. Das Gebäude prägt bis heute das Ortsbild.

Balesfeld. Bedingt durch seine verkehrstechnisch günstige Lage an der damaligen Hauptverbindung zwischen Bitburg und Prüm, erhielt der kleine Ort Balesfeld im Jahr 1841 eine Posthalterei. Das 1806 erbaute Gebäude am Ortseingang prägt bis heute das Ortsbild und wird von seinem Eigentümer als Wohnhaus liebevoll restauriert und instand gehalten.

Von 1841 bis 1871 hatte es seine postalische Blütezeit. Mit dem im September 1841 geschlossenen Postfuhrvertrag übernahm der Posthalter Even die Teilstrecke Balesfeld-Bitburg. Täglich verkehrte die Postkutsche von Aachen nach Trier. Gegen eine Jahresvergütung von 1200 Talern hatte er acht, später 16 Pferde zu halten und vier Postillione einzustellen, wie einem Vertrag Evens mit der Postverwaltung entnommen werden kann.

Der Fuhrpark der Balesfelder Posthalterei bestand aus acht Kutschen. Die Zahl der Touren erweiterte sich. Ab November 1850 betreute Even viermal wöchentlich die Fahrten von Balesfeld über Kyllburg nach Schwarzenborn (bei Eisenschmitt).

Mehrmals täglich durchfuhren Postkutschen den Ort. Die Postillione schmetterten bei Ankunft und Abfahrt ihr Posthorn. Das Geschäft blühte. Even erlaubte sich 1857, bei der Oberpostdirektion Trier eine Erhöhung seiner Postfuhrvergütung zu beantragen.

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Oberpostdirektor Meyer schrieb zurück, dass dies nicht infrage komme, da er sowieso seit Jahren eine der höchsten Vergütungssätze im Bezirk beziehe.

"Beharren Sie indessen bei Ihrer Forderung, so sehe ich mich gezwungen, sofort die Concurrenz aufzurufen und mache sie wohlmeinend darauf aufmerksam, daß Sie nach den vorliegenden Ergebnissen alsdann Gefahr laufen, die Postfuhr-Entreprise zu verlieren."

So weit kam es jedoch nicht. Bis 1871 blieb die Posthalterei Balesfeld für den Betrieb der Postlinien, die sowohl Personen als auch Briefe und Pakete beförderte, verantwortlich. Mit der im selben Jahr erfolgten Eröffnung der nahen Eisenbahnstrecke Gerolstein-Trier stand ihre Auflösung bevor. Eingaben der benachbarten Gemeinden nutzten nichts. 30 Jahre nach der Einrichtung wurde die Posthalterei Balesfeld aufgelöst.

In Balesfeld wurden während dieser drei Jahrzehnte die Pferde der Postkutschen gewechselt, wie das etwa alle 20 Kilometer üblich war. Auch gab es eine Passagierstube, in der die Fahrgäste auf die Weiterfahrt warteten und Getränke erhielten.

Auch konnten sie Beschwerden loswerden durch einen Eintrag in ein Beschwerdebuch. Dies tat am 12. September 1869 ein Gymnasiast aus Trier. Er schrieb "wegen des äußerst mangelhaften Fuhrwerks", in dem er von Gerolstein aus mitfahren musste: "Wir erhielten nämlich einen Wagen, eine Art Droschke, offen, ohne Fenster, worin außerdem durch die unverschließbare rechte Wagentüre und durch eine Masse von Fugen und Rissen Regen und Sturmwind so gut Zugang fanden, dass ich vollends durchnässt und halb erfroren hier ankam. (...) gez. Thomas, Unterprimaner am Gymnasium zu Trier." ger

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