Hochwasser Prüm erlebt die schlimmste Katastrophe seit der Explosion 1949

Prüm · In Prüm hat das Hochwasser katastrophal gewütet. So schlimm wurde die Stadt seit 1949 nicht getroffen. Eine erste Schadensbilanz.

Hochwasser trifft auch das Prümer Land hart
Foto: TV/Fritz-Peter Linden

„Prüm hat jetzt zwei Handwerksbetriebe weniger“, sagt am Donnerstagmorgen Lothar Bormann, der Prümer Wehrführer. Er weiß, wovon er spricht: Einer der Betriebe ist sein eigener, die Schreinerei im Gerberweg. Gleich daneben traf es einen Feuerwehrkameraden: die Dachdeckerei von Jürgen Dietzen.

Zu sagen, die Prüm sei über die Ufer getreten, wäre eine krasse Untertreibung. Sie hat in der Stadt katastrophal gewütet. „Und in der gesamten Verbandsgemeinde“, sagt Bürgermeister Aloysius Söhngen.

Hochwasser in der Eifel am Donnerstag
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„Längs der Prüm und der Nims sind große Schäden aufgetreten. Zum Glück sind keine Menschen ums Leben gekommen- so weit wir wissen.“ In der Prümtalstraße geriet eine Lagerhalle in Brand. Ursache: unklar. Was dort alles lagerte, wissen die Wehrleute nicht - außer den zahlreichen Dixie-Klos, die geschmolzen sind. Oder fortgespült wurden.

Hochwasser in der Vulkaneifel am Donnerstag (15. Juli)
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Hochwasser in der Vulkaneifel am Donnerstag (15. Juli)

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Ein paar Hundert Meter weiter: der Campingplatz. Oder besser: der ehemalige Campingplatz. Wohnwagen liegen kreuz und quer, türmen sich übereinander, wurden in Stücke gerissen. Die Anlage: verwüstet.

Einige der Camper, sagt Manfred Schuler von der Feuerwehr, hätten verzweifelt Bäume umklammert, um nicht fortgerissen zu werden. „Und wir konnten wegen der extrem starken Strömung lange nicht an sie heran.“ In allen Straßen nahe des Flusses: Räumarbeiten, Bagger, Traktoren, andere Fahrzeuge. Und Menschen, die einander helfen. „Die Solidarität ist schon toll“, sagt Werner Aßmann, Chef der Raiffeisen Waren GmbH.

Stimmt: An der Feuerwache bringt Anika Zaums von der Hausarztpraxis Ebbertz den Wehrleuten ein bisschen Seelennahrung vorbei.

Die Stadt ist Katastrophengebiet. So schlimm wurde sie seit der Explosion am Kalvarienberg 1949 nicht getroffen.

Aloysius Söhngen bestätigt das: Er habe in seinen mehr als 30 Amtsjahren solche Verheerungen nicht gesehen, sagt er. Und zwar weit über die Stadt hinaus: „Wir haben Schäden von Kleinlangenfeld bis Pronsfeld entlang der Prüm und von Weinsheim und Rommersheim bis nach Lasel.“

Stadtbürgermeister Johannes Reuschen treffen wir am Bauhof, denn der ist ebenfalls geflutet worden. Wie nebenan das Haus der Jugend und viele weitere Gebäude. Reuschen: „Was ich wirklich schön finde: das fing gestern Abend schon an - mindestens 20 Leute, die alle gefragt haben: Wo ist was zu tun, wie kann ich helfen?“ Und dann schnappt er sich wieder seinen Besen.

„Wir sind seit gestern Morgen 11 Uhr im Dauereinsatz, sagt der stellvertretende VG-Leiter Roland Houscht, der den Job gemeinsam mit seinem Kollegen Walter Faasen macht. Insgesamt seien wohl mehr als 500 Wehrleute in den Dörfern und der Stadt rettend, räumend, bergend und löschend unterwegs. Auch jetzt noch.

Eines macht auch den Wehrleuten und dem VG-Chef in all der  Angespanntheit Freude: „Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger melden sich bei der Feuerwehr, um mit anzupacken und beim Aufräumen zu helfen“, sagt Söhngen. Und das, so viel steht fest, wird lange dauern. Am Nachmittag, heißt es gegen 13 Uhr, soll Ministerpräsidentin Malu Dreyer die Prümer besuchen. Alle Entwicklungen zum Hochwasser in der Region lesen Sie in unserem Liveticker.

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