Kommunen Damit die Dämme halten: VG Prüm will Hochwasserschutz verbessern

Prüm · Bessere Vorsorge gegen Hochwasser: In der Verbandsgemeinde Prüm sollen dazu konkrete Schritte unternommen werden. Die Zeit drängt, man will, nach den Verzögerungen durch die Pandemie, schnell handeln. Aber die Verfahren ziehen sich.

 Idyllisch, aber überschwemmungsgefährdet: ein früher Morgen im Alfbachtal, hier zwischen Pronsfeld und Habscheid. Am Fluss sollen jetzt die schon existierenden Dämme gestärkt werden.

Idyllisch, aber überschwemmungsgefährdet: ein früher Morgen im Alfbachtal, hier zwischen Pronsfeld und Habscheid. Am Fluss sollen jetzt die schon existierenden Dämme gestärkt werden.

Foto: TV/Stefanie Glandien

Da war er wieder, vergangene Woche, der besorgte Blick nach oben: Wie sieht der Himmel aus? Was entwickelt sich da? Schwere Gewitter waren vorhergesagt, Sturmböen, Starkregen, Hagel.

Es blitze, donnerte, regnete und hagelte dann auch. Aber die Katastrophe blieb aus, zumindest diesmal, zumindest in der Eifel. In anderen Regionen hatten die Menschen weniger Glück.

Dennoch: Seit der Flut vom Juli 2021 mit so vielen Toten und so viel Zerstörung und, gerade im Westen der Eifel, den Hochwassern von 2018 und 2016, ist der bange Blick zum Himmel noch etwas banger geworden.

Für die Verbandsgemeinden (VG) Prüm und Arzfeld arbeiten deshalb die Ingenieurbüros Reihsner in Wittlich und Plan Lenz in Winterspelt bereits seit 2018 an Vorsorgekonzepten (der Volksfreund berichtete). Da geht es, zum Beispiel, um eine konsequente Gewässerpflege, um Problemstellen, an denen sich Geröll stauen kann, oder um bessere Einläufe, die sich nicht mit angeschwemmtem Treibgut zusetzen sollen.

Es geht aber auch darum, die bereits bestehenden Möglichkeiten anders, besser zu nutzen. Und schneller. Denn man ist mit allem in Verzug geraten: Die Konzepte und die dazu nötigen Versammlungen und Gespräche mit den Bürgern in den Dörfern wurden von der Pandemie aufgehalten.

Aber es muss zügig etwas getan werden – vielleicht ja dort, wo de Verhältnisse schnelleres Handeln ermöglichen. In der VG Prüm schaut man deshalb jetzt auf jene Flussläufe, an denen zum Beispiel schon Dämme vorhanden sind. Die Ingenieurbüros sollen der Kommune dabei mit Rat zur Seite stehen: „Die sollen uns sagen: Da könnten wir uns so etwas wie einen Mini-Stau vorstellen“, sagt Bürgermeister Aloysius Söhngen.

 Hochwasserschäden in Prüm am 15. Juli 2021.

Hochwasserschäden in Prüm am 15. Juli 2021.

Foto: TV/Fritz-Peter Linden

Das Stichwort heißt, wie ebenfalls bereits berichtet, Retention – das Auf- und Zurückhalten von Wasser. Zum Beispiel am Alfbach bei Pronsfeld. Dort sollen vorhandene Dämme an Straßen und Wirtschaftswegen oder andere Aufschüttungen „bedarfsgerecht angepasst“, also erhöht werden, damit sie mehr Wassser aufhalten können.

Besonders große Schäden richtete 2021 in der Gemeinde auch der Nussbach an: Für ihn soll das Büro Lenz untersuchen, wie der teils durch Rohre fließende Bach so verändert werden kann, dass er künftig eine geringere Gefahr darstellt.

In der Stadt Prüm schaut man auf den Tettenbach: Hinter der Feuerwache besteht bereits eine „Mini-Rückhaltung“, sagt Söhngen am Dienstag in der Ratssitzung. Man werde jetzt prüfen, „ob man die erweitern kann“.

Ein anderes Beispiel: der Dürrbach in Lasel, der 2016 und 2021 weit über seine Ufer trat. Eine Studie soll seinen gesamten Verlauf in den Blick nehmen und weitere Retentionsflächen identifizieren.

Und alles möglichst vor dem nächsten Hochwasser. Von dem niemand weiß, ob es in 80 Jahren oder in drei Wochen kommt. Allerdings sagt Söhngen auch: „Es ist komplexer, als es auf den ersten Blick aussieht.“

Vor allem, weil man das nicht einfach beschließen und machen darf: Die Vorhaben müssen beim Kreis abgesegnet werden. Söhngen: „Wir brauchen die wasserwirtschaftliche Genehmigung.“ Deshalb sei es höchste Zeit, „da einfach mal voranzukommen“.

Aber hätte man diese Schritte nicht schon früher einleiten müssen? „Wir wollten eigentlich schon zwei Jahre weiter sein“, sagt Söhngen – aber, siehe oben, da war eben die Pandemie. Und für die Vorsorgekonzepte ist die Bürgerbeteiligung unabdingbar.

Also will man nun an den genannten Stellen eingreifen – besonders auf Basis der Erfahrungen aus der Flut von 2021. „Da haben wir uns gesagt: Wir suchen uns jetzt Stellen heraus, wo wir von uns aus schon eine besondere Gefahr identifizieren – und wo man vielleicht was machen könnte.“

Es sei, das sagt Söhngen diese Woche auch, ein Versuch. Denn noch weiß man nicht, ob das alles auch wie gewünscht wirken wird. Dabei sollen nun die Fachbüros helfen – die Auftragserteilung beschloss der Rat auch dann in seiner Sitzung einstimmig.

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