Hochzeitshinweise an Eifel-Straßen: Der Bund fürs (K)Leben

Prüm/Arzfeld/Gerolstein · Schöner Brauch mit teuren Folgen: Zettel, Aufkleber und andere Hinweise, die ortsfremde Gäste zu Hochzeitsfeiern führen sollen. Die Straßenmeistereien weisen allerdings darauf hin, dass dabei leider auch Schäden entstehen - und die private Beschilderung richtig viel Geld kosten kann.

Herzchen, Schleifchen, Luftballons am Straßenrand - aha, da heiratet wieder jemand. Wenn, sagen wir, Susi und Stefan den sogenannten schönsten Tag ihres Lebens feiern, und zwar mit allem Pipapo, dann laden sie sich dazu viele Gäste ein. Und wenn diese Gäste nicht in der Nähe von Susi und Stefan wohnen, dann muss man ihnen zeigen, wie sie zum Fest finden.

Deshalb sieht man immer wieder, auch in der Eifel, an Leitpfosten und Straßenschildern Ballons oder Aufkleber mit den Namen des Brautpaars kleben oder flattern, die den Weg zur Feier weisen.
Schön, oder? Romantisch? Aber ja - nur eben nicht so für die Behörden, in diesem Fall Landesbetrieb Mobilität und Straßenmeistereien. Und die müssen den Hochzeitern deshalb leider den Spaß verderben.

Das tun sie unter anderem mit einer Mitteilung in den Amtsblättern der Verbandsgemeinden Arzfeld, Gerolstein und Prüm. Zitat: "Seit einiger Zeit ist vermehrt festzustellen, dass zu Hochzeiten und ähnlichen Anlässen die Einrichtungen des Straßenbaulastträgers genutzt werden. Entlang unserer Bundes-, Landes- und Kreisstraßen werden Luftballons, Herzen, Farbmarkierungen auf der Straße, an den Leitpfosten, Verkehrszeichen, Wegweisern und Vorwegweisern angebracht. Dies oft mit doppelseitigem Klebeband."
Und das sei nicht nur Sachbeschädigung, sondern auch noch gefährlich: "Markierungen auf der Fahrbahn können Verkehrsteilnehmer ablenken oder irritieren und dürfen in keinster Weise angebracht werden."

"Straßenbaulastträger" - hinter dem schmerzhaft unromantischen Begriff verbergen sich "Bund, Land oder Kreis, je nachdem", sagt Markus Fohn, stellvertretender Chef der Straßenmeisterei Prüm. Und er weist darauf hin, dass die Sache mit den Hochzeitsaufklebern nun einmal verboten sei.

Wobei sich die Behörden nicht aus passionierter Paragrafenreiterei an die Öffentlichkeit wenden, wie Meisterei-Chef Karl-Heinz Rach erklärt. Tatsächlich entstünden durch die Aufkleber echte Schäden (siehe Extra). Und zwar solche, sagt Rach, "die jeder zu tragen hat". Denn am Ende bezahle die Allgemeinheit. "Es ist ein Ärgernis und ein Problem", sagt Rach. "Das muss man so sehen."Und keiner macht die Zettel weg


Davon abgesehen seien die Mitarbeiter nicht dazu da, "diese ganzen Aufkleber zu beseitigen". Die mache nämlich kaum jemand hinterher wieder weg. Das verursache Kosten für die Straßenmeistereien - "und die Zeit kann nicht für wichtigere Aufgaben genutzt werden".
So sehr man auch Verständnis für alle habe, die ihre Gäste damit zur Feier navigieren wollen - wenn hinterher nicht alles wieder weggeräumt werde, müsse man von nun an versuchen, "die Verursacher zu ermitteln". Falls das nicht möglich sei, werde man Anzeige gegen unbekannt erstatten. Wobei der Meisterei-Chef dann doch ein wenig kulant wird: Die Zettel an den Leitpfosten könne er gerade noch akzeptieren. Nur bei Schäden an den teuren Hinweisschildern, da höre sein Verständnis auf.Meinung

Geht bestimmt auch anders
Tja: "Kaum hat man was, was einen freut - so macht der Alte Schwierigkeit." So schrieb der große Weise Wilhelm Busch in "Die Kirmes". Hätte auch auf das Behördenschreiben zur Hochzeitszettelkleberei gepasst. Aber in diesem Fall machen die Alten, pardon: die Straßenmeistereien, zu Recht Schwierigkeit, zumindest was die aufgeklebten Festhinweise an den teuren, gelben Schildern betrifft. Es geht bestimmt auch ohne. Wilhelmbuschmäßig gesagt: Das Gute, dieser Satz steht fest, sind Schäden, die man besser lässt. fp.linden@volksfreund.deExtra

Die Straßenmeistereien erklären, warum die Aufkleber an Hinweisschildern teuer werden können: Auf den Schildern sind nämlich Folien angebracht, die eine Reflektion in der Nacht möglich machen - "zur Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer". Wenn diese jedoch durch schwer entfernbare Klebestreifen beschädigt werden, dringt Feuchtigkeit ein, die Schilder werden matt und unleserlich. Das werde dann besonders teuer, wenn es sich dabei um einen sogenannten Vorwegweiser handle - das sind größere, gelbe Hinweisschilder, auf denen Dorf- und Stadtnamen stehen. Werde darauf die Folie lädiert, müsse man 500 bis 700 Euro für die Erneuerung bezahlen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort