Hoffen auf Ruhe am Eifelhimmel

Bitburg · Die große Vision vom Fracht- und Passagierflugplatz in Bitburg: Zwischenzeitlich hatte es den Anschein, dass es mit dem Projekt endgültig vorbei ist. Doch es herrscht Stillstand: Die rechtliche Situation ist vertrackt. Und über die Zukunft des Flugplatzes kann derzeit nur spekuliert werden. Was wünschen sich eigentlich die Anrainergemeinden? Der TV hat nachgefragt.

Bitburg. Mit dem Flughafen käme auch der Fluglärm: Deshalb wollten viele der Anrainergemeinden von Anfang an von einem großen Bitburger Fracht- und Passagierflugplatz lieber nichts wissen. Auch heute ist die Angst vor dem Fluglärm zwar immer noch ein Thema, aber das Hin und Her mit Lamparski sorgt unter einem Großteil der Bürgermeister der betroffenen Orte für noch mehr Aufregung.
"Alle haben gedacht, jetzt sei Schluss, spätestens zum Stichtag 10. April. Das wurde ja auch von allen Seiten so kommuniziert. Und jetzt machen die doch weiter - das versteht doch keiner", erklärt Otto Kranz, Bürgermeister von Scharfbillig. "Wir waren von Anfang an skeptisch, ob das überhaupt etwas werden kann, und haben uns gegen die fliegerische Nutzung ausgesprochen. Ob da jetzt Gewerbe oder Energie hinkommt - alles kann nur besser sein als das."
Leo Maus, Bürgermeister von Hüttingen, regt sich auf: "Das ist doch ein Unding! Das ist Bauernfängerei, dass der Kreis und die Stadt mit Lamparski keinen vernünftigen Vertrag zustande gebracht haben." Chancen für den Erfolg eines Großflughafens sah Maus nie: "Wo sollen denn die zwei Millionen Passagiere herkommen?"
Nicht so Willi Niederprüm, Bürgermeister von Niederstedem: "Der Plan, ohne öffentliche Mittel einen Flughafen zum Laufen zu bringen, war schon etwas Außerordentliches. Die Infrastruktur wäre vorhanden gewesen. Zwar hätten die Anrainergemeinden mit dem Fluglärm zu tun gehabt und unsere Wohnqualität hätte darunter gelitten, aber wir hätten auch Arbeitsplätze gewonnen." Das ließe sich nun auch mit der Ansiedlung von Gewerbe und Industrie realisieren.
Von einer Gewerbeansiedlung verspricht sich auch der Bürgermeister von Röhl, Klaus Proost, mehr als vom Flughafen: "Wir stehen zu der Aussage, dass mit dem Fliegen endgültig Schluss ist. Die Gewerbeansiedlung könnte Arbeit für unsere Leute bedeuten."
Sorgen wegen Nachtflug


"Man sollte nicht mehr zu lange damit warten, einen Gewerbe- und Energiepark zu errichten", so sieht das auch Walter Berger, Bürgermeister des Ortes Messerich. "An die große Fliegerei glaubt kein Mensch mehr." Berger kann nicht nachvollziehen, dass "man alles so aus der Hand gegeben hat". Die einzige Befürchtung sei nun für ihn, dass unter Umständen doch noch das Nachtflugverbot aufgehoben werden könnte.
"Ein solches Vorhaben lohnt sich ja nur mit Nachtfluggenehmigung", erklärt Otmar Kaufmann, Bürgermeister von Gondorf. Es sei den Gondorfer Bürgern aber nicht zumutbar, zehn Mal in der Nacht geweckt zu werden.
"Wir wissen, was uns erwarten würde: Als der Flugplatz noch militärisch genutzt wurde, verlief die Flugschneise direkt über Gondorf." Eine gewerbliche Nutzung des Flugplatzes ist Kaufmann lieber. "Ich habe ja schon vor Jahren gesagt, das mit dem Flughafen ist ein Windei, und als solches hat es sich jetzt herausgestellt. Lamparski ist nicht der richtige Mann für eine solche Geschichte", sagt Kaufmann und spielt damit auf die angebliche Pfändung von dessen Autos an.
Josef Klein, Ortsvorsteher von Bitburg-Mötsch, findet deutliche Worte: "Das hat alles zu lange gedauert, als dass da noch etwas Vernünftiges dabei herauskommen könnte. Das ist auch den Menschen nicht mehr zu vermitteln. Ich fordere Kreis und Stadt auf, jetzt miteinander zu sprechen und gemeinsam eine Lösung zu finden, damit Lamparski nicht noch stärker wird. Es ist an der Zeit, dass jetzt ein Schlussstrich gezogen wird."Extra

Paul Steinbach (58), Bitburg-Erdorf: Die jetzige Situation hätte man vermeiden können, wenn man bei Abschluss der Verträge alle Szenarien eines möglichen Scheiterns durchgespielt hätte. Ich befürworte nach wie vor die fliegerische Nutzung, weil die Infrastruktur da ist. Evelyne Grösser (72), Bitburg: Ich kann verstehen, dass einige die fliegerische Nutzung befürworten, schon alleine wegen der möglichen Arbeitsplätze. Aber ich genieße die Ruhe in Bitburg, und wenn man den Tourismus fördern will, sollte man das Fliegen sein lassen. Edgar Nesges (47), Nattenheim: Es herrscht ziemlich viel Unklarheit zurzeit, und das ist nicht in Ordnung. Ich bin für die fliegerische Nutzung des Flugplatzes, aber ob es in diesen Dimensionen sein muss? Keiner weiß, wohin die Reise geht, das sollte sich ändern. German Schmitz (76), Bitburg: Wenn die Finanzierung stimmen würde, wäre ich schon für einen Flugplatz. Ganz einfach deshalb, um die Infrastruktur und den Wert des Flugplatzes zu erhalten. Die jetzige Situation ist wenig erbaulich. (lyv)/TV-Fotos (4): Lydia Vasiliou

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