Holperstrecke sorgt für Unmut

Unzufriedene Autofahrer, genervte Anwohner und ein Stadtrat, der gar eine Resolution verabschieden will: Die Straßenbauarbeiten an der L 4 in Neuerburg sorgen für Unmut. Denn seit Weihnachten tut sich nichts - und die Fahrzeuge holpern über eine Schotterpiste.

 Hier werden Autofahrer ordentlich durchgeschüttelt: Die Baustelle an der L 4 in Neuerburg stößt auf Kritik. TV-Foto: Stephan Brunker

Hier werden Autofahrer ordentlich durchgeschüttelt: Die Baustelle an der L 4 in Neuerburg stößt auf Kritik. TV-Foto: Stephan Brunker

Neuerburg. Rund 3000 Fahrzeuge fahren täglich über die L 4 bei Neuerburg. Derzeit allerdings trifft es der Ausdruck "holpern" wohl besser: Denn sehr zum Ärger vieler Autofahrer ähnelt die Straße zwischen dem Neuerburger Krankenhaus und dem Hotel "Euvea" einer Schotterpiste. Statt über einen festen Straßenbelag rumpeln die Verkehrsteilnehmer seit Weihnachten über groben Schotter. "Ich weiß von zwei Leuten in unserem Haus, die sich bereits einen Platten gefahren haben", berichtet Horst Emonts, Technischer Leiter in der Marienhausklinik Neuerburg. Zudem verursache die begonnene Straßensanierung (siehe Extra) nicht nur Schmutz, der ins Krankenhaus hineingetragen werde, sondern auch eine unangenehme Geräuschkulisse. "Billiges Flickwerk", schimpft auch ein Autofahrer, der ungenannt bleiben möchte: Es gebe regelrechte Krater in der Straße, bei Regen bildeten sich tiefe Pfützen.

Die ausführende Firma Wadle aus Bitburg wehrt sich gegen die Vorwürfe. "Wir wollten ursprünglich noch vor dem frühen Wintereinbruch vor Weihnachten eine Tragschicht auf der Fahrbahn aufbringen", sagt Bauleiter Christian Peters, "aber dazu wäre eine Vollsperrung nötig gewesen, die nach Absprache mit der VG und Stadt Neuerburg wegen des Weihnachtsgeschäfts nicht erwünscht war." In der Tat hatte Neuerburgs Stadtbürgermeisterin Anna Kling in der Vorweihnachtszeit erfolgreich protestiert, als der für die Bauplanung zuständige Landesbetrieb Mobilität (LBM) in Gerolstein eine Vollsperrung angekündigt hatte: Angesichts der zu erwartenden Umsatzeinbußen sei eine Vollsperrung im Dezember für die Geschäftsinhaber nicht zumutbar. Was nach Weihnachten folgte, waren Schnee und Eis - seitdem stehen die Bagger still. Dabei wäre es laut Bauleiter Peters nicht nur für die Verkehrsteilnehmer besser gewesen, wenn der Abschnitt noch vor dem Wintereinbruch eine Tragschicht bekommen hätte - auch das Bauunternehmen hätte profitiert: "Es ist sehr zeit- und kostenintensiv, die Schotterfahrbahn über den Winter aufrechtzuerhalten."

Warum allerdings die Bauarbeiten überhaupt erst nach den Herbstferien losgingen, versteht Krankenhausmitarbeiter Emonts nicht: "Das hätte man doch wirklich besser planen können!" Auch diesen Vorwurf weist die Firma Wadle von sich: Man habe den Auftrag im September bekommen, sagt Bauleiter Peters: "Zu solch einer Baustelle gehören eine gewisse Vorbereitungszeit, Planung sowie Koordinierung mit anderen Baustellen, so dass wir erst im Oktober beginnen konnten."

Auch der Neuerburger Stadtrat ist offenbar nicht zufrieden: In der nächsten Stadtratssitzung soll eine Resolution verabschiedet werden. Kritikpunkt darin: die angekündigte vier- bis sechswöchige Vollsperrung, die auf jeden Fall vermieden werden soll. Denn die geplante Umleitung ist erheblich: Sie soll vom Zinnenplatz über die L 4 auf die L 10 bis Krautscheid, über die L 9 nach Philippsweiler und über die L 8 nach Weidingen, Utscheid und Niederraden bis zur Einmündung der L 4 bei Sinspelt führen.

Der Stadtrat befürchtet eine starke Beeinträchtigung für die meisten Betriebe und Geschäfte in Neuerburg: Für die Bürger werde der Einkauf zum "Halbtagesausflug". Darüber hinaus seien die ambulanten Hilfsdienste ebenso betroffen wie Friedhofsbesucher und die vielen Schüler und Kindergartenkinder, die mit dem Bus nach Neuerburg kommen. Die Initiatoren der Resolution schlagen stattdessen vor, in dem betroffenen Abschnitt Bürgersteig und Grünstreifen miteinzubeziehen und den Verkehr über eine Ampel einspurig an der Baustelle vorbeizuführen. ExtraStraßensanierung: Rund 700 000 Euro kosten die Bauarbeiten zwischen dem Neuerburger Krankenhaus und dem Hotel "Euvea". Der zuvor mit Schlaglöchern und Rissen übersäte 300 Meter lange Abschnitt wird komplett saniert, inklusive der Erneuerung der Gehwege sowie der Kanäle und Wasserrohre. Bis zum Baustopp kurz vor Weihnachten konnten bereits Wasserleitungen und die Kanäle sowie die Hausanschlüsse gelegt und der Aufbau für die Straße durchgeführt werden. Was noch fehlt, sind die Verlegungen von Kabeln für die RWE und die Telekom, der Aufbau der Gehwege sowie die Asphaltarbeiten. An den Kosten beteiligen sich das Land mit 450 000 Euro für den Straßenbau, die Stadt mit 117 000 Euro für die Gehwege sowie die VG-Werke mit 88 000 Euro und die Kommunalnetze Eifel mit 45 000 Euro. Nach jetzigem Stand sollen die Arbeiten voraussichtlich im Juni abgeschlossen werden. (neb)

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