Holsthumer Hopfen ist standorttreu

Das feinherb-bittere Aroma, das den Holsthumer Mittelgebirgs-Hopfen zum besten deutschlandweit macht, ist zu voller Reife gelangt. Vier Wochen lang werden früh-, mittel- und spätreife Sorten geerntet. Rund 300 Reben in der Stunde passieren die Hopfenpflückmaschine. Resultat: Beste Dolden, mit denen es weitergeht.

 Andreas Dick, Juniorchef im Hopfenerlebnishof Dick in Holstum, prüft, ob die Hopfendolden erntereif sind. TV-Foto: Kathrin Hofmeister

Andreas Dick, Juniorchef im Hopfenerlebnishof Dick in Holstum, prüft, ob die Hopfendolden erntereif sind. TV-Foto: Kathrin Hofmeister

Holsthum. In Holsthum sehen "Goldbarren" anders aus: Es sind etwa ein Meter hohe Rechtecke, gefüllt mit besiegeltem Hopfen. "Ein wunderbares Goldstück" nennt Hopfenbauer Herbert Dick das Resultat der diesjährigen Ernte. Es ist vor allem das "Feinherb-Bittere", das den Holsthumer Aromahopfen zu einem Spitzenprodukt macht, und Pils-Bier seinen unverwechselbaren Geschmack verleiht. Steht er zur Abholung für die Bitburger Brauerei bereit, haben die Dolden einen sogenannten Darrevorgang hinter sich.

Hopfen reift am besten an der Wein-Weizen-Grenze



70 Prozent Feuchtigkeit, mit denen die Fruchtstände aus der Pflückmaschine kommen, werden im Hopfendarren innerhalb von sechs Stunden bei 65 Grad Celsius auf 10 Prozent reduziert. Danach wird "das grüne Gold" auf verschiedenen Hopfenböden weitere acht Tage umgeschaufelt und abgekühlt. Mit den Inhaltsstoffen, die verantwortlich sind für den Geschmack, die goldgelbe Farbe und den Schaum des Bieres, liegt der Hopfen der Eifel 30 Prozent über dem Bundesdurchschnitt. "Man sagt, Hopfen reife am besten an der Wein-Weizen-Grenze", weiß der nördlichste Hopfenanbauer Deutschlands zu berichten.

Doch neben der klimatisch günstigen Lage im Prümtal macht vor allem die fachgerechte Kultur aus der bis acht Meter hohen Schlingpflanze ein Qualitätsprodukt. "Man muss sich den Hopfen wie einen Weinstock vorstellen", erklärt Herbert Dick, "nur, dass er jedes Jahr aufs Neue aus dem überwinternden Wurzelstock austreibt."

Anders als den knorrigen Reben sieht man ihm sein Alter von 80 bis 100 Jahren nicht an. Von den bis zu 100 Trieben lässt der Hopfenbauer im Frühjahr nur zwei bis drei stehen und dreht sie im Uhrzeigersinn am Draht empor. Ab da will die weibliche Staude laut Sprichwort "ihren Herren jeden der 100 Tage ihres Wachstums sehen". Zunächst bedeutet das, wie in alten Landverordnungen verzeichnet, "alle Hopfenmänner im Umkreis von 500 Metern zu vernichten". Der Grund liegt in der Biologie der Pflanze: Hopfen ist zweihäusig, das heißt, es gibt männliche und weibliche Pflanzen.

Anbauwert haben nur die weiblichen. Um keinen Samen zu produzieren, dürfen sie nicht von männlichen befruchtet werden. Nur so bilden die Kultursorten die wertvollen Inhaltsstoffe.

Für die interessiert sich auch die Medizin immer stärker. Von der wassertreibenden Wirkung bis zum Heilmittel gegen innere Unruhe schätzt man den Appetit-anreger. Seit neuestem ist "Xanterhormon" im Gespräch, das freie Radikale fängt.

Die antiseptische Wirkung des Hopfens kennt man schon lange. "Selbst beim Brotbacken hat man früher Hopfen untergemischt, um es haltbarer zu machen", so Herbert Dick. In Holsthum muss man es wissen, schließlich ist der Hopfenanbau hier seit 1560 urkundlich dokumentiert.

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