Hopfen und Eisenbahn

MALBERG. (red) Wer heute entlang der Berghänge um St. Thomas, Kyllburg und Malberg wandert, wundert sich über die vielen, teils eingefallenen Bruchsteinmauern mit Sandsteinstufen. Ungezählte Terrassen säumen die Hänge. Das war nicht immer so! Einst lagen hier Hopfengärten. TV-Leser Manfred Dziallas aus Elchingen bei Ulm erinnert sich.

Der Chronist berichtet von den Kurgästen, die sich über die hohen "Bohnenstangen" im Kylltal wunderten; aber auch von den enormen Preisschwankungen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Um 1910 lohnte sich der Anbau nicht mehr. Die Menschen fanden ihr Auskommen anderweitig und die letzten Stöcke wurden ausgegraben. Wann der Hopfenanbau in unserer Heimat begann, weiß niemand zu sagen. Nachgewiesen ist er seit über 350 Jahren, doch vermutlich liegen die Anfänge schon im Mittelalter. In Malberg erinnert noch heute "et Hoaphäuschen" im Burggarten an diese Zeit. In diesen Gebäuden wurde der geerntete Hopfen auf Darren eingelagert und getrocknet. Im Dorf erzählten die alten Leute früher den Kindern folgende Geschichte: "Als die Eisenbahn vermessen wurde, ging sie hier durch den Berg (Flur zwischen St. Thomas und Malberg). Da haben sich die Malberger Schöffen gewehrt, weil durch den Rauch und den Dampf der Hopfen zugrunde gehe! Dadurch bekam Bitburg die Bahn nicht." Und weiter berichteten sie von der geplanten Brücke über die Kyll und der damit verbundenen Bahnhofsanlage beim Judenfriedhof in der Gemarkung "iwa Kiehl/über der Kyll). Auch der Name der Bahnstation war allgemein bekannt: Kyllburg-Malberg. Handelt es sich dabei um ein wahres Geschehen, oder war es ein von den Voreltern erfundenes Wunschdenken - wer kann es heute noch wissen?! Zu einer Zeit, als sich jeder größere Ort um einen Eisenbahnanschluss bemühte, war die Haltung der Malberger Schöffen eher die Ausnahme. Auch die Eisenhütte hätte nur von der Strecke profitiert. Die Linienführung der Eifelbahn wäre wesentlich einfacher und geradliniger gewesen. Anstelle von Dechen-, Kyllburger- und Wilseckertunnel wäre ein mittellanger Tunnel gegraben worden, dann dem Lauf der Kyll folgend unterhalb von Bertert wäre die Strecke nahe der Wilsecker Schlucht wieder auf die heute bestehende Trasse gestoßen. Vielleicht verwechselten die Altvorderen die Eifelbahn mit der geplanten, aber nie gebauten Verbindung von Kyllburg nach Körperich. Heute scheint das alles egal. In einer Zeit, in der ohne Not eine Nebenbahn nach der anderen aus der Eifel verschwindet und die Hauptbahn Köln - Trier dereinst auf ihrer gesamten Länge mit zwei durchgehenden Hauptgleisen, der ganze Stolz ihrer Erbauer der Rheinischen Eisenbahngesellschaft, auf langen Streckenabschnitten des zweiten Gleises beraubt und die Bahnhöfe auf ein Minimum "zurechtgestutzt" sind, erinnert man sich wehmütig an die Bemühungen der Vorfahren um Anschluss "an die große, weite Welt"! Man stelle sich den Aufschrei in der Bevölkerung vor, wenn alle Autobahnen in Deutschland auf Feldwegniveau "zurückgebaut" würden!

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